Nach dem umfangreichen Umbau wird in Lichtenfels das historische Gebäude Kirchplatz 3 wieder mit Leben erfüllt. Die künftigen Bewohner des ehemaligen Schwesternhauses sind schon am Packen.
Die Böden sind frisch gereinigt und eingelassen. Die letzten Pinselstriche des Malers müssen vielleicht noch gesetzt werden, wenn alle Möbel da sind. Es riecht neu im alten Schwesternhaus, und es ist alles neu in diesem Gebäude, in dem über 100 Jahre Ordensfrauen lebten. 2011 begann der Diözesan-Caritasverband mit der Planung des Umbaus, um für 18 Menschen mit Behinderung dort ein neues Zuhause zu schaffen.
Die historische Bausubstanz, wohl älter sogar als die zunächst angenommenen 200 Jahre, barg manche Überraschung. Und so war es eigentlich keine Überraschung, dass die Arbeiten aufwendiger und teurer wurden. Um zwölf Prozent etwa werde das Budget überschritten, schätzt Projekt- und Bauleiter Michael Ronalter. Anfangs war man von 2,2 Millionen Euro Kosten ausgegangen, bei Förderzusagen von mehr als der Hälfte dieser Summe.
Mit dem Ablauf der Sanierung ist Ronalter aber im Großen und Ganzen zufrieden, wie er betont, verbunden mit einem Lob an die beteiligten Firmen. Seit knapp einem halben Jahr ist der Einzugstermin für Januar vorgesehen, und am Wochenende beginnt die heiße Phase.
Uwe Zöcklein (32) und Tanja Hagel (34) bewegen sich im Moment um Kartons und Koffer herum, räumen ihren Kleiderschrank aus und verstauen persönliche Sachen in die Umzugskisten. Aus der Schillerstraße, wo die beiden derzeit in der Außenwohngruppe des Wohnheims St. Elisabeth leben, geht es zum Kirchplatz, in die neue Außenwohngruppe III unter dem Dach des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) der Caritas. Für die beiden wird es die erste eigene Wohnung sein. Sie kennen sich seit der Schulzeit, arbeiten beide in der Werkstätte für behinderte Menschen im Eichenweg und sind seit einigen Jahren ein Paar.
In der Außenwohngruppe haben sie nur ein kleines Zimmer für sich, die anderen Räume sind Gemeinschaftsräume. Vor etwa einem Jahr wurde ihnen die Möglichkeit unterbreitet, eine kleine Wohnung im ehemaligen Schwesternheim zu beziehen. "Wir freuen uns, weil wir auch einmal allein sein wollen", sagt Tanja Hagel. Uwe Zöcklein nickt. Für ihn ist es der vierte Umzug, wie er erzählt: von daheim in Altenkunstadt ins Kinderwohnheim, dann ins Wohnheim St. Elisabeth, vor neun Jahren in die Schillerstraße und jetzt zum Kirchplatz. Die leere Wohnung hat er schon gesehen; angetan erzählt er vom Balkon und vom Grillplatz im Garten. Tanja, die aus Birkach stammt, hat zu Weihnachten nützliche Sachen für die Küche bekommen.
Man hat den Eindruck, dass sie gespannt ist, wie die nächsten Tage ablaufen werden.
Einweihung nach Ostern Im Haus wird es neben dem "Betreuten Wohnen" in separaten Apartments auch eine Wohngemeinschaft geben, je nach Bedarf der Bewohner. Als Gruppenleiter wird der Erzieher Markus Kleinhenz für sie zuständig sein. Damit sich alle erst einmal eingewöhnen können, hat HPZ-Gesamtleiterin Maria Wiehle die Einweihungsfeier erst für April angesetzt. Im Sinne eines Miteinanders in der Gesellschaft von Menschen mit und ohne Behinderung ist es ihr ein großes Anliegen, dass der Gemeinschaftsraum im Dach des ehemaligen Schwesternhauses von Vereinen, Gruppen, Verbänden und Institutionen genutzt wird.
Wer da ran Interesse hat, könne sich gerne an das HPZ wenden, betont sie.
Was aus dem Schwesternhaus geworden ist, ist auch für Handwerker, die daran mitgewirkt haben, bemerkenswert. Ein Privatmann könne so etwas natürlich nicht schultern. Aber es sei gut, dass die Caritas auf diesem Weg dafür sorge, dass das Haus erhalten und mit Leben erfüllt wird, meint einer von ihnen.
Derweil hat Wiehle schon das nächste Projekt im Auge. Neben dem Wohnheim in der Wittelsbacherstraße soll eine Förderstätte, eine Tageseinrichtung für Schwerstbehinderte, entstehen - und wenn alles gut läuft, noch heuer mit dem Bau begonnen werden.