Die deutsche Einheit hinterließ 2008 die deutlichsten Spuren im Landkreis Lichtenfels, als am 5. September die Autobahn A73 eröffnet wurde. Es war ein großer Festakt. Doch wie sieht es sechs Jahre später aus?
Als es losging, war die Strecke noch gar nicht ganz fertig: Die Ausfahrt Kösten, an der das Pult für die großen Reden stand, blieb nach der Einweihung erstmal gesperrt. Die Umgehungsstraße um Kösten herum und die elegante Stahlbrücke wenig entfernt in Fahrtrichtung Coburg gaben sich zur Eröffnung unfertig. Der erste Unfall auf der neuen Verbindung war kurios: Einer der Besucher der Einweihungsfeier hatte sein Auto an einem Abhang mit Blick auf die Autobahn abgestellt - und wohl vergessen, die Handbremse anzuziehen. Der Audi aus Lichtenfels rollte los und landete nach etwa 30 Meter im Gebüsch.
Markierungen lösten sich Auch danach gab es Überraschungen: Etwa drei Monate nach Eröffnung der Strecke lösten sich zwischen Coburg und Lichtenfels auf der ganzen Länge die Fahrbahnmarkierungen. Das behob die betreffende Firma auf Garantie.
Für Schlagzeilen sorgte zunächst die Zufahrt von der B173 beim Lichtenfelser Kreuz. Der Radius der Kurve verengt sich kurz vor der Auffahrt Richtung Bamberg. Das zunächst unbeschränkte Stück entpuppte sich aufgrund der vielen Unfälle als Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Abschleppunternehmen in Raum Lichtenfels. Heute darf man dort nicht mehr schneller als Tempo 80 unterwegs sein.
Kampf gegen den Lärm Protest gegen die Lärmbelastung kam zunächst vor allem aus dem Lichtenfelser Ortsteil Kösten. Hier griff man nach einem Kniff. Da die Messwerte keine Geschwindigkeitsbeschränkung rechtfertigten, führte man Tempo 120 beginnend im Süden vor dem Lichtenfelser Dreieck bis weit hinaus Richtung Coburg ein.
Auch in Bad Staffelstein und Ebensfeld wurde jahrelang um Lärmschutz gerungen. Inzwischen können beide Kommunen auf Teilerfolge verweisen, teilweise auch mit viel Kreativität - wie in Ebensfeld, wo man Abraum vom ICE-Bau für einen Wall verwendet. Auch dort gaben die Messwerte nämlich nur einen sehr geringen Anspruch auf Lärmschutz in Teilbereichen her - so half sich die Marktgemeinde in Eigenregie.
Die Auswirkungen der neuen Verbindung blieben optisch gesehen bis auf die Straße selbst bescheiden. Politiker und Vertreter der Wirtschaft wiesen damals darauf hin, dass man durch die schnelle Verbindung auch Gewerbe anziehen könnte. Doch davon ist bis jetzt nichts zu spüren. Entlang der A 73 haben zwar bestehende Betriebe erweitert. Doch das hätten sie vermutlich auch ohne die neue Verbindung gemacht.
Die B4 dadurch entlastet worden und es geht wesentlich schneller von Bamberg nach Coburg.
Auch ist die A73 ein großer Schauplatz für Elefantenrennen geworden, insbesondere in den Bereichen, wo keine Geschwindigkeitsbeschränkung gilt.
Und bisher ist sehr oft der Straßenbelag erneuert worden, es vergeht doch kein Jahr ohne eine Baustelle dem Teilstück.