Wer einen Impfstoff ablehnt, bekommt kein Alternativangebot, sagt der Leiter des Corona-Krisenstabs, Oliver Hempfling, im Interview.
Auch in Kulmbach steht jetzt der Impfstoff von AstraZenenca zur Verfügung. Wie viele Dosen der Landkreis erhalten hat und an wen das Vakzin verimpft wird, das teilt Oliver Hempfling, der Leiter des Corona-Krisenstabs am Landratsamt, im Interview mit. Er äußert sich darin auch zur Impfsituation in den Pflegeeinrichtungen.
Ganz Oberfranken hat 4300 Impfdosen von AstraZeneca bekommen. Wie viele sind im Landkreis Kulmbach gelandet?
Oliver Hempfling: Der Landkreis Kulmbach hat 300 Impfdosen des Herstellers AstraZeneca geliefert bekommen.
Warum ist der Stoff nicht für über 64-Jährige geeignet?
Aus Sicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) soll der Corona-Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca nur bei 18- bis 64-Jährigen angewendet werden. Die Wirksamkeit bei Älteren sei in Studien noch nicht ausreichend belegt. Abgesehen von dieser Einschränkung ist der Impfstoff gleichermaßen geeignet wie die bereits zugelassenen Corona-Impfstoffe.
Vorrangig sollen damit Menschen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich geimpft werden. Wohin gehen die Kulmbacher Impfdosen?
Die Zielgruppe ergibt sich aus der neugefassten Bundesimpfverordnung (CoronaImpfV). Der Gesundheits- und Pflegebereich gehört weitgehend zur höchstpriorisierten Personengruppe. Die Verordnung schreibt aber auch vor, dass Personen bis 64 Jahre vorrangig mit AstraZeneca geimpft werden sollen. Die Impfdosen werden sowohl im Impfzentrum als auch am Kulmbacher Klinikum zur Anwendung kommen.
Wie viele Landkreisbürger sind insgesamt im Kreis schon geimpft? Wie viele haben schon die zweite Impfung erhalten?
Die Erstimpfung erhielten bereits 3363 Bürgerinnen und Bürger. Das entspricht einer Impfquote von 4,70 Prozent. Zweitimpfungen erfolgten bis Freitagmittag 1866. Das sind 2,61 Prozent.
Wie ist die Impfquote in Senioren- und Pflegeheimen, wie die bei den Mitarbeitern in den beiden Krankenhäusern?
Alle Heime wurden durch ein mobiles Team für die Erstimpfung besucht. In zehn Heimen erfolgte auch bereits die notwendige Zweitimpfung. Bei der Zweitimpfung stehen die Heime in der Johann-Brenk-Straße und in Wirsberg noch aus. Dort konnten wir aufgrund des Ausbruchsgeschehens erst später mit der Erstimpfung beginnen. Daher dauert es auch noch, bis die Zweitimpfung dort vorgenommen werden kann. Im Klinikum Kulmbach erfolgten bisher 472 Impfungen.
Wie viele Menschen sind von den mobilen Impfteams schon geimpft worden?
Durch mobile Teams wurden bisher 722 Erst- und 417 Zweitimpfungen in Heimen durchgeführt. Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck an einem Konzept, um Menschen, die nicht ins Impfzentrum kommen können, zuhause zu impfen.
Wie ist die Auslastung im Impfzentrum? Wie viele Dosen wurden dort schon verabreicht? Kann man sagen, wie viele man hätte verabreichen können, wenn es genügend Impfstoff gegeben hätte?
Im Impfzentrum wurden bisher 2169 Erstimpfungen und 1449 Zweitimpfungen verabreicht. Der Impfstoff, der zur Verfügung steht, wird umgehend an die Personengruppe mit höchster Priorität nach der Bundesimpfverordnung verimpft. Wir könnten sicher auch mehr Impfungen durchführen. Auf die Liefersituation der Hersteller haben die Landratsämter bzw. Impfzentren aber keinen Einfluss.
Was ist, wenn ich im Impfzentrum erklärt bekomme, dass bei mir AstraZeneca verimpft werden soll, ich aber BioNTech/Pfizer will? Kann ich das noch ablehnen?
Dies regelt, wie gesagt, die aktualisierte Bundesverordnung. Es erfolgt die bevorzugte Verimpfung von Impfstoffen an Personengruppen, für die diese Impfstoffe empfohlen wurden. Das heißt insbesondere vorrangige Verimpfung beider mRNA-Impfstoffe an Personen über 65 Jahren und vorrangige Verimpfung des AstraZeneca-Impfstoffes an Personen unter 65 Jahren. Das gilt für alle drei Priorisierungsgruppen. Besteht nach dem ärztlichen Aufklärungsgespräch weiterhin eine Unsicherheit, was die Applikation eines Vektor-Impfstoffs angeht, kann die Impfung selbstverständlich abgelehnt werden. Eine Ablehnung führt aber nicht dazu, dass man einen anderen Impfstoff bekommt. Die Impfverordnung lässt eben gerade keine Wahlmöglichkeit für den Einzelnen zu.
In Bayern waren bis dato laut Gesundheitsministerium 2025 Dosen unbrauchbar. Wie viele waren es in Kulmbach?
Vom Impfzentrum Kulmbach wurde bisher noch keine einzige "verimpfbare" Dosis verworfen. Etwa ein Mal pro Woche kommt es allerdings vor, dass eine Impfdosis wegen eines Materialfehlers, etwa bei einer Spritze, unbrauchbar ist.