Aus der Sackgasse in die Zukunft

3 Min
Das verkehrstechnisch gut gelegene Gebiet am Kreuz A 73/B 173 will Lichtenfels zu einem Gewerbegebiet machen. Dafür wurden sogar neue Grenzen mit Bad Staffelstein beschlossen. Die Grundstücke will sich die Stadt mithilfe einer Umlegungsanordnung sichern. Foto: Andreas Schmitt
Das verkehrstechnisch gut gelegene Gebiet am Kreuz A 73/B 173 will Lichtenfels zu einem Gewerbegebiet machen. Dafür wurden sogar neue Grenzen mit Bad Staffelstein beschlossen. Die Grundstücke will sich die Stadt mithilfe einer Umlegungsanordnung sichern.  Foto: Andreas Schmitt
 
 

Lichtenfels will seine gute Verkehrsanbindung nutzen und ein großes Gewerbegebiet bauen. Beim Kauf der Grundstücke holt sich die Stadt Hilfe von extern.

Gräser biegen sich leicht im Wind, ein paar Dreckhaufen liegen aufgeschüttet herum, vereinzelt parken Autos am Fahrbahnrand. Und im Hintergrund das beständige Rauschen der Autos auf der Autobahn.

Die Rudolf-Diesel-Straße im Gewerbegebiet des Lichtenfelser Stadtteils Seubelsdorf ist derzeit eine Sackgasse, die sich auch so anfühlt. Die Firma "Rießner Gase" ist das letzte Gebäude der Korbstadt. Danach folgt aktuell nur noch der "Kessel" zwischen den aufgeschütteten Wällen der Bahnlinie nach Bamberg, der A 73 nach Coburg und der B 173 nach Kronach.


Investition in die Zukunft

Doch in der Zukunft soll es dort anders aussehen. Die Stadt Lichtenfels plant, die verkehrsgünstige Lage am Fernstraßenkreuz zu nutzen und das bereits bestehende Gewerbegebiet massiv zu vergrößern.
Wo jetzt Wiese ist, sollen Arbeitsplätze entstehen und die Steuereinnahmen der Zukunft sprudeln.

"Einer der wichtigsten Beschlüsse der bisherigen zwei Jahre meiner Amtszeit. Wir kämpfen damit an gegen den demographischen Wandel", sagte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) am Dienstag in der Stadtratssitzung über das Bauvorhaben, für das sogar neue Stadtgrenzen mit dem Nachbarn Bad Staffelstein gezogen werden (siehe Artikel unten).

Der Plan: Die Rudolf-Diesel-Straße wird in Richtung Autobahn verlängert, um die zukünftigen Bauflächen zu erschließen. Abgeschlossen wird die Straße durch einen Verkehrskreisel, der mit einem Durchmesser von etwa 35 Metern ebenso auf Schwerlastverkehr ausgelegt sein soll wie die Straße, die inklusive Gehweg, Grünstreifen und Parkflächen 15,5 Meter breit geplant ist.


Sechs Prozent mehr Gewerbe

Das avisierte Bauland hat eine Fläche von circa 15 Hektar. Zur Einordnung: Das neue Gewerbegebiet "A 73" wäre damit beispielsweise sogar etwas größer als die Flächen an der Seubelsdorfer Grünewaldstraße, in Reundorf (je 4,5 Hektar), am Güterbahnhof (3) und an der Krappenrother Straße (2) zusammen.

Nur das bereits bestehende Gebiet in Seubelsdorf an der Bamberger Straße (37 Hektar) und die Flächen an der Zeil in Schney (53) wären größer. Die Gesamtfläche an Gewerbegebieten in Lichtenfels, die nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit etwa 240 Hektar umfasst, würde sich um gut sechs Prozent erhöhen.

Das Problem bei der Sache: Viele Grundstücke an der A 73 gehören nicht der Stadt, sondern etwa zehn verschiedenen Eigentümern. Schon der Erwerb der notwendigen Straßenflächen ist bislang aber misslungen, weshalb die Verwaltung nicht davon ausgeht, dass die Eigentümer in absehbarer Zeit der Umformung ihrer Flurstücke zustimmen würden.

Die Lösung erhofft sich die Stadt deshalb von extern. Einstimmig beschloss der Stadtrat, dass das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Coburg mit einer "Umlegungsanordnung" beauftragt werden soll.


Externe Hilfe angefordert

Ein Verfahren, dessen Ziel es ist, die Flurstücke so umzubilden, dass sie als Gewerbegebiet erschlossen werden können. "Es ist aber keine Enteignung", betonte Jürgen Melzer vom Landesamt. Vielmehr handele es sich um einen gesetzlich geregelten Flächentausch ähnlich der Flurbereinigung in der Forst- und Landwirtschaft.
Melzer: "Wir werden versuchen, die Eigentümer zu überzeugen und langwierige Klagen zu verhindern." Dazu werde es auf jeden Fall eine Bürgerversammlung geben. Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird, vermochte der Experte nicht zu sagen. "Ein halbes Jahr ist die Mindestdauer, man weiß aber nie, was alles passiert."
Der Auftrag an das Landesamt kostet die Stadt 15 000 bis 20 000 Euro, nimmt ihr aber umfangreiche Arbeit ab.

Und - so betonte Bürgermeister Hügerich: "Es ist auch ein Signal. Wir meines es ernst und wollen das für unsere Stadt durchsetzen."

Eine Position, die bei der breiten Mehrheit der Räte auf Zustimmung stieß. "Eine ganz, ganz wichtige Entscheidung. Das Gebiet ist die Zukunft unserer Heimatstadt", sagte Dritter Bürgermeister Winfried Weinbeer (FW). Auch SPD und CSU äußerten sich positiv. Kritische Worte kamen ausschließlich von Bernhard Christoph (Grüne): "Ich sehe Vorteile, aber auch Probleme. Das Maintal wird schon sehr zugepflastert."




Neue Grenzen im Gottesgarten


Im Zuge des Bauvorhabens "Gewerbegebiet A 73" wird es zu Grenzverschiebungen zwischen den Städten Lichtenfels und Bad Staffelstein kommen.

Die Korbstadt kann ihre Fläche bei Seubelsdorf um rund 4,4 Hektar zur Autobahn hin vermehren. Der Hintergrund: "Damit erhalten wir die Planungshoheit für das Gebiet", sagte Manfred Diller aus der Stadtverwaltung.
Im Gegenzug tritt Lichtenfels insgesamt 15,7 Hektar im Bereich der Gemarkung Oberlangheim an Bad Staffelstein ab, die den Gemarkungen Uetzing und Grundfeld zugeschlagen werden.

"Wir bekommen mehr als wir verlieren", sagte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD). Die Fläche am Fernstraßenkreuz A 73/B 173 sei wichtig für das dort geplante Gewerbegebiet, während die abzutretenden Gebiete nur geringen wirtschaftlichen Nutzen hätten.


Auch kritische Stimmen

In der Abstimmung folgten alle Räte dem vorgelegten Beschlussvorschlag. Vorher gab es aber auch kritische Töne. "Ich habe schon ein Problem damit, den Staffelsteinern so viel mehr zu geben", sagte Christian Schedel (CSU).

Rudolf Panzer (FW/FB) monierte, dass der Oberlangheimer Jagdpächter viel Wald verliere und zudem nicht einmal informiert worden sei. "Er hat einen Pachtvertrag für einige Jahre unterschrieben und jetzt plötzlich weniger Fläche zur Verfügung", sagte Panzer. Andreas Hügerich versprach, Kontakt aufzunehmen und schloss auch Ausgleichszahlungen nicht aus. Schließlich - so der Bürgermeister - gehe es beim Gewerbegebiet für die Stadt um Summen einer ganz anderen Dimension.

Roland Lowig von der Wählervereinigung Leuchsental-Jura bemängelte, dass die Ortssprecher nicht in den Prozess eingebunden gewesen seien. "Sie sollten nicht nur zur Kenntnis geladen werden, sondern eine richtige Ladung zur Sitzung erhalten."



Neue Häuser für Isling


Isling kann um bis zu 29 Häuser größer werden. Das hat der Lichtenfelser Stadtrat am Dienstag einstimmig beschlossen. In drei Abschnitten soll das bereits bestehende Baugebiet Isling-West rund um die Straßen Am Westhang und Fichtenweg erweitert werden.

"Wir tragen damit unserem Ziel Rechnung, Bauland auch in die Ortsteile zu bringen", sagte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD). Die einzelnen Grundstücke haben eine Größe von 650 bis 700 Quadratmetern. Aus Umweltschutzgründen dürfen davon jeweils maximal 30 Prozent bebaut werden.

"Das ist ein wichtiges Signal für die junge Bevölkerung im Ort und auch wichtig für die Grundschule und die KITA im Leuchsental", lobte Roland Lowig von der Wählervereingung Leuchsental-Jura die Entscheidung des Stadtrats.