Der Traum, die Thurnauer Parkanlage der Öffentlichkeit nach über 50 Jahre wieder zugänglich zu machen, rückt näher. Der Markt hat das Areal gekauft. Der Verein "Pro Thurnau" ist begeistert.
Es ist ein historischer Druck, der erahnen lässt, wie prachtvoll der zwei Hektar große Thurnauer Schlossgarten einst war. Die Darstellung von Carl August Lebschée aus dem Jahre 1851 zeigt zwei männliche Besucher im Sonntagsgewand, die auf der stattlich angelegten Parkfläche spazieren gehen. Im Hintergrund ist neben einem Springbrunnen das historische Teehaus zu sehen, ein klassizistisches Gartenhaus aus den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Teehaus wurde notgesichert
Davon, dass der Thurnauer Schlosspark einst eine herrschaftliche Anlage war, von der der Dichter Jean Paul ("Du hehrster Laubdom Deutschlands") geschwärmt hat, ist längst nichts mehr zu sehen. Die 107 Linden, die in einer prächtigen, zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegten Allee standen, sind bei einem schweren Sturm im Jahre 1969 gefallen. Wildwuchs hat sich auf dem fast zwei Hektar großen Areal breit gemacht - der Park ist unpassierbar, seit fünf Jahrzehnten für die Öffentlichkeit gesperrt, das Teehaus eine Bauruine, die notgesichert werden musste.
Eine ansehnliche Anlage
Die Thurnauerin Franziska Schnauder-Sanke kann sich noch gut daran erinnern, dass es früher eine ansehnliche Anlage war. "Ich bin als Kindergarten-Kind in den 1960er Jahren durch die frühere Lindenallee gelaufen", sagt Schnauder-Sanke, die als Vorsitzende des Vereins "Pro Thurnau" das Bestreben der Marktgemeinde, das Areal wieder zu öffnen, stets unterstützt hat.
Über drei Jahrzehnte
Im Bemühen, zumindest eine Teilfläche wieder zugänglich zu machen, ist die Gemeinde nun einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Sie hat die frühere Parkfläche von der bisherigen Besitzerin, der dritten Frau des verstorbenen Barons, die in Australien lebt, erworben. "Seit 35 Jahren wurde versucht, das Areal zu kaufen. Jetzt ist es uns gelungen", sagt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) nicht ohne Stolz. Finanziert wird der Kaufpreis von exakt 498 400 Euro durch Fördermittel aus dem Bayerischen Naturschutzfonds (364 140 Euro) und einem Eigenanteil des Marktes, der bei 134 260 Euro liegt. "Wir haben einen Förderantrag bei der Oberfrankenstiftung gestellt, in der Hoffnung, dass sich so unser Beitrag noch verringert", stellt Bernreuther fest.
Wie der Schlosspark künftig gestaltet wird, ob die Fläche rund um das Teehaus großflächig genutzt werden kann, die Bauruine selbst saniert wird? Fragen, die es noch zu klären gilt. Antworten darauf müssen gemeinsam mit dem Staatlichen Landesamt für Denkmalschutz und der Unteren Naturschutzbehörde gefunden werden.
Schützenswertes Ökosystem
Da die Naturschutzbehörde in weiten Teilen des Areals ein schützenswertes Ökosystem sieht, wird sich der Traum von einer großflächigen Flaniermeile, wie sie es früher einmal war, nicht realisieren lassen. Dessen sind sich die Thurnauer bewusst. Ein Bamberger Planungsbüro soll nun ein Parkentwicklungskonzept erstellen. "Wir werden sehen, was machbar ist", sagt Bürgermeister Bernreuther, der sich freut, dass der Gemeinderat hinter dem Projekt steht: "Wir werden über die Detailpläne im Entwicklungsausschuss beraten."
"Ein Glücksfall"
Dass der Kauf über die Bühne gegangen ist, freut und überrascht den Verein "Pro Thurnau" zugleich. "Ich frage mich, wie das dem Bürgermeister gelungen ist", sagt Franziska Schnauder-Sanke, die weiß, dass die bisherige Besitzerin den Park lange Zeit nicht verkaufen wollte. Es sei ein Glücksfall für Thurnau, betont die Vorsitzende, die davon überzeugt ist, dass auch eine teilweise Öffnung eine große Bereicherung wäre. Sollte die frühere Allee ("Auch wenn keine Linden mehr gepflanzt werden") wieder begehbar und die Fläche um das dann vielleicht sanierte Teehaus wieder zugänglich sein, wäre nicht nur ein "Herzensprojekt" der Gemeinde, sondern auch eines des Vereins "Pro Thurnau" verwirklicht.