Manches Ackerross kam aus 400 Kilometern Entfernung vor die Basilika von Vierzehnheiligen.
Mit Demut und Diesel bewegte sich am Vergangenen Samstag ein rollender Pilgerzug nach Vierzehnheiligen. 150 knatternde und schnaubende Ackerrösser erklommen mit ihren stolzen Besitzern den Heiligen Berg, um vor der Basilika christliche Weihen zu empfangen. Erwin Zahner, der ehemalige Vorsitzende der Oldtimer-Freunde Staffelstein hatte die Wallfahrt vor sechs Jahren ins Leben gerufen. "Damals waren es 50 Teilnehmer", erinnerte er sich. Eine Traktorwallfahrt sei etwas ganz anderes - eine andere Art der Glaubensverehrung, die inzwischen viel Zuspruch gefunden habe. Sie sei inzwischen eine regelrechte Sternwallfahrt: Die Traktoren kommen aus allen Himmelsrichtungen, manche aus 400 Kilometern Entfernung. Sie sammeln sich am Vierzehnheiligen-Parkplatz und fahren gemeinsam in einem Konvoi hoch zur Basilika.
Auch für Walter Mackert von den Oldtimer-Freunden Staffelstein, die die Wallfahrt organisiert hatten, ist eine Traktor-Wallfahrt ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer: "Dafür, dass man das ganze Jahr mit dem Traktor unterwegs war, in Hobby oder Beruf, und dafür, dass nichts passiert ist, verbunden mit der Bitte, dass auch im nächsten Jahr nichts passieren wird", sagte er unserer Zeitung.
Es ist keine Spaßveranstaltung, der Kirchgang gehört dazu", unterstrich der Vorsitzende des Vereins "Historische Landmaschinen Diedenbergen", Anno Respondeck. Er war mit seiner Mannschaft bei Hofheim am Taunus auf 14-tägiger Pilgerfahrt. "Nicht fluchen - wir sind auf Traktorwallfahrt", dieses Transparent zierte den Konvoi. Zwischen Start- und Zielort lag nämlich Frankfurt und die verkehrsreiche Innenstadt. Das wollten sie auf alle Fälle vermeiden. Also hangeln sie sich entlang der Taunushöhen in Richtung Franken.
Begeistert war er von Bad Staffelstein. "Es gibt hier zehn Brauereien, kein Wunder, dass diese Stadt ein Wallfahrtsort ist".
Am weitesten hatten es die Bulldogfreunde aus Koblenz, aus Ober- und Niederbayern, Hoyerswerda im Landkreis Bautzen und aus dem nördlichen Thüringen. Aus dem Landkreis Haßfurt war ein Dutzend gemeinsam aufgebrochen, zweieinhalb Stunden waren sie unterwegs, der Langsamste gab mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 34 km/h das Tempo vor. Doch er war immer noch einer der Schnelleren der Wallfahrt, für manchen Bulldog sind 20 Stundenkilometer das Höchste.
Bevor der Glühkopfmotor eines Lanz-Bulldog aus den späten 30er-Jahren angeworfen werden kann, muss er per Lötlampe auf Temperatur gebracht werden. Und dann kommt das markerschütternde Plopp-plopp, wenn der Motor von Hand mit dem umgesteckten Lenkrad angeworfen wird.
In den historischen Festzug reihten sich aber auch "jüngere" Schlepper aus den 50er- und 60er-Jahren ein, nicht nur perfekt restaurierte, sondern viele "Arbeitstiere", von denen die Kleineren vor allem zur Waldarbeit taugen.
Angeführt wurde die Kirchenparade von Erwin Zahner mit Wallfahrtskreuz am Kühler und der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier mit der Wallfahrtskerze auf dem rechten Sitz. Es folgte der Lanz von Walter Mackert mit dem Bad Staffelsteiner Bürgermeister Jürgen Kohmann. Oben waren die Parkplätze knapp. Schließlich standen rund um die Basilika all die Lanz, Eicher, Deutz, Fendt, Güldner, Bautz, Mc Cormick, Schlüter, Hanomag, Massey-Ferguson, verschiedene Ausführungen des Porsche-Traktors, russische und tschechische Fabrikate in Reih und Glied.
Der Guardian des Klosters, Pater Heribert Arens, begrüßte die Wallfahrer.
Er begleitete den Ein- und Auszug der Pilger in und aus der Basilika und war von den herausgeputzten Schleppern und gut gelaunten Fahrern angetan. Der Franziskaner sagte, dass auch ein gesegnetes Fahrzeug nicht vor jedem Unfall gefeit sei, doch "Gott wird uns in allen Situationen begleiten."
Gemeinsam beteten alle darum, dass jeder Verkehrsteilnehmer die nötige Verantwortung übernehme. In seiner Ansprache in der Basilika betonte der Geistliche die Segnungen der Landwirtschaft und die Traktoren, die dabei unverzichtbar seien. Er erinnert daran, dass das, was heute Hobby ist, früher für die Arbeit auf den Feldern benötigt wurde. Zu seinen Worten drang die Plopp-Plopp-Schleppermelodie ins Kircheninnere, die ein Lanz-Bulldog-Fahrer beim Einparken stimmungsvoll intonierte.
Die Mistelfelder Blasmusik führte die Wallfahrer um den Gnadenaltar und zum Hauptportal, wo schon die Fotografen für ein Erinnerungsfoto warteten.
Walter Mackert assistierte dem Franziskanerpater schließlich bei der Segnung der Traktoren und ihrer Besitzer auf dem Basilikavorplatz. Bevor die Fahrzeuge wieder in alle Himmelsrichtungen aufbrachen, fand sich noch Zeit zur Einkehr und zum Gespräch. Sie waren restlos begeistert und einer sprach am Ende wohl allen Teilnehmern aus dem Herzen: "Der Kreis der Gleichgesinnten war eine schöne Gemeinschaft, und es war auch beeindruckend, miteinander den Gottesdienst zu feiern sowie in den Pausen mal zu fachsimpeln". Dann tuckerte die Kolonne bei schönstem Sonnenschein wieder Richtung Heimat.