Ein von zwei Nürnberger Unternehmern geplantes Monstergewächshaus stößt Anwohnern sauer auf.
Der Himmel über dem Jura hat sich schwarz-grau verfinstert, so wie die Miene von Edith Voll. "Ich mache die Türe meines Hauses auf und habe einen sechs Meter hohen Glasriesen vor meiner Nase stehen." Vor dieser Vorstellung graut es der 62-jährigen Fesselsdorferin. Noch blickt sie auf den braunen Acker und den dahinter befindlichen Wald, der als natürlicher Lärmschutz zur dahinter verlaufenden Autobahn A70 dient.
Mit der Ruhe im Jura-Idyll könnte es bald vorbei sein. An der Staatsstraße 2190 zwischen
Fesselsdorf, Buckendorf und Modschiedel sowie Feulersdorf im Landkreis Kulmbach wollen die Gemüsebauern Boss und Scherzer aus Nürnberg in Gewächshäusern Tomaten, Salatgurken und Paprika anbauen. Der sechs Hektar große Wald soll dann dem Projekt weichen. So sieht es die Planung vor.
Gegen das Projekt regt sich Widerstand. Verständlich bei den Dimensionen: Auf einer Fläche von 150 000 Quadratmetern, was 20 Fußballfeldern entsprechen würde, sollen Gewächshäuser mit einer Länge von 350 Metern, einer Breite von 250 Metern und einer Höhe von sechs bis acht Metern entstehen. Auf dem Jura spricht man von Riesen aus Glas, Mega-Treibhäusern und vom Monstergewächshaus, ein Ausdruck nach dem sich auch eine Bürgerinitiative (BI) benennt. Sie stemmt sich gegen das Projekt und hat unter dem Motto "Wehret den Anfängen" eine Unterschriftenaktion gestartet. "Wir haben in Fesselsdorf bereits 80 Unterschriften gesammelt. Das entspricht 90 Prozent der Bevölkerung", freut sich Edwin Bergmann. Aber auch in den Nachbarorten Buckendorf, Modschiedel und Feulersdorf sei man nicht sehr glücklich über das Vorhaben, wie Edith Voll und Edwin Bergmann wissen.
Ursprünglich hatten die zwei Agrarfirmen im mittelfränkischen Obermichelbach ihr Projekt verwirklichen wollen. Nach massiven Bürgerprotesten, suchten sie nach einem neuen Standort und fanden ihn auf dem Jura.
Edith Voll wohnt mit ihrem Mann Josef am Ortstrand ein schmuckes Eigenheim. Direkt vor ihrer Haustüre soll nun das riesige Gewächshaus entstehen, das sie für überdimensioniert halten. "Ein solcher Bau würde das Orts- und Landschaftsbild unserer Region auf dem Jura verunstalten. Es geht dabei nicht um Landwirtschaft im herkömmlichen Sinne, sondern um eine hochindustrialisierte Agrarfabrik mit immensem Energiebedarf."
Beim Gedanken daran, wird dem Ehepaar auch aus einem ganz anderen Grund unwohl - sie befürchten eine deutliche Wertminderung ihres Wohnhauses. "Wer will schon ein Haus neben einem solchen Megagewächshaus kaufen?", fragen sich beide.
Jobs für 150 Gastarbeiter
In der Haupterntezeit sollen bis zu 150 Frauen und Männer dort arbeiten - nach Einschätzung der BI überwiegend Gastarbeiter aus Osteuropa. Entlang der Staatsstraße sollen für sie Wohnhäuser errichtet werden. Bergmann befürchtet, dass es in dem 80-Seelen-Dorf zu sozialen Spannungen kommen könnte. Zugleich macht er sich aber auch Gedanken über die Integration der Neubürger: "Wie soll in Fesselsdorf die doppelte Anzahl an Gastarbeitern integriert werden - einem Dorf, in dem es keinen Laden und kaum öffentliche Anbindung an die nächsten größeren Ortschaften gibt?" Bergmann und Josef Voll kritisieren, dass keine Arbeitsplätze für Einheimische geschaffen werden. Außerdem bezweifeln sie, dass Gewerbesteuereinnahmen fließen werden. Kleinteiliges Gewerbe mit qualifizierten Arbeitsplätzen passe besser auf den Jura als ein solches Großprojekt, finden beide. Die Mitglieder der BI setzen, wie es auf einem Handzettel wörtlich heißt, "auf die Vernunft, die Weitsicht und auf den gesunden Menschenverstand des Weismainer Stadtrates".
Hier wird die ländliche Idylle mit gigantischen Glasbauten verschandelt. Eine Schande für jeden Naturliebhaber.
Dieses architektonische Meisterwerk passt sich doch unauffällig und perfekt in die Landschaft ein. Die energetische Versorgung könnte man evtl. durch ein paar Windräder oder einen Solarpark ringsum sicherstellen. Total unverständlich, warum die mittelfränkischen Obermichelbacher dies nicht haben wollten??
Oderrr?!
Spanien hat es vorgemacht, wie solche Gewächshausplantagen betrieben werden: Substrat statt Erde, wird später irgendwo entsorgt. Extremer Spritzmitteleinsatz z.B. auch Neonicotinoide, weil es sonst zur Schimmelbildung und Schädlingsbefall kommt. Zur Bestäubung werden Hummeln eingesetzt, die unbedingt nach 100 Tagen vernichtet werden müssen. Sie dürfen nicht ins Freiland gelangen, weil viele Völker bereits genmanipuliert sind. Und billige willige Arbeitskräfte, die in den osteuropäischen Ländern angeworben werden, an einem 10-12 Stdarbeitstag nur Geld verdienen möchten und sich deshalb nie in die Dorfgemeinschaft integrieren lassen. Mich wundert besonders die Glückseligkeit des Bürgermeisters für dieses Angebot, wo steckt hier der Sechser im Lotto? Ist es vielleicht die Lage des Grundstücks oder dessen Besitzer, die solche Glücksgefühle auslösen? Für mich ist es wie Frankenstein im Jura.