Zwischen Wirsberg und Neufang stand einmal die St.-Leonhards-Kapelle. Die Glocke läutet noch heute.
Unweit der Heilingskirche bei Neufang befand sich am Waldrand noch eine Kapelle. Eine Tafel weist auf die bei Ausgrabungen gefundenen Mauern hin. Diese und ein massiver Steintisch mit Wappen und einer etwas in die Jahre gekommenen Übersichtsplatte lassen den Betrachter die Abmessungen der Kapelle erahnen.
Auf Knien den Berg hinauf
An dieser Stelle, auf der Ostkuppe der Buchleite nordwestlich von Wirsberg, entstand Anfang des 12. Jahrhunderts ein kleines Kirchlein. 1433 wird es in einer Urkunde des Bischofs Antonius aus Bamberg erwähnt. Es handelte sich um eine Wallfahrtskirche, die dem heiligen Leonhard geweiht war. Zu ihr hoch führte, von Wirsberg kommend, der "Kniesteig". Wie der Name anzeigt, wurde die letzte Wegstrecke von den Wallfahrern auf den Knien zurückgelegt.
Doch anscheinend verlor die Kapelle irgendwann ihre Bedeutung. Bekannt ist, dass bereits vor 1600 das noch übrig gebliebene Mauerwerk abgetragen wurde. Gras wuchs über die Grundmauern. Jahrhunderte vergingen.
Die Pflugschar eines Bauern, der immer wieder auf Steine, Knochen, Kettenstücke, Hufeisen, Hufnägel und Mauerreste stieß, wurde den Geschichtsfreunden schließlich zum Wegweiser. Die ständigen Funde machten nicht allein die Heimatforscher mobil, auch in der Bevölkerung blühte die Fantasie. Man vermutete hier den Platz, an dem eine goldene Marienstatue vergraben liegen sollte. Das Gelände wurde sogar mit einer Wünschelrute abgesucht.
Begründer des CHW
Eduard Margerie, der Begründer des Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW), war der Erste, der den Schlüssel zu dem Rätsel fand und der Heimatforschung durch sachgemäße Grabungen auf den richtigen Weg verhalf.
Mithilfe einer Abteilung des Reichsarbeitsdienstes Kulmbach wurden von 1933 bis 1936 jene Grabungen unter fachlicher Aufsicht des Generalkonservators Hock aus Würzburg eingeleitet. Schon im Oktober 1933 war es soweit: Eduard Margerie konnte mit beachtlichen Ergebnissen aufwarten. In einer festlichen Veranstaltung des CHW informierte er die Öffentlichkeit über die Ausgrabungen. Selbst Vertreter des Bezirksamts Kulmbach und der Regierung aus Bayreuth fanden sich neben vielen Interessierten ein.
Vermutlich hatte sich hier bereits vor dem ersten Kirchenbau eine altgermanische Kultstätte befunden. Die Experten erklärten den Besuchern die freigelegten Fundamente von zwei Kirchen, der Umfassungsmauer und Nebengebäuden.