Bahnhof Hochstadt: Wer hat eine Erleuchtung?

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Kneipe, Wohnungen oder Geschäftsräume - im Hochstadter Bahnhof könnte vieles entstehen. Wenn es einen gäbe, der den ersten Schritt wagt. Foto: Popp
Kneipe, Wohnungen oder Geschäftsräume - im Hochstadter Bahnhof könnte vieles entstehen. Wenn es einen gäbe, der den ersten Schritt wagt. Foto: Popp
Baustahl wird am Straßenrand gelagert. Das ergibt kein schönes Bild. Foto: Popp
Baustahl wird am Straßenrand gelagert. Das ergibt kein schönes Bild. Foto: Popp
 
Die Zufahrt zum Hochstadter Bahnhof wirkt nicht gerade einladend. Foto: Popp
Die Zufahrt zum Hochstadter Bahnhof wirkt nicht gerade einladend. Foto: Popp
 
Das Bahnhofsgebäude Hochstadt bietet rund 650 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Foto: Popp
Das Bahnhofsgebäude Hochstadt bietet rund 650 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Foto: Popp
 
Die Rückseite des Hochstadter Bahnhofsgebäudes. Es seiht verlassen aus. Foto: Popp
Die Rückseite des Hochstadter Bahnhofsgebäudes. Es seiht verlassen aus. Foto: Popp
 
Der Bahnhof Preetz, Schleswig-Holstein, vor der Sanierung. Foto: privat
Der Bahnhof Preetz, Schleswig-Holstein, vor der Sanierung.  Foto: privat
 
Der Bahnhof Preetz hat sich von einer grauen Maus zu einem schmucken Gebäude gemausert. Foto: privat
Der Bahnhof Preetz hat sich von einer grauen Maus zu einem schmucken Gebäude gemausert. Foto: privat
 
In dem Bahnhof ist moderner Wohnraum entstanden. Foto: privat
In dem Bahnhof ist moderner Wohnraum entstanden. Foto: privat
 
Schlagloch am Rand der Straße zum Hochstadter Bahnhof Foto: Popp
Schlagloch am Rand der Straße zum Hochstadter Bahnhof Foto: Popp
 

Seit sich die Deutsche Bahn von der Immobilie getrennt hat, sind noch ein paar Lichter mehr ausgegangen an dem einst so stolzen Gebäude des Hochstadter Bahnhofs. Das darf nicht so bleiben, findet der Bürgermeister.

Der Bahnhof Hochstadt-Marktzeuln ist nicht mehr das Aushängeschild, das er sein könnte, als eines der wichtigsten Verkehrsdenkmäler im Landkreis Lichtenfels. Von einem namhaften Architekten geplant war er zum Zeitpunkt seiner Entstehung im 19. Jahrhundert seiner Zeit weit voraus. Mit den Jahren geriet der einstmals stolze Bau zusehends aufs Abstellgleis. Die Deutsche Bahn legt keinen Wert mehr auf Bahnhöfe abseits der Metropolen.

Bei einer Versteigerung im Dezember 2012 erhielt ein Geschäftsmann aus Baden-Württemberg den Zuschlag. Drei Monate später kam er erstmals nach Hochstadt, um das erworbene Objekt - für ihn eine Kapitalanlage - in Augenschein zu nehmen. Er wäre bereit, etwas Schönes aus diesem Bahnhof zu machen, betonte er - wenn sich denn ein ernsthafter Interessent fände. Anregungen und Ideen gab es in der Zwischenzeit zwar, doch keine Verhandlungen, die dazu geeignet waren, den ersten Schritt zu tun.
Er könne und wolle nicht ins Blaue hinein investieren, sondern sich mit einem künftigen Mieter oder Pächter abstimmen, sagte uns der Eigentümer jüngst auf Nachfrage. Für die Einrichtung einer Krankengymnastikpraxis habe sich jemand interessiert, auch zwei Gastronomen hätten sich vor Ort umgeschaut. Doch das triste Umfeld sei von den Betreffenden als Minuspunkt vermerkt worden. Der Eigentümer möchte namentlich in der Zeitung nicht genannt werden. Seine Facebook-Seite "Bahnhof Hochstadt-Marktzeuln sucht Mieter" stünde aber jedermann offen.


Kontakt zum Rathaus

Im Hochstadter Rathaus ist der Mann natürlich namentlich bekannt. Im Landratsamt Lichtenfels auch, wo er sich bald nach dem Kauf auf Ideensuche an den "Zukunftscoach" wandte. Er hätte sich Räumlichkeiten für Existenzgründer im Hochstadter Bahnhof vorstellen können, berichtet der Baden-Würtemberger. Auf seine Anregung hin habe er jedoch keine Antwort erhalten, weder da wie dort sei es zu einem persönlichen Kontakt gekommen.

Vor kurzem gab es diesen Kontakt. Der Zweite Bürgermeister der Gemeinde, Max Zeulner, hatte wegen der düsteren Ausleuchtung im Bahnhofsbereich die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU), seine Schwester, eingeschaltet. "Ich teilte Frau Zeulner mit, dass es Sache der Gemeinde und nicht eines Hauseigentümers ist, für ausreichend Beleuchtung auf öffentlichen Straßen zu sorgen", berichtet der Angesprochene. Es sei darauf zu einem konstruktiven Gespräch gekommen.

Auch Bürgermeister Thomas Kneipp (CSU) stört sich an der teilweise ausgefallenen Beleuchtung im Bahnhofsbereich. Schon im Frühjahr regte er eine Besichtigung mit dem Bauausschuss an, um Abhilfe zu schaffen. Aber das Gremium vertrat die Auffassung, die Gemeinde sei hier nicht zuständig. In der jüngsten nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung wurde das Thema erneut aufgegriffen. Kneipp kündigte danach an, ein Angebot "für eine ordentliche Beleuchtung" einzuholen. An der Zufahrt werde wohl in absehbarer Zeit ebenfalls etwas geschehen. Die sei zwar Eigentum der Bahn, jedoch schon vor Jahrzehnten als öffentliche Straße gewidmet worden. Deshalb müsse die Gemeinde zumindest Gefahrenstellen beseitigen. Da nächstes Jahr hier eine Kanalsanierung ansteht, wie der Bürgermeister wissen ließ, böte sich dieser Zeitpunkt an.

Eine konkrete Anregung zur Nutzung des Bahnhofes sei ihm nicht zu Ohren gekommen, sagte Kneipp. Er selbst würde eine Kneipe reinmachen und sie dann "Endstation" nennen. Spaß beiseite - es gibt etwas, was in Hochstadt häufig nachgefragt wird: Wohnungen. Wohnraum war auch einmal im Bahnhof. Der letzte Mieter ist vor wenigen Jahren ausgezogen.


Was man aus einem Bahnhof machen kann

Die Kleinstadt Preetz in Schleswig-Holstein bekam dieser Tage Besuch von einem Fernsehteam. In einem Beitrag dokumentiert der NDR die Sanierung des dortigen Bahnhofes. Der dient als Beispiel für die zeitgemäße Nutzung eines denkmalgeschützten Gebäudes durch modernes Wohnen und Gastronomie. Der Eigentümer ist derselbe wie der des Hochstadter Bahnhofes - ein Beweis dafür, dass der Mann sehr wohl bereit ist, zu investieren, wenn entsprechend Interesse bekundet wird. Wirtschaftsförderer Helmut Kurz vom Landratsamt sieht durch die Lage am sterneprämierten "Mainradweg" auch Ansätze für eine touristische Nutzung, wie er auf Nachfrage der Redaktion mitteilte. MdB Emmi Zeulner findet den "Gesundheitsbahnhof" der Gemeinde Harsdorf (Kreis Kulmbach) mit Arzt- und Physiotherapie-Praxis sowie Wohnungen nachahmenswert.



Kommentar


"Substanz, die gebraucht wird"


ohnraum schaffen, vor allem bezahlbaren Wohnraum - das wird ein großes Thema der nächsten Jahre sein. Wir brauchen ihn für Flüchtlinge, von denen ein erheblicher Teil hier seine Zukunft sieht, aber auch für Menschen, die über kein großes Einkommen verfügen. Nie gab es weniger Sozialwohnungen in unserem Land als heute. Das ist eine Folge der Privatisierungspolitik, die auch bei der Bahn negative Begleiterscheinungen hatte. Ungepflegte Immobilien zum Beispiel. Wie aber sollen Städte und Gemeinden den Anforderungen gerecht werden, wenn ihnen selbst kaum Wohnungen gehören und sie auch nicht finanzkräftig genug sind, um sich um sanierungsbedürftige Objekte zu kümmern?
Der Bund wird investieren oder Förderprogramme auflegen müssen, die anderen ein Investieren ermöglicht. Es wird auch auf unterer Ebene eine umsichtige planerische Weichenstellung nötig sein, um nicht Orte im Kern ausbluten zu lassen und an der Peripherie Siedlungen hochzuziehen.
Das heißt nicht zwingend, dass man in Bahnhöfen wohnen muss. Aber man kann in Bahnhöfen wohnen. Es haben da schon früher Menschen gewohnt, als es noch nicht die Möglichkeiten des baulichen Schallschutzes von heute gab. Was wir uns auf keinen Fall leisten können, ist Leerstand.