Badekur im Blättermeer

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Margit Schreppel führt beim "Waldbaden" durch den Forst rund um Vierzehnheiligen.Archiv Margit Schreppel
Margit Schreppel führt beim "Waldbaden" durch den Forst rund um Vierzehnheiligen.Archiv Margit Schreppel
Kindern vermittele Margit Schreppel die Freude an der Mystik des Waldes.Archiv Margit Schreppel
Kindern vermittele Margit Schreppel die Freude an der Mystik des Waldes.Archiv Margit Schreppel
 
Vor dem Waldspaziergang mit Kindern liest Margit Schreppel Märchen vor, mit denen sie die Kinder einstimmt.Archiv Margit Schreppel
Vor dem Waldspaziergang mit Kindern liest Margit Schreppel Märchen vor, mit denen sie die Kinder einstimmt.Archiv Margit Schreppel
 
Bis zu 15 Teilnehmer haben die Gruppen, die Margit Schreppel durch die Wälder führt.Archiv Margit Schreppel
Bis zu 15 Teilnehmer haben die Gruppen, die Margit Schreppel durch die Wälder führt.Archiv Margit Schreppel
 
Der Blick ins Blätterdach des Waldes kann sehr entspannend sein.Archiv Margit Schreppel
Der Blick ins Blätterdach des Waldes kann sehr entspannend sein.Archiv Margit Schreppel
 
Ruhe finden im Wald - Margit Schreppel gibt Anregungen, wie das am besten gemacht werden kann.Archiv Margit Schreppel
Ruhe finden im Wald - Margit Schreppel gibt Anregungen, wie das am besten gemacht werden kann.Archiv Margit Schreppel
 
Sich einen Baum suchen, der besonders gut zu einem passt - auch das gehört zum "Waldbaden".Archiv Margit Schreppel
Sich einen Baum suchen, der besonders gut zu einem passt - auch das gehört zum "Waldbaden".Archiv Margit Schreppel
 
Kindern die Freude am Wald zu vermitteln macht Margit Schreppel besonders viel Freude.Archiv Margit Schreppel
Kindern die Freude am Wald zu vermitteln macht Margit Schreppel besonders viel Freude.Archiv Margit Schreppel
 
Das Basteln mit Gegenständen aus dem Wald ist beim "Waldbaden" für Kinder ein kreatives Element.Archiv Margit Schreppel
Das Basteln mit Gegenständen aus dem Wald ist beim "Waldbaden" für Kinder ein kreatives Element.Archiv Margit Schreppel
 

Die Lichtenfelser Heilpraktikerin Margit Schreppel führt durch den Forst rund um Vierzehnheiligen. "Waldbaden" nennt sie diese Exkursionen. Das Entschleunigen unseres Alltags ist ihrer Meinung nach wichtig, um gesund zu bleiben.

Die Kelten bauten Wallanlagen mit mächtigen Holzpalisaden und Zangentoren, um Feinde abzuwehren. Freunde fanden sie in den Naturgottheiten rund um ihre Siedlungen. Sie verehrten Bäume und Seen, in denen sie diese Götter vermuteten. Besonders schöne Wälder waren als heilige Haine herausragende Orte ihrer Naturreligion.

Intensives Naturerleben ist heute für die meisten Menschen eine Ausnahme. Das Leben spielt sich in Räumen, vor dem Fernseher und Computer ab. Entsprechend unausgeglichen sind die Menschen.

Das möchte die Lichtenfelser Heilpraktikerin Margit Schreppel ändern. "Stress ist die Epidemie des 21. Jahrhunderts", sagt sie. Seit einigen Jahren bietet sie Entspannungstouren durch den Wald bei Vierzehnheiligen an, aber auch bei Isling und am Kordigast. "Waldbaden - die Heilkraft des Waldes nutzen" lautet der Titel dieser vierstündigen Ausflüge, an denen sich jeweils bis zu 15 Personen beteiligen können. Es geht ums Entschleunigen, Ruhefinden, Meditieren und ums bewusste Wahrnehmen der Umwelt. "Die größte Kunst in der heutigen Zeit ist das Nichtstun", sagt die 52-Jährige.

Durch den Wald schlendern

Beim "Waldbaden" geht es nicht darum, weite Strecken zurückzulegen. Etwa fünf Kilometer lang sind die Touren. "Klassisches Waldbaden ist eine Kombination aus Gesundheitsprophylaxe, Entspannung, Achtsamkeit, Naturverbundenheit und Stressminderung", erklärt sie. Die Teilnehmer sollen dabei den Wald mit allen Sinnen wahrnehmen. Den Duft des Waldes an einem Sommertag wahrnehmen - oder nach einem ergiebigen Regen. Auf feine Geräusche lauschen. Atemübungen machen, um die Waldluft aufzunehmen. Die Rinde eines Baumes betrachten, um anschließend in die Ferne zu blicken. In den Himmel und in die Baumkronen schauen.

All das sind Inhalte des "Waldbadens", wie es Margit Schreppel anbietet. "Der Baum symbolisiert von jeher unseren Lebenswandel, das Werden - Sein - Vergehen", sagt sie, "das versuche ich nahezubringen und bewusst zu machen."

Kaum eine Generation, fährt sie fort, habe sich so weit von der Natur entfernt wie unsere heutige, "keine Generation hat so viel Zeit in viereckigen Räumen verbracht." Die Heilpraktikerin, die zudem examinierte Krankenschwester ist, fügt hinzu: "Je weiter sich der Mensch von der Natur entfernt, desto weiter entfernt er sich von der Gesundheit." Beim "Waldbaden", verändere sich der Blickwinkel aufs Leben, die Pulsfrequenz normalisiere sich, die Atmung werde besser. "Die Zeit bekommt eine andere Dimension - man vergisst Ort und Zeit."

Sich hinsetzen und nichts tun

Sich einfach im Wald hinsetzen und nichts tun - auf diese Formel lässt sich das "Waldbaden" bringen. Langsames Gehen und meditative Einheiten seien wichtige Elemente, denn die Teilnehmer sollen herunterfahren, den Stress und die Hektik des Alltags vergessen. Das sei anders als beim Wandern, Joggen oder Biken. Sie habe schon Menschen gesehen, die hätten sich an einen Baum gelehnt und seien dort eingeschlafen - ganz im Einklang mit der Natur.

Für Erwachsene und Kinder

"Waldbaden" sei zu jeder Jahreszeit möglich (nächste Termine: 4. Mai, 9. Juni, 7. Juli und 11. August). Der Teilnehmerkreis sei oft bunt gemischt. Von der Landwirtin bis zum jungen, durchtrainierten Angestellten nehmen Menschen jeden Alters daran teil. "Ich gebe zunächst eine kleine Einführung, dann sind wir im Wald unterwegs", beschreibt sie die Veranstaltungen.

Was Margit Schreppel mit Erwachsenen macht, das bietet sie auch für Kinder an. Das zweistündige Kinderprogramm unterscheidet sich von dem für Erwachsene. Kindern erzählt sie Märchen über Feen und Waldgeister, um ihre Fantasie zu wecken. Margit Schreppel, die selbst zwei erwachsene Kinder hat, stellte in den vergangenen Jahren fest: "Die Kinder der heutigen Generation streifen nicht mehr durch den Wald. Heutige Kinder kostet es sogar Überwindung, in den Matsch zu greifen."

Im Erwachsenenprogramm findet sich zum Beispiel die Partnerübung "Finde deinen Baum": Jemand führt einen anderen Teilnehmer, dessen Augen verbunden sind, an einen Baum, um ihn zu befühlen. Anschließend wird der Partner weggeführt, die Augenbinde wird ihm abgenommen. Nun soll er den Baum wiederfinden, den er gerade ertastet hat.

Nur eines ist während dieser Zeit der Stille tabu: Das Smartphone. Margit Schreppel: "Waldbaden ist eine digitale Auszeit, denn die Handys bleiben ausgeschaltet."