Am Obermain wächst die Zuversicht

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Die Unternehmen im Raum Lichtenfels blicken optimistischer in die Zukunft als in den vergangenen Jahren.Grafik: IHK für Oberfranken
Die Unternehmen im Raum Lichtenfels  blicken optimistischer in die Zukunft als in den vergangenen  Jahren.Grafik: IHK für Oberfranken

Die Erwartungen der Lichtenfelser Unternehmen haben sich in den vergangenen Monaten spürbar verbessert.

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth lassen gerade bei den Erwartungen eine Trendwende erkennen, die im Vergleich zur Frühjahrsumfrage deutlich besser ausfällt. Auch die derzeitige Geschäftslage beurteilen die Unternehmen nochmals besser als bei der letzten Befragung.

"Die Unternehmerinnen und Unternehmer melden uns ein positives Stimmungsbild", freut sich Wilhelm Wasikowski, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth und Vorsitzender des IHK-Gremiums Lichtenfels. "Auch in den kommenden Monaten will die Wirtschaft weiter zulegen". Vor diesem Hintergrund macht der IHK-Konjunkturklimaindex einen Satz um 16 Zähler auf nun 125 Punkte. "Damit klettert der Index auf den besten Wert seit Mai 2011", so Peter Belina, Geschäftsführer des IHK-Gremiums Lichtenfels.

Die aktuelle Geschäftslage im IHK-Gremium Lichtenfels wird von der Wirtschaft positiv eingeschätzt. 47 Prozent der befragten Unternehmen melden eine gute Geschäftslage, 50 Prozent stufen die Situation befriedigend ein. Nur drei Prozent sind mit ihrer Geschäftslage nicht zufrieden. Belina:
"Getragen wird diese Entwicklung vor allem von der Inlandsnachfrage und der Nachfrage aus der Euro-Zone." So verwundert es nicht, dass die Unternehmen von einer hohen Kapazitätsauslastung berichten. Knapp 95 Prozent der Unternehmen melden eine volle oder zumindest befriedigende Auslastung.


Zuversichtlicher Blick nach vorne


Die Lichtenfelser Wirtschaft blickt zuversichtlich auf die kommenden Monate. Die Erwartungen haben sich im Vergleich zu den vorausgegangenen Umfragen spürbar gebessert. Wasikowski: "Damit stemmen sich die Unternehmen aus dem Lichtenfelser Gremium gegen den kammerweiten Trend, wo der Optimismus etwas nachgelassen hat." Insgesamt rechnen 24 Prozent der befragten Unternehme
rinnen und Unternehmer mit einer Verbesserung der Geschäftssituation, 16 Prozent kalkulieren hingegen mit rückläufigen Geschäften. Keine Veränderung ihrer Lage erwarten 60 Prozent. "Die Erwartungen unsere Unternehmen haben sich nicht nur gegen den kammerweiten Trend positiv entwickelt, sondern sich im Saldo auch wieder ins Positive gedreht", freut sich Wasikowski.

Diese positiven Erwartungen sind vor allem auf die wieder positiven Erwartungen bei der Inlandsnachfrage zurückzuführen. Die Erwartungen für die Entwicklung der Auslandsmärkte bleiben dagegen zurückhaltend. Wasikowski: "Mit Sorge beobachte ich, dass der internationale Handel verstärkt Störungen ausgesetzt ist. Immer mehr Länder verabschieden sich vom freien Welthandel, der Protektionismus ist leider auf dem Vormarsch."


Kräftiger Anstieg der Investitionen erwartet

Nach ihren Investitionsplanungen gefragt, gibt die Wirtschaft aus der Lichtenfelser Region ein deutliches Statement ab. In keiner anderen Region plant ein ähnlich hoher Anteil von Unternehmen steigende Investitionen. 36 Prozent der Befragten wollen mehr investieren als im Frühjahr, 47 Prozent
wollen ihr Investitionsniveau halten, nur drei Prozent wollen ihre Investition en zurückfahren. 41 Prozent der Unternehmen wollen konkret in eine Erweiterung ihrer Kapazitäten investieren.


Optimismus hat verschiedene Ursachen


Der Lichtenfelser Einzelhandel etwa erhofft sich eine wachsende Kaufkraft in der Region. So etwa Christian Werner von Edeka Werner. "Positiv gestimmt sind wir über die großen Investitionen lokaler Unternehmen und den hierdurch entstehenden Zuzug von Arbeitskräften, woraus für uns ein weiterer Kaufkraftzuwachs entsteht." Reisebüros wie das TFR-Reisebüro verzeichnen eine Zunahme
beratungsintensiver Reisen und einen Vertrauensverlust in Internet-Reisevermittlungen. Dazu Gerd Laatz: "Die Angst vor finanziellen Risiken steigt, etwa durch Insolvenzen wie bei Air Berlin. Das beflügelt das lange totgesagte stationäre Reisebüro. Zuwächse im zweistelligen Bereich sind hier aktuell an der Tagesordnung. Reisen wird mehr und mehr zum Vertrauensgeschäft."

Die gute Auftragslage bei den Bauunternehmen führe durchaus zu Kostensteigerungen. Wolfgang Schubert-Raab empfiehlt deshalb mehr Flexibilität bei der Terminplanung. Schubert-Raab: "Gerade dann sind die Angebotspreise der Bauunternehmen nach wie vor günstig." In Phasen mit einer sehr robusten Konjunktur dürfe die Kundenpflege nicht vernachlässigt werden, irgendwann
werde die Konjunktur wieder nachlassen, mahnt er.


Mitarbeiter gesucht


Für Kapazitätserweiterungen werden mehr Mitarbeiter benötigt, so ist es nicht überraschend, dass die Unternehmen auch in den kommenden Monaten Neueinstellungen planen. "Hier dürfte in den kommenden Jahren die größte Wachstumsbremse liegen, wird es doch für die Lichtenfelser Unternehmen immer schwieriger, entsprechende Fachkräfte zu finden", so der IHK-Vizepräsident.

Nicht alle Unternehmen spüren diesen Fachkräftemangel. Edeka Werner etwa meldet, in der glücklichen Lage zu sein, den aktuellen Fachkräftebedarf aus dem heimischen Arbeitsmarkt bedienen zu können. Das Best Western Plus Kurhotel an der Obermaintherme setzt auf Ausbildung. "Unsere Zukunftsaufgabe besteht darin, die Ausbildung weiter zu stärken. Je besser wir ausbilden,
umso eher begeistern wir diese Mitarbeiter, im Anschluss bei uns bleiben zu wollen. Mit sechs verschiedenen Ausbildungsberufen ist dies zu unserem besten und wirksamsten Mittel gegen Fachkräftemangel geworden", so Geschäftsführer Andreas Poth.

Markus Zahner von Zahner Bäumel Communication ergänzt: "Als Agentur haben wir von den nachhaltigen Investitionen ins schnelles Internet und vom Engagement der Schulen und Hochschulen am Standort profitiert. Unser Team ist auch mit jungen qualifizierten Fachkräften gut aufgestellt,
wir blicken positiv in die digitale Zukunft."

"Damit sich die Wirtschaft auch in den kommenden Jahren positiv entwickeln kann, brauchen wir eine Wirtschaftspolitik, die Deutschland und den Landkreis Lichtenfels fit macht für die digitale Welt", so Wasikowski. Die Spannweite reiche vom Ausbau des schnellen Internets über leistungsfähige Funknetze bis hin einer ausfallsicheren und bezahlbaren Energieversorgung.