Im Awo-Wohn- und Pflegeheim für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung in Marienweiher bereitet man die Jubiläumsfeier vor. Denn an diesem Wochenende feiert die Einrichtung ihren 20. Geburtstag an.
Das Awo-Wohn- und Pflegeheim für erwachsene Menschen mit schwerer Behinderung in Marienweiher liegt am Ortsrand. Das Haus hat einen schönen Garten - und jetzt, wo die Sonne scheint, ist dort viel los. Die 15 Bewohner liegen auf Matratzen, sitzen im Rollstuhl oder liegen in speziellen Gestellen draußen. Manche lachen, manche sind einfach ganz entspannt, manche sind regelrecht ausgelassen. Endlich scheint die Sonne.
Andy, ein 38-jähriger Mann, lacht lautstark, als ihm Heimleiterin Claudia Mai den Hauskater Karl-Heinz auf den Schoß setzt. Und seine Freude steckt an. Jeder der Menschen, die in der Einrichtung leben, hat ein besonderes Schicksal hinter sich. Einige Bewohner sind durch einen Unfall mehrfach behindert, andere sind von Geburt an schwerstbehindert. Viele können nicht selbstständig laufen und sind ihr Leben lang ans Bett gefesselt.
Bei manchen tritt eine stetige Verschlechterung ein, wieder andere können Verbesserungen verbuchen und lernen täglich dazu. Keiner der Menschen könnte sich selbst versorgen oder wäre auch nur annähernd in einer Behindertenwerkstatt integrationsfähig.
Seit 1957 im Besitz der Awo Vor zwanzig Jahren hat die Awo das Haus in Marienweiher für Schwerstbehinderte umgebaut, um speziell erwachsenen Menschen eine Heimat zu geben und um die Eltern zu entlasten. Im Besitz der Arbeiterwohlfahrt befindet sich das Haus schon seit 1957, erzählt Awo-Kreisgeschäftsführerin Elisabeth Weith. Die Awo kaufte das Haus nicht als Einzelobjekt, sondern im Dreierpack. "Das war das größte Haus und es befand sich noch im Rohbau", erzählt Weith. Konzipiert war das heutige Behindertenheim als Weberei.
Anfangs wurde das Haus als Erholungsheim für Kinder genutzt.
"Es gab achtzig Plätze", erzählt Elisabeth Weith. Doch der Trend zu Kindererholungen ging zurück, in den 1980er Jahren wurde das Haus dann für schwer erziehbare Kinder genutzt, dann wieder sporadisch als Erholungsheim. Auch für Kinder mit Behinderung.
Übergangsweise Flüchtlingsheim
Im Sommer 1989 wurde das Anwesen dann sporadisch zu einem Flüchtlingsheim umfunktioniert. "Damals schwappte die erste Flüchtlingswelle von Menschen, die die DDR über Ungarn verlassen haben, in den Westen. Aber das war schnell wieder vorbei, denn die Grenzen fielen ja tatsächlich", erzählt Weith.
Anfang der 1990er Jahre reifte dann der Entschluss, das Haus zu einem Heim für erwachsene Menschen mit Behinderung umzubauen.
"Aus dem Nachbarhaus wurden Aussiedlerwohnungen - auch heute noch gibt es sechs Mietwohnungen, aber nicht mehr nur für Aussiedler, die Förderung ist längst ausgelaufen", erklärt Weith.
Von Anfang an war das Haus in Marienweiher für 15 erwachsene Menschen konzipiert. Sie sind in zwei Gruppen untergebracht. "Wir hatten damals wirklich die Situation, dass wir für erwachsene Menschen mit schweren Behinderungen in Oberfranken nichts hatten - und damals waren auch noch viele Behinderte in den Bezirkskliniken untergebracht. Aber es gab die Entpsychiatrisierung und Enthospitalisierung", erinnert sich die Awo-Verantwortliche noch genau. Und deshalb war ein Platz, in dem erwachsene Schwerstbehinderte untergebracht werden können, mehr als nötig.
Auch heute noch leben in Marienweiher 15 Menschen mit einem schlimmen Schicksal. Sie werden von 22 Voll- und Teilzeitkräften versorgt, erklärt Leiterin Claudia Mai.
Und weil die Bewohner auf zwei Gruppen aufgeteilt sind, ist auch eine besonders intensive und eine optimale Betreuung möglich.
Jede Besserung ein Erfolg Ergotherapeutin Bärbel Böhm-Welsch ist täglich anwesend und geht auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner ein. Sie hat teils beachtliche Erfolge erzielt. Mal sorgt sie im Snoezelen-Raum für Entspannung, mal versucht sie den Menschen funktionelle Tätigkeiten beizubringen. "Es ist vieles von Erfolg gekrönt", freut sich Bärbel Böhm-Welsch auch über kleinste Schritte. Mal ist es nur eine verbesserte Körperwahrnehmung, mal sind es Fortschritte beim Gleichgewichtsverständnis. Andere Bewohner lernen den Tisch zu decken oder einen Teller abzuräumen. Und wieder andere können sogar einen Korb flechten, Seide bemalen oder Kissen weben.
Einige der derzeitigen Bewohner leben schon fast von Anfang an in Marienweiher, alle brauchen 24-Stunden-Betreuung. Derzeit sind es acht Männer und sieben Frauen - der jüngste Bewohner ist 31 Jahre alt, der älteste 47 Jahre.
Vorbereitungen laufen seit Tagen Seit Tagen sind Heimleiterin Claudia Mai und das gesamte Team mit den Vorbereitungen beschäftigt. Kuchen und Torten werden gebacken - und auch der Awo-Ortsverein hilft bei den Vorbereitungen. Denn das 20. Jubiläum ist ein Meilenstein in der Behindertenbetreuung, und dementsprechend groß soll die Errungenschaft, die fast unbemerkt von der Öffentlichkeit in Marienweiher ihr Dasein fristet, auch gefeiert werden.
Das Wohn- und Pflegeheim der Awo öffnet am Sonntag zum 20. Geburtstag bei einem Sommerfest von 14 Uhr bis 17 Uhr seine Pforten.
Der Musikverein Marktleugast sorgt für musikalische Unterhaltung - die Flößer Hexen, Maniax und die Chaos Angels tanzen. Die Feuerwehr Marienweiher ist mit einem Auto und mit Kinderaktionen dabei. Es gibt Belustigung für Kinder, und auch eine Tombola und eine Pflanzentombola haben die Verantwortlichen auf die Beine gestellt. Außerdem soll es einen Flohmarkt geben.