Aufgefressen oder vertrocknet

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Ein Waldgrundstück nahe Seehof. Hier hat der Borkenkäfer zugeschlagen, alle Bäume mussten gefällt werden. Foto: Popp
Ein Waldgrundstück nahe Seehof. Hier hat der Borkenkäfer zugeschlagen, alle Bäume mussten gefällt werden.  Foto: Popp
Rindenstück einer vom "Buchdrucker" befallenen Fichte. Das Frasbild auf der Innenseite macht deutlich, warum der Käfer diesen Namen trägt. Foto: Popp
Rindenstück einer vom "Buchdrucker" befallenen Fichte. Das Frasbild auf der Innenseite macht deutlich, warum der Käfer diesen Namen trägt.  Foto: Popp
 
Revierleiter Wolfgang Weiß (links) und Marcus Weigl (forstlicher Mitarbeiter der Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein) an einer Fichte, die das für den Borkenkäfer typische Schadbild zeigt. Große Teile der Rinde sind abgefallen. Foto: Popp
Revierleiter Wolfgang Weiß (links) und Marcus Weigl (forstlicher Mitarbeiter der Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein) an einer Fichte, die das für den Borkenkäfer typische Schadbild zeigt. Große Teile der Rinde sind abgefallen. Foto: Popp
 
Das Bild zeigt genau in der Mitte das Einbohrloch des Borkenkäfers. Foto: Popp
Das Bild zeigt genau in der Mitte das Einbohrloch des Borkenkäfers. Foto: Popp
 

Warum die Situation in den Fichtenbeständen der Region schwieriger wird und es gerade jetzt höchste Zeit ist, auf Anzeichen von Borkenkäferbefall zu achten.

Hier war mal Wald. Jetzt ragen nur noch abgesägte Baumstümpfe aus dem Boden. Das Forstgrundstück in der Gemarkung Seehof ist ein Beispiel dafür, wie gnadenlos der Borkenkäfer zuschlägt. Das trostlose Bild ist zugleich ein Stück Schadensbegrenzung, denn mit dem Abholzen wurde der Versuch unternommen, die Bäume auf den angrenzenden Flächen zu erhalten. Manchmal ist so ein radikaler Einschnitt der einzige Rat, den Wolfgang Weiß noch geben kann. Weiß ist der zuständige Revierleiter der Bayerischen Forstverwaltung. Weil ihm der Wald am Herzen liegt, setzt er auf aufmerksame Unterstützer. Er kann nicht überall sein. Das Revier Coburg-Rögen, zu dem auch Lichtenfelser Wald nördlich des Mains gehört, ist groß. Es erstreckt sich bis Redwitz und Burgkunstadt. Und gerade jetzt im Frühjahr sollte man genau hinschauen, ob es Anzeichen für Käferbefall gibt.

"Wir hatten schon etliche warme Tage", betont Weiß. Der Käfer hat sein Winterquartier in befallenen Bäumen oder Bodenstreu verlassen und ist geflogen. Ihm genügt eine Temperatur ab 8 Grad, um sich zu entwickeln.
Typische Anzeichen für Borkenkäferbefall sind bräunlich gefärbte Nadeln, die wie Regen herunterrieseln, und das Abblättern der Rinde. Man sieht die Stückchen um den Stamm herum liegen. Auch Bohrmehl, dunkel wie gemahlene Kaffeebohnen, ist ein Indiz. Hört man Spechte massiv klopfen, lässt dies ebenfalls nichts Gutes vermuten: Sie sind besonders aktiv, wenn es unter der Rinde von Bäumen etwas zu holen gibt. Zwar fressen sie die Käfer und Larven, einer massiven Vermehrung können sie jedoch nicht Einhalt gebieten. Befallene Stämme sollten schnell aufgearbeitet und umgehend abgefahren werden.

Häufig sind es die Grundstücksnachbarn, die auf einen möglichen Befall hinweisen. "Das hat nichts mit Anschwärzen zu tun", findet Wolfgang Weiß. Schließlich geht es darum, weitere Bäume vor dem Schädling zu bewahren. Und den interessieren weder Marksteine noch Gräben oder Zäune. Die einzige Möglichkeit, sein Ausbreiten zu stoppen, ist engmaschiges Beobachten ("gut wäre alle zwei Wochen, mindestens aber einmal im Monat") und schnelles Handeln.


Schnelles Handeln wichtig

Wenn frischer Befall entdeckt wird, duldet die Behörde keinen Aufschub. Binnen zwei Wochen sollte der Eigentümer eingreifen und das Holz entfernen. Wird länger gewartet, hat der Käfer die Stämme wieder verlassen, um sich weiter zu vermehren: "Der nächste geeignete Baum wird gepackt."

Der Käfer will einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt. Er befällt keine toten Bäume, außer, sie sind noch nicht lange abgestorben. "In trockenen Phasen schlägt er zu", sagt der Revierleiter. Fatal, dass geschwächte Bäume, denen es an Wasser mangelt, ihn sogar selbst anlocken, indem sie Stresspheromone ausströmen.

"Die Situation in Fichtenbeständen wird schwieriger", stellt Weiß fest. Der Klimawandel ist da, längst geht es nicht mehr um den ein oder anderen heißen Sommer: "Wir haben ganz markante Abweichungen von den Erfahrungswerten." Die Temperaturen am Obermain ähneln zunehmend denen in Weinbaugegenden. Die Fichte mag es kühler. Ihr räumen Fachleute hier wenig Zukunftschancen ein. Der anscheinend kräftige Wuchs junger Bäumchen ist trügerisch. "Sie haben noch keinen großen Anspruch an Wasser", erklärt der Förster. Später weisen dicke, oberflächliche Wurzeln auf die Not dieses Nadelbaumes hin. Wo er sich wohlfühlt, wurzelt er tief, dort ist er widerstandsfähiger. Hier hingegen bringen Stürme die Fichte schneller in Schieflage und machen sie zu einem leichten Opfer für den Borkenkäfer. "Sie wird aufgefressen oder vertrocknet", sagt Weiß. Das ist ein wichtiges Argument für Umbau des Waldes hin zu Mischkulturen, in denen Fichten durch Naturverjüngung nur noch einen kleinen Teil ausmachen. Manchmal wird, wie in Seehof, die Notwendigkeit erst nach drastischen Einschnitten deutlich.


Unterstützung organisieren

Borkenkäferbefall - wer nichts dagegen unternimmt, dem kann es passieren, dass ihm das Landratsamt die Quittung schickt - nach einer Ersatzvornahme. Das heißt, die Behörde ordnet Maßnahmen zur Beseitigung des Problems an - und der Waldbesitzer muss im Nachgang für die Kosten aufkommen.


Fachkundige Hilfe

Soweit kommt es aber selten, im ganzen Zuständigkeitsbereich des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg, der die beiden Landkreise Lichtenfels und Coburg sowie die kreisfreie Stadt Coburg umfasst, nur wenige Male im Jahr. "Wir versuchen, zu vermitteln und suchen das Gespräch", betont Wolfgang Weiß.

In der Region beträgt die durchschnittliche Waldgrundstücksgröße nur einen halben Hektar. Und unter den Eigentümern gibt es viele, die irgendwo anders leben, nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, sich entsprechend um ihren Wald zu kümmern. Ihnen kann die Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein empfohlen werden. Mit dem Verein können Verträge zur Übernahme der Pflege geschlossen werden. Man kann die Profis aber auch beauftragen, wenn akut etwas getan werden muss - so wie private fortwirtschaftliche Unternehmen auch.