Zur falschen Zeit am falschen Ort

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Foto: Archiv/imago
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In diesen Tagen kommt man am Thema Fußball einfach nicht vorbei - auch diese Kolumne hat das bereits bewiesen.

Leider gibt es bei der EM auch die sehr unschönen Seiten, die durch Gewaltbereite heraufbeschworen werden.
Alles weit weg, denkt man - und täuscht sich doch, denn manchmal kommt man im wahrsten Wortsinn am Fußball und seinen weniger attraktiven Begleiterscheinungen nicht vorbei.

Am Beginn unseres jüngsten Urlaubs waren wir auf der Suche nach einem Bus vor einem großen Bahnhof im Osten unserer Republik. Bereits als wir die Station verließen, fiel uns die hohe Polizeipräsenz auf. Da standen zahlreiche Busse, die aber offenbar für den Transport von Fußballfans einer gegnerischen Mannschaft gedacht waren. Was waren wir froh, dass noch keiner dieser "speziellen Gäste" angekommen war.

Ein freundlicher Polizist ("Ja, ja - das ist hier ein Ost-Derby") wies uns den Weg zum Omnibusbahnhof, wo unser Bus allerdings nicht war.
Als sich schließlich herausstellte, dass unser Transportmittel auf der anderen Seite des Bahnhofs auf uns wartete, waren bereits mehrere hundert Fans angekommen und machten in der Bahnhofshalle einen Heidenlärm, ab und an gab es auch kleinere Explosionsgeräusche von irgendwelchen Knallkörpern. Gewalt gab es dort (noch?) keine, die Gruppen waren aber definitiv zu alkoholisiert und viel zu laut.

In Windeseile und mit einem mulmigen Gefühl durchquerten wir schließlich den Bahnhof und waren heilfroh, als wir die grölende Menge unbeschadet hinter uns gelassen hatten.

Zuvor freilich hatte sich meine Frau an einen der Polizisten gewandt und hilfesuchend darauf hingewiesen, dass wir vom Nord- zum Südausgang gelangen wollten - mitten durch die Massen dieser sogenannten Fans. Der Beamte hatte daraufhin nur ganz kurz gegrinst, die Schultern gezuckt und lakonisch gemeint: "Tja, falsche Zeit, falscher Ort."