Im Schnitt erhält ein landwirtschaftlicher Betrieb in Deutschland über die "erste Säule" der EU-Agrarförderung 180 Euro Basisprämie pro Jahr und Hektar. Landwirte können sich zudem Grünflächen anrechnen lassen, etwa wenn sie Hecken oder Blühstreifen anlegen.
Die Greening-Prämie umfasst 87 Euro pro Hektar. Um das zu erhalten, gilt seit 2014 die Vorgabe: Jeder Betrieb, der mehr als 15 Hektar Ackerfläche hat, muss auf fünf Prozent ökologische Vorrangflächen einrichten. Agrarwissenschaftler wie Biologen bezweifeln die ökologische Wirkung der Maßnahmen. Und auch der Bauernverband hatte sich anfangs gewehrt, kann aber mit dem Kompromiss leben. Tierhaltung
Kaum ein Tag vergeht, an dem in Medien oder Netzwerken nicht über Missstände auf Höfen oder in Schlachtbetrieben berichtet wird. Nicht zuletzt die Überlegung für ein Tierwohl-Label hat die Debatte befeuert. "Kein verantwortlicher Landwirt, den ich kenne, quält seine Tiere", sagt Alexander Eber. Ein Grund für manches Missverständnis: "Man neigt dazu zu vermenschlichen. Fakt ist: Wenn eine Kuh Milch geben soll, muss sie ein Kalb geboren haben. Nur so funktioniert Milchviehhaltung überhaupt. Das sollten sich alle bewusst machen, die Milch oder Käse verzehren wollen."
Für das Kalb sei es gesünder, wenn es in einem Extrastall gehalten wird, weil es nicht mit Keimen der Mutter in Berührung kommt und kontrolliert werden kann, ob es genug trinkt. "Im Stall sind deutlich geringere Sterberaten zu verzeichnen als in freier Natur. Hier haben die Tiere beste Voraussetzungen beim Nahrungsangebot."
Männliche Kälber verkauft er im Alter von sechs Wochen an den Händler, von dort gehen sie an einen Mäster. "Wenn ich ein Bullenkalb verkaufe, bekomme ich pro Kilo fünf Euro. Zum Schlachten hingegen würden weitere Ausgaben für die Aufzucht anfallen. Der zu erlösende Betrag wäre aber nicht mehr. Ein Nullsummenspiel - aber mit höheren Kosten verbunden." Seine Tiere sehe er nicht als Produktionseinheit, sondern als Lebewesen. "Ich muss schauen, dass es ihnen gut geht. Nur gesunde und leistungsfähige Tier erwirtschaften mir ein ausreichendes Familieneinkommen."
Wie alt wird eine Kuh durchschnittlich im Stall? "Fünfeinhalb Jahre", sagt Eber. Würde er sie auch nach ihrer Leistungsphase als Milchlieferant bei sich behalten, seien 15 bis 20 Jahre drin. "Wirtschaftlich gesehen wäre ein höheres Alter sogar besser. Aber es gibt Gründe dagegen, etwa Erkrankungen wie Euterentzündungen." Die beste Kuh im Stall gibt 13000 Liter Milch im Jahr. Voraussetzung: ganzjährig optimales Futter.
Faktencheck: Eber hat zwei Stallbereiche - einen neueren Außenklima-Laufstall und einen älteren, in dem seine Jungrinder in Anbindehaltung stehen. Dagegen regt sich Protest mit Blick auf artgerechte Haltung und Tiergesundheit. Aber: Für Rinder gibt es (außer im Ökolandbau) keine entsprechende EU-Regelung. Insgesamt werden laut Statistik der Deutschen Milchwirtschaft drei Viertel der Rinder in Laufställen gehalten. Dort können sich die Milchkühe bewegen und ihrem natürlichen Herdenverhalten nachgehen. Der Bundesrat hat sich 2016 in einem Entschließungsantrag für ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung bei Rindern ausgesprochen, dabei jedoch eine Übergangsfrist von zwölf Jahren eingeräumt. Gülle und Nitrat
Nutzpflanzen wachsen durch Dünger besser, das ist bekannt. Die Landwirtschaft ist ein großer Verbraucher, unter anderem von Phosphat. Doch die Mengen schwinden. "Da ist eine Landwirtschaft mit Viehhaltung immer im Vorteil, weil ich meinen eigenen Dünger habe", sagt Alexander Eber und deutet auf die Güllegrube. So habe er in zehn Jahren weder Phosphat noch Kalidünger zukaufen müssen. Doch auch hier geht nichts ohne Regularien. "Aufgrund der neuen Verordnung müssen wir eine Düngevorausplanung machen. Der Hitzesommer 2018 hat gezeigt: Es bringt nichts zu planen, wenn ich wegen der unerwarteten Trockenheit über Wochen keine Gülle fahren kann."
Faktencheck: Die EU hatte Deutschland aufgrund bisweilen erhöhter Nitratbelastungen von Gewässern verklagt. Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff; Pflanzen brauchen die Substanz, um wachsen zu können. Im Boden, in Nahrungsmitteln, in Gewässern und im menschlichen Körper wird Nitrat zu Nitrit reduziert; das ist an sich giftig und an der Bildung der krebserregenden Nitrosamine beteiligt.
Das beschlossene neue Düngerecht schreibt unter anderem größere Behälter vor, damit die Bauern die Gülle nicht nur aus Platzmangel auf die Felder bringen. Es schränkt außerdem die Zeiten ein, in denen gedüngt werden darf. Wasserwerke betonen, dass sich ohne Beschränkungen die Kosten für die Wasseraufbereitung erhöhten und die Gebühren für Verbraucher stiegen. Problem: Die neue Gülleverordnung gilt nur in Deutschland. "Wieder ein Standortnachteil für uns", ist sich Alexander Eber sicher. Versicherung
Der Dürresommer 2018 mit erheblichen Ernteverlusten rief den Bauernverband auf den Plan. Bundesweit ergab sich beim Getreide ein Minus von 22 Prozent, heißt es in der Bilanz. Hinzu kämen Einbußen bei Kartoffeln, Zuckerrüben und beim Anbau von Tierfutter. In einigen Regionen lägen die Verluste zwischen 50 und 70 Prozent bis zum Totalausfall. Die Forderung von Bauernpräsident Joachim Rukwied folgte prompt und belief sich zunächst auf eine Milliarde Euro aus dem Steuersäckel. Laut Bundesministerin Julia Klöckner sollen 340 Millionen gewährt werden. Sofort nach Bekanntwerden der Forderung kam Kritik auf. Bauern müssten sich, wie andere Branchen und Privatleute, gegen Ausfälle oder Schäden versichern und dürften nicht automatisch nach dem Staat rufen.
Faktencheck: Gegen Hagel oder Sturm können sich Bauern versichern - gegen Trockenheit nicht. "Grünland lässt sich nicht versichern", so Alexander Eber. Das würde hohe Prämien nach sich ziehen, die er vom ohnehin überschaubaren Betriebsgewinn noch abziehen müsste. "Selbst Versicherungsmakler bestätigen: Das wäre ein Draufzahlgeschäft." Angedacht ist ein Selbsthilfemodell, das Landwirte und Staat gemeinsam finanzieren - ohne Versicherungsgesellschaften.
Ich weiß jetzt nicht, ob mein Kommentar vorhin angenommen wurde, deshalb nochmal meine Rechnung, ohne alle Fakten bis ins Detail zu kennen: Grundprämie 180 €/ha + 87 €/ha Greening ergibt bei 95 ha die 26.500 € Prämie pro Jahr.
Umverteilungsprämie: fehlt. Dazu müsste noch die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete kommen, ca. 130 €/ha für Grünland und ca. 65 €/ha für Ackerfläche also ca. 9.400 €/a.
Milch: die beste Kuh produziert 13.000 l/a. Rechnen wir durchschnittlich mit 10.000 l/a/Kuh sind das bei 70 Kühen 700.000 l/a : 12 = 58.333 l/mon. x 0,35 €/l = 20.417 €/mon. Unkosten: 14.000 €.
Dieselrückvergütung: gut 0,20 €/l.
Zusatzeinnahmen: die 70 Viecher passen ja nicht in eine Doppelgarage. Da werden die riesigen Dachflächen des Mega-Stalles schon mit Photovoltaik zugepflastert sein. Erlös: keine Ahnung, jedenfalls von uns normalen Stromverbrauchern finanziert.
Bürokratie, Dokumentation und Vorschriften betreffen nicht nur die Bauern. Soll er sich einmal mit einem Bäcker oder Metzger unterhalten oder mit einem MA aus einem Automobilzulieferbetrieb. Stichworte ISO 9001, IATF 16949, Produktsicherheitsbeauftragter usw.
Und noch eine Rechnung: rechnen wir die Eltern und die Schwiegermutter als Halbtagskräfte (obwohl sie wahrscheinlich schon Rente bekommen) sind es im Betrieb 2,5 Vollzeitstellen die mit 26.000 €/Jahr bezuschusst werden, also 10.000 €/a/MA. Hätte das z. B. die Kulmbacher Spinnerei in Mainleus ab 2009 bekommen wäre sie auch nicht Pleite gegangen und würde vermutlich bis heute produzieren und jedes Jahr eine schöne schwarze Null schreiben. Hunderte von Menschen wären in Lohn und Brot, der Markt Mainleus hätte mehr Kaufkraft, gute Einnahmen für Wasser und Abwasser und müsste sich nicht um eine alte Industriebrache kümmern.