Der Weihnachtsfrieden war am Donnerstag vollkommen. Aber bei der Frage, wo 2018 das Bierfest stattfindet, gab es Beschwörungsformeln statt Klarheit.
Die Weihnachtsbeleuchtung tauchte am Donnerstagabend den Marktplatz in ein mildes Licht. Die Atmosphäre strahlte auf den Stadtrat aus, der im Rathaus einen 140-Millionen-Euro Haushalt verabschiedete. Alle Beschlüsse waren einstimmig - die totale Harmonie.
Der Weihnachtsfrieden war vollkommen. Das historische Projekt, dass Kulmbach Hochschulstadt wird (Seite 12), einte alle Fraktionen. Wollte man einen Hauch von Dissens finden, dann vielleicht bei der Großbaustelle am Zentralparkplatz und beim Unicampus auf dem Güterbahnhofsgelände.
Klappt es bis Juni?
Ingo Lehmann (SPD) hegte Zweifel, ob beim Zentralparkplatz alles so klappt wie geplant. Die Bedenken seiner Kollegen Hans Werther und Matthias Meußgeyer, die gegen den Durchstich gestimmt haben, seien wohl richtig gewesen. Die veranschlagten Kosten von 14 Millionen Euro könnten wohl nicht gehalten werden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende meldet Bedenken an, ob der Zeitplan - im Juni Übergabe des Platzes an die Brauerei zum Zeltaufbau - eingehalten werden kann.
Lehmann forderte - "bei aller Euphorie um den Campus" - dazu auf, bei den Grundstücksverhandlungen zum Güterbahnhofsgelände "pfleglich" mit der Kulmbacher Brauerei umzugehen. Sie sei ein wichtiger Partner und Werbeträger. "Wir wollen etwas von der Brauerei - und nicht umgekehrt."
Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) räumte ein, dass die Sanierung von Tiefgarage und Zentralparkplatz aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung am Bau teurer wird. "Es kostet mehr Geld, und Nerven kostet es mich am meisten", sagte er. Aber es sei notwendig und richtig gewesen, das Großprojekt in Angriff zu nehmen. Für die Kostensteigerungen habe er bereits die Zusage der Regierung, dass auch die Förderung steigt.
Für die Rückkehr der Bierwoche in die Innenstadt
Schramm versicherte: "Mein Ziel ist es, alles dafür zu tun, dass das Bierfest wieder in die Mitte Kulmbachs zurückkehrt." Jeder sei aufgefordert, hier mitzuhelfen. Er bitte um gute Ratschläge: "Keiner ist so klug wie alle."
An der partnerschaftlichen Zusammenarbeit gibt es laut OB Schramm keinen Zweifel. "Wir sind sehr freundlich", sagte er und erinnerte daran, dass von dem historischen Hochschulprojekt ganz Kulmbach profitieren werde - auch die Brauerei.
Allerdings komme noch viel Arbeit auf die Stadt zu, um den Kabinettsbeschluss vom 20. Juni in die Tat umzusetzen. Dabei freue es ihn, "dass sich unser Enthusiasmus auch auf die Kulmbacher überträgt". Schramm kündigte an, dass man gemeinsam über einen Masterplan beraten werde.
"Wir hatten eine Vision von einer lebendigen, dynamischen Stadt. Von einer Stadt mit jungen Menschen", so der OB. "Jetzt werden wird bald Studentenstadt. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht?"
Als nüchterner Zahlenmensch ließ sich der Stadtkämmerer von der Euphorie nach dem 20. Juni nicht den klaren Blick trüben. "Nach dem Kabinettsbeschluss bin ich am 21. Juni schweißgebadet aufgewacht. Ich war schier verzweifelt", sagte Alexander Punzelt. "Wie soll ich das alles in einem ausgeglichenen Haushalt unterbringen?"
Sein Scherz kam gut ann bei den Stadträten. Denn Punzelt hatte - natürlich - wieder einen genehmigungsfähigen Haushalt vorgelegt. Dabei hob er hervor, dass nicht nur eine Nettoneuverschuldung vermieden worden sei. Sondern, dass es trotz hoher Investitionen von zwölf Millionen Euro auch gelungen sei, 200 000 Euro für den Schuldenabbau aufzutreiben.
Kämmerer spricht Klartext
Ärgerlich für die Stadt, so der Kämmerer, dass von den erwarteten drei Millionen Euro Mehreinnahmen aus der Gewerbesteuer nur knapp 400 000 Euro im Stadtsäckel verbleiben. Er rüffelte den Kreistag: Wenn die Stadt schon 13,8 Millionen Euro Kreisumlage - 1,4 Millionen Euro mehr - bezahlt, dann wäre es wünschenswert, dass sich der Landkreis stärker an Einrichtungen mit überörtlicher Bedeutung wie Bücherei, Musikschule und Schlachthof beteiligt.