Von der Bürokratie genervt

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Renate Gimpl benötigt den Test für einen Besuch und bekommt ihn dank eines Berechtigungsscheins kostenlos.
Renate Gimpl benötigt den Test für einen Besuch und bekommt ihn dank eines Berechtigungsscheins kostenlos.
Sonny Adam

Bürgertests nicht mehr für alle und nur in Ausnahmen kostenlos - das ist die Vorgabe der neuen Testverordnung. Wer bezahlen muss und wer nicht und warum die aktuelle Regelung vor allem Pflegeheime und Testanbieter in Kulmbach ärgert.

Corona-Schnelltests gibt es seit Freitag nur noch für bestimmte Bevölkerungsgruppen kostenlos. Dazu gehören vor allem Besucher in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Die Verantwortlichen vieler Einrichtungen fühlen sich von der Neureglung allerdings überrumpelt, ebenso die Betreiber der Teststationen. Entsprechend groß ist die Verärgerung: Der bürokratische Aufwand ist groß. Und so halten sich in Kulmbach die Betroffenen mit Kritik nicht zurück.

Das Grundproblem: Wer Anspruch auf einen kostenlosen Test hat, muss das bei der Teststelle nachweisen, beispielsweise durch die schriftliche Bestätigung eines Besuchstermins. Wo Termine vergeben werden, wie derzeit am Kulmbacher Klinikum, ist das vergleichsweise einfach. "Aufgrund der hohen und sogar wieder steigenden Inzidenzen müssen Besuche weiter angemeldet werden", so Geschäftsführerin Brigitte Angermann.

Klinikum: E-Mail mit Terminbestätigung

"Die meisten unserer Besucher nutzen bereits die Möglichkeit der digitalen Anmeldung.Wer sich online bei uns anmeldet, erhält eine Bestätigung per E-Mail, die als Nachweis digital vorgezeigt oder ausgedruckt vorgelegt werden kann, um einen kostenlosen Test zu erhalten." Auch bei telefonischer Anmeldung könne die Bestätigung zugeschickt werden. Die Anerkennung sei mit dem Landratsamt und mit allen im Landkreis betriebenen Teststellen abgestimmt.

In Pflegeheimen mit freien Besuchszeiten ist die Umsetzung der Vorgabe deutlich schwieriger. "Wir schreiben Bestätigungen für die Angehörigen", sagt Uwe Gieselmann, Heimleiter des Evangelischen Wohnstifts und bei der Diakonie zuständig für die Altenhilfeeinrichtungen. Der zusätzliche Verwaltungsaufwand sei eine Belastung, aber man wolle alles tun, um den Angehörigen die kostenfreien Tests zu ermöglichen.

Um den Besuchern das Leben leichter zu machen, besteht im Wohnstift, im Mainpark und im Mainleuser Stift auch die Möglichkeit zum Selbsttest unter Aufsicht, wenn ein Test mitgebracht wird.

Letzteres ist in den Pflegeheimen der Arbeiterwohlfahrt (Am Rasen, Brenkstraße, Neuenmarkt und Thurnau) so nicht möglich. "Wir können das personell nicht leisten", sagt Ralf Baumann, Pandemiebeauftragter und technischer Leiter der Einrichtungen des Awo-Kreisverbands.

Auch die Awo-Häuser stellen Bescheinigung aus. Baumann verhehlt nicht, was er von der politischen Vorgabe hält: "Das ist nicht zu Ende gedacht, und die Mitarbeiter in den Einrichtungen kriegen den ganzen Ärger ab, wenn es nicht klappt. "Das zieht sich durch die ganze Zeit der Pandemie."

Dass die Bestätigungen allgemein gehalten sind (wie schon in früheren Pandemie-Phasen), scheint jetzt ein Problem zu sein. Erste Angehörige wurden bereits von Teststationen abgewiesen. "Die beklagen sich dann bei uns, dass sie den Test nicht bekommen."

Zu viel ist noch ungeklärt

Auch bei den Teststellen ist der Unmut groß. Die Entlohnung pro Test sinkt um zwei Euro auf 9,50 Euro, der Einkaufspreis ist mit 2,50 Euro veranschlagt. "Unsere Tests kosten im Einkauf schon 5,50 Euro", sagt Apotheker Hans-Peter Hubmann, genervt von immer mehr Bürokratie, die die Dienstleister in Kauf nehmen müssen. "Und jetzt sollen wir noch mehr kontrollieren und dokumentieren. Es reicht." Hubmann hat die Konsequenz gezogen: In seiner Apotheke gibt es vorerst keine Tests mehr.

Alle Teststationen im Landkreis sind auf der Homepage des Landkreises Kulmbach veröffentlicht. Zu den Anbietern gehört auch der BRK-Kreisverband Kulmbach, der vorerst seine bisherigen Testzeiten unverändert beibehält. "Wir beobachten die Nachfrage in den nächsten Tagen und entscheiden dann Ende nächster Woche, ob und wie wir das Angebot eventuell erweitern", sagt Kreisgeschäftsführer Stefan Adam. Zu viel sei noch ungeklärt. Er hätte sich frühzeitige und genaue Ausführungsbestimmungen gewünscht. "Was anerkannt wird und was nicht, das kann doch nicht der Mitarbeiter im Testzentrum entscheiden. Das muss eindeutig vorab geregelt sein."

Für das Landkreis-Testzentrum in der Flessastraße 1 in Kulmbach ändert sich durch die neue Verordnung nichts, da dort keine Schnelltests durchgeführt werden, sondern nur PCR-Tests. Die bisherigen Öffnungszeiten werden bis auf Weiteres beibehalten, so Pressesprecher Björn Karnstädt.

Schnelltest: Das gilt jetzt

Kostenlos Besucher in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Personen, die sich zur Beendigung der Quarantäne freitesten müssen, Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen dürfen, Kinder unter fünf Jahre.

3 Euro Selbstbeteiligung bei roter Kachel in der Corona-Warn-App und vor Besuchen von Veranstaltungen (Konzerten, Theater...)

Krankheitssymptome? Test beim Arzt, die Kosten trägt dann die Krankenkasse