Ein großes Kettenfahrzeug versperrt den Durchgang: In Strössendorf und im Altenkunstadter Kommunalparlament macht sich darob Unmut breit.
Beim symbolischen Spatenstich für die Sanierung der Strössendorfer Baumgartenstraße Anfang Oktober war die Welt für die Anwohner und die Gemeinde noch in Ordnung. Sogar einen Parkplatz für die Anlieger hatte die Baufirma STL errichtet. Doch inzwischen ist man verärgert über das Sonneberger Unternehmen. Zunächst gab der alte Bagger seinen Geist auf und drei Wochen lang tat sich auf der Baustelle nichts. Jetzt versperrt ein großes Kettenfahrzeug die gesamte Straße. Nicht nur, wenn tagsüber gearbeitet wird, sondern auch nachts und am Wochenende. Mit fatalen Folgen: Rettungsfahrzeugen bleibt die Straße versperrt.
"Der schmale Durchgang ist eine Katastrophe", machte Anlieger Ottmar Hetz am Dienstagabend nach der Gemeinderatssitzung seiner Verärgerung Luft. Zugleich schilderte er, mit welchen Problemen die Anwohner tagtäglich zu kämpfen haben. "Mit dem Kinderwagen kommt man nicht durch.
Die Arbeiter müssen ihn hinüberheben. Mit dem Mülleimer bleibt man oft am Bagger hängen. Ganz zu schweigen von den Wochenendeinkäufen, die für viele Anwohner zum Problem werden, vor allem wenn Getränkekästen ins Haus geschleppt werden müssen."
"Untragbarer Zustand"
Zweiter Bürgermeister Georg Deuerling von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) hatte den "untragbaren Zustand", so seine Wortwahl, auf das Gemeinderatstablett gebracht. Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) brachte Verständnis für die Verärgerung der Bürger auf. "Es macht auch für uns von der Gemeinde keinen Spaß, wenn eine Baustelle nicht funktioniert. Wir können die Firma nicht zwingen, sondern nur mit ihr reden."
Geschäftsstellenleiter Alexander Pfaff verwies darauf, dass Rettungswege freizuhalten seien.
Wie es mit der Haftungsfrage aussehe, wollte Thorsten Schmidtke von den Jungen Bürgern (JB) wissen. In punkto Privatrecht musste der Experte passen. "Aber öffentlich-rechtlich können wir die Haftung an die Firma übertragen", stellte er klar.
Um zu ihren Anwesen zu gelangen, laufen derzeit viele Bewohner der Baumgartenstraße über Privatgrund. Diesen Umstand sprach Jan Riedel (FBO) an, der zugleich den Bürgermeister fragte: "Zahlt die kommunale Unfallversicherung, wenn jetzt im Winter bei Eisglätte und Schnee etwas passiert?" Am Ende, so seine Befürchtung, könnte der Privatmann der Gelackmeierte sein und zur Rechenschaft gezogen werden. Hümmer zeigte sich diesbezüglich skeptisch, versprach aber Erkundigungen einzuholen.
Walter Limmer sprach ein grundsätzliches Problem an: die Art der Ausschreibung. "Der Billigste ist nicht immer der Beste", sagte er.
Schon vor Jahren habe er angeregt, bei einer öffentlichen Ausschreibung einen Bewertungskatalog anzuwenden. "Ob man mit einer anderen Firma besser gefahren wäre, wisse man nicht", erwiderte der Bürgermeister.
Schwierige Situation vor Ort
Was sagt das Unternehmen zu den Problemen auf der Baustelle? Geschäftsführer Matthias Greiner verwies im Gespräch mit dem FT auf die schwierige Situation vor Ort: "Wir haben es mit einem sehr engen Baufeld zu tun, auf dem wir nur vor Kopf arbeiten können, das heißt der Bagger bewegt sich rückwärts und trägt dabei den Boden ab. Zum Einsatz kommt ein sogenannter Longfront-Bagger, der über einen sehr langen Arm verfügt."
Zum Abtransport des großen und schweren Baugeräts brauche man ein Spezialfahrzeug. Mit einem normalen Tieflader gehe das nicht.
Zudem müsste man, so Greiner, die Baustelle immer wieder verfüllen und danach wieder öffnen. "Das führt nur zu Verzögerungen und höheren Kosten", stellte der Geschäftsführer fest.
Würde man den Longfront-Bagger, so der Experte, auf einer Straße fahren lassen, um ihn außerhalb der Baumgartenstraße abzustellen, würde das zu Straßenschäden führen. Das wäre sicherlich nicht im Sinne der Gemeinde. Für ihn gibt es nur folgende Lösung: "Wenn wir den Bagger auf einem Acker am Ende der Baustelle nachts und am Wochenende parken könnten, was bislang nicht möglich gewesen war, ließe sich das Problem beseitigen."
Im Rahmen der Dorferneuerung wurden in Strössendorf die Weidnitzer Straße, die Kellergasse und der Biberbach voll ausgebaut. Nun werden die Anlieger von der Gemeinde zur Kasse gebeten.
Einstimmig beschloss der Gemeinderat, die Abrechnung der Straßenausbaubeiträge für die oben genannten Straßen.
Bürger müssen blechen
Die Weidnitzer Straße bildet als Hauptverkehrsstraße eine Abrechnungseinheit, die zwei Ortsstraßen bilden ein gemeinsames Abrechnungsgebiet, da sie einen Straßenzug bilden. Bei einer Hauptverkehrsstraße beläuft sich der Gemeindeanteil bei der Abrechnung in Altenkunstadt auf 50 bis 80 Prozent, bei den Ortsstraßen nur auf 20 bis 50 Prozent.
Jörg Michalek von der Gemeindeverwaltung bezifferte den Straßenausbaubeitrag auf acht Euro für die Weidnitzer Straße und auf sieben Euro für die beiden anderen Straßen. Nach Auskunft des Bürgermeisters werden die Bescheide in diesem Jahr fertiggestellt und im Jahr 2017 verschickt.