Wonseeser Schule ist im Sommer Geschichte

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Mit anderen Jahrgängen müssen sich die Kinder in der Pause nicht mehr um die Einräder streiten. Der große Pausenhof gehört ganz allein der vierten Klasse. Die Pausenaufsicht übernimmt Lehrer Johannes Bäulerlein. Fotos: Alexander Hartmann
Mit anderen Jahrgängen müssen sich die Kinder in der Pause nicht mehr um die Einräder streiten. Der große Pausenhof gehört ganz allein der vierten Klasse. Die Pausenaufsicht übernimmt Lehrer Johannes Bäulerlein. Fotos: Alexander Hartmann
In der Wonseeser Ein-Klassen-Schule ist Lehrer Johannes Bäuerlein der Mann für alle Fälle. Er hält den Unterricht, übernimmt den Telefondienst und ist - wie hier - in der Pause auch beim Kickerspiel gefragt.
In der Wonseeser Ein-Klassen-Schule ist Lehrer Johannes Bäuerlein der Mann für alle Fälle. Er hält den Unterricht, übernimmt den Telefondienst und ist - wie hier - in der Pause auch beim Kickerspiel gefragt.
 
Johannes Bäuerlein beim Unterricht mit den Viertklässlern, die die letzten Schüler im Wonseeser Schulhaus sind.
Johannes Bäuerlein beim Unterricht mit den Viertklässlern, die die letzten Schüler im Wonseeser Schulhaus sind.
 

Ein Lehrerzimmer, in dem ein einziger Lehrer sitzt - ein großes Schulgebäude, in dem nur noch eine Klasse unterrichtet wird: Ein Blick in die Wonseeser Schule, die im Sommer Geschichte sein wird.

Gezänk unter den Klassen - das war einmal. Heute haben Anna, Leon und Rebecca aus der 4a die Einräder und den Kickertisch in der Pause ganz für sich. Andere Jahrgänge gibt's nämlich nicht mehr. Die Schule Wonsees, die zum Grundschulverband Hollfeld gehört, ist ein Auslaufmodell. Wenn die Viertklässler am 30. Juli mit ihren Zeugnissen das Gebäude in Richtung Sommerferien verlassen und Lehrer Johannes Bäuerlein die Eingangstür zusperrt, dann ist es vorbei: Dann ist die Wonseeser Schule Geschichte.


Der Mann für alle Fälle

Von den vielen großen Schulzimmern ist seit September nur noch eins besetzt. Auch im Lehrerzimmer zeigt sich ein trostloses Bild.
Acht Stühle stehen für das Kollegium bereit - ein Kollegium, das seit Beginn des Schuljahres aber nur noch aus einem Einzelkämpfer besteht.

Klassenlehrer Johannes Bäuerlein hält Unterricht, übernimmt den Telefondienst und die Pausenaufsicht. "Zwischen den Unterrichtsstunden mal schnell was kopieren, das ist nicht mehr drin", sagt Bäuerlein, der die schleichende Schulschließung hautnah miterlebt hat.


"Da kommt Wehmut auf"

"Da kommt schon Wehmut auf", sagt der Pädagoge, der weiß, dass in Wonsees einst in einer Grund- und Hauptschule sogar bis Anfang der siebziger Jahre neun Jahrgangsstufen unterrichtet worden sind. "Da konnte man den Quali machen."

Heute gibt es nur noch eine einzige Klasse. "Es hat zuletzt einfach zu wenig Erstklässler gegeben", sagt Bäuerlein, der den Kampf der Eltern gegen die Schulschließung miterlebt hat. Lautstark und medienwirksam haben diese noch im Jahr 2011 vor dem Rathaus in Hollfeld und dem Staatlichen Schulamt in Bayreuth protestiert - letztlich aber ohne Erfolg.

Protestiert wird 2013 nicht mehr. Die Eltern mussten sich damit abfinden, dass ihre Kinder die Grundschule in Hollfeld durchlaufen. Auch wenn sie der ortsnahen, ja familiären Atmosphäre nachtrauern. "Die Schule in Wonsees war für die Kinder schon ein Schonraum, hat ihnen Geborgenheit gegeben", sagt Pädagoge Johannes Bäuerlein, der seit Herbst 1995 in Wonsees unterrichtet.


Heute 20, bald über 1000 Schüler

Und er weiß, dass es für alle Kinder, die an die Gesamtschule Hollfeld wechseln, eine gewaltige Umstellung werden wird. In Wonsees sind es noch 21 Schüler - in Hollfeld über 1000. "Ich finde es schöner, wenn es nicht so viele sind", sagt Leon, der wie seine Klassenkameraden in der Gesamtschule auf viele einstige Wonseeser Schüler treffen wird. "Das finde ich klasse", sagt Anna, die sich darauf riesig freut.

Was aus der Wonseeser Schule wird, die 1968 eingeweiht worden war? Es gibt einen Kaufantrag von Hans-Werner Harz aus Schirradorf, der sich unter anderem vorstellen kann, ein Bürogebäude einzurichten. Eine Idee, die allerdings nicht so ganz nach dem Geschmack der Viertklässler ist.


Ein Jugendtreff?

Paul wünscht sich lieber einen Jugendtreff, Jette einen "Rotmaincenter", andere Schüler eine Disco oder ein Schwimmbad mit einer Rutsche. Träume, die in einer Schule gesponnen werden, deren Schicksal besiegelt ist.