Amazon auf Flächensuche: Wohin zieht der Versandriese?

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Kommt das Internet-Versandunternehmen in die Region Coburg? Foto: Henning Kaiser/dpa
Kommt das Internet-Versandunternehmen in die Region Coburg? Foto: Henning Kaiser/dpa
Im Gewerbegebiet Ebensfeld Nord II hat sich bereits das Unternehmen Systeam mit einer Lagerhalle angesiedelt.
Im Gewerbegebiet Ebensfeld Nord II hat sich bereits das Unternehmen Systeam mit einer Lagerhalle angesiedelt.
 
Nah an der Autobahn, das ist ein Kriterium für Standorte von Logistikunternehmen. Fotos: Tobias Kindermann
Nah an der Autobahn, das ist ein Kriterium für Standorte von Logistikunternehmen. Fotos: Tobias Kindermann
 
Amazon soll auf der Suche nach Flächen in der Region sein. Foto: dpa
Amazon soll auf der Suche nach Flächen in der Region sein. Foto: dpa
 

Dem Internet-Versandunternehmen Amazon wird nachgesagt, in der Region Coburg ein Logistik-Zentrum zu planen. Mit Blick auf vorhandene Flächen gibt es in der Region einige potenzielle Gemeinden.

Der Internethändler Amazon ist auf der Suche nach neuen Lagerflächen und soll dabei auch ein Auge auf die Region geworfen haben. Ein Grundstücksmakler, der nicht genannt werden möchte, bestätigte unserer Zeitung: Der Handelsriese schaue sich momentan hier um, konkret den Abschnitt an der Autobahn zwischen Bamberg und Coburg.

"Mir ist von einer Anfrage nichts bekannt", sagte gestern der Ebensfelder Bürgermeister Bernhard Storath (CSU). Fachleute schätzten den Platzbedarf für eine Halle auf acht bis zehn Hektar. Das könnte man grundsätzlich in Ebensfeld bieten, sagt Storath.

Bei Amazon hält man sich sehr bedeckt - aber das alleine hat noch nichts zu sagen. "Wir kommentieren solche Sachen immer erst dann, wenn alles unter Dach und Fach ist", sagte Stefan Rupp von der Amazon-Pressestelle auf Nachfrage. Außerdem lässt er sich noch den Satz entlocken, dass sein Unternehmen natürlich "immer möglichst nah am Kunden" sein wolle. Das bedeutet: Für Amazon kommen nur Standorte in direkter Nähe zu einer Autobahn infrage. Zwei, drei Kilometer Entfernung wären noch akzeptabel, mehr aber eigentlich auch schon nicht mehr.

Stimmen aus dem Coburger Raum

Die Stimmen, dass Amazon Interesse an einer Ansiedlung haben könnte, stammen aus der Coburger Region. Potenzielle Standorte dort wären - auch mit Blick auf noch verfügbare Flächen - allen voran Ebersdorf, Grub am Forst oder auch Niederfüllbach. "Ja, Flächen hätten wir", sagt Bernd Reisenweber (BG), Bürgermeister von Ebersdorf. Und grundsätzlich würde er Amazon in seiner Gemeinde auch begrüßen: "So etwas gibt immer einen Schub." Zumal sich dann ja oft auch noch weitere Firmen in der Nachbarschaft ansiedeln würden.

Allerdings weiß Bernd Reisenweber auch, dass die Arbeitsbedingungen bei Amazon immer wieder in der Kritik stehen; so beklagen Gewerkschaften, dass der Internet-Gigant vor allem seine vielen Zeitarbeiter schlecht behandeln und auch schlecht bezahlen würde.

Grundsätzlich sind es überwiegend keine hochqualifizierten und entsprechend vergüteten Arbeitsplätze, die entstehen. Doch als positive Aspekte können die Unternehmen darauf verweisen, dass es neue Arbeitsplätze in Wohnortnähe sind. Und echte Neuansiedlungen sind selten geworden, auch im Landkreis Lichtenfels.

Wenn es um größere Investitionen oder neue Hallen geht, spielt die Logistik im Landkreis vorne mit. Durch einen Neubau mit 12.000 Quadratmeter Fläche konnte in Ebensfeld der Drucker-Vertriebsspezialist Systeam gehalten werden. Hier, im Gewerbegebiet Ebensfeld Nord II, wäre auch noch Platz für weitere Neuansiedlungen wie Amazon. Nur zwei Kilometer entfernt entstand 2010 eine Lagerhalle der Spedition Herbst, in der das Unternehmen überwiegend Aufträge für IBC in Bad Staffelstein abwickelt. Auch in der östlichen Region des Landkreises spielt die Logistik eine wichtige Rolle. Unter dem Dach von Baur befinden sich gleich drei Logistik-Betriebe: einmal bei Baur selber, dann bei Baur Fulfillment Solutions (BFS) und der zweite Hermes Transtore-Service (HTS). In den vergangenen drei Jahren wurden hier fast 50 Millionen Euro investiert, es entstanden einige hundert neue Arbeitsplätze.

Amazon unterhält in Deutschland derzeit sieben Logistikzentren: in Bad Hersfeld, Brieselang (bei Berlin), Graben (Landkreis Augsburg), Koblenz, Leipzig, Pforzheim sowie in Werne und Rheinberg (beides NRW).

Diese Zentren sind bis zu 130.000 Quadratmeter groß und dienen als Lager- und Umschlagplätze der Ware, die dann bundesweit an die Online-Kunden verschickt wird.

Weltweiter Online-Marktführer

An vielen der deutschen Logistik-Standorte hat Amazon eigenen Angaben zufolge bis zu 1000 Mitarbeiter sowie saisonal oft noch hunderte Aushilfskräfte.
Ebenfalls nach eigenen Angaben hat Amazon als Marktführer des Handels im Internet die "weltweit größte Auswahl an Büchern, CDs und Videos". Die Mitarbeiterzahl liegt weltweit bei fast 110 000, der Jahresumsatz beträgt mittlerweile mehr als 50 Milliarden US-Dollar.