Wegen der Großbaustelle am Zentralparkplatz funktionieren in Kulmbach langjährige Verbindungen nicht mehr so, wie die Fahrgäste es gewohnt sind.
Seit dem 13. September verkehren die Stadtbusse nach einem neuen Fahrplan. Viele Kulmbacher schütteln über diese Neuordnung der Buslinien den Kopf. Norbert Giesert aus der Blaich zum Beispiel prangert an, dass seine Frau quasi nicht mehr mit dem Bus zur Arbeit ins Klinikum fahren kann.
Als noch der alte Fahrplan galt, stieg Giesert um 9.10 Uhr am Pörbitscher Platz ein, neun Minuten später war sie dann am Klinikum, rechtzeitig, um um 9.30 Uhr mit der Arbeit zu beginnen. Seit etwa sechs Wochen fährt der Bus nur noch morgens um 5.30 Uhr den direkten Weg. Die Mitarbeiterin müsste jetzt also bereits um 8.28 Uhr am Pörbitscher Platz einsteigen, die große Runde über Ziegelhütten Richtung Innenstadt drehen und dann - nach kurzer Wartezeit - an der Stadthalle umsteigen. Am Klinikum würde sie erst um 8.52 Uhr ankommen. Bis zum Arbeitsbeginn würde eine weitere halbe Stunde verstreichen.
"Zu alt, um öffentlich zu kämpfen"
Auch andere Busfahrer aus der Blaich üben Kritik. Eine 69-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte ("Ich bin zu alt, um öffentlich zu kämpfen"), klagt ebenfalls über die langen Umwege. "Früher war man in fünf Minuten in der Stadt, jetzt braucht man 25 bis 35 Minuten länger. Das ist doch idiotisch in der heutigen Zeit", sagt die Rentnerin.
Vor allem Arztbesuche würden so leicht zum Tagesauflug. Auch der Weg zum Friedhof sei beschwerlich geworden. Denn man müsse von der Blaich erst zur Stadthalle oder zum Zentralen Omnibusbahnhof (Zob) fahren, dort umsteigen, ehe es über Mangersreuth weiter zum Friedhof geht, klagt die Frau. Oftmals nimmt die Seniorin dann lieber den Fußweg über den alten Friedhof.
"Aber es gibt auch viele, die den Weg nicht mehr schaffen", sagt sie.
Doch nicht nur die Blaicher ärgern sich, auch in der Herlas stößt der neue Fahrplan auf Kopfschütteln. Klaus Erben fährt drei bis vier Mal pro Woche mit dem Bus. "Ich habe Zeit, ich komme letztlich mit dem Plan klar und bin nicht beeinträchtigt, aber viele schimpfen", sagt Erben. Auch er bemängelt, dass die Busse nur noch in Richtung Siedlung, Forstlahm und Weiher fahren, die Gegenrichtung außer in den frühen Morgenstunden aber nicht mehr bedient wird. "Zudem sind die Abfahrtszeiten derart unterschiedlich, dass man stets den Fahrplan bei der Hand haben muss", so Erben.
40 statt fünf Minuten
Am ungünstigsten sei der neue Fahrplan, wenn man beispielsweise von der Melkendorfer Straße in die Innenstadt möchte.
Denn dann sei man statt wie früher fünf Minuten jetzt geschlagene Minuten unterwegs, weil man zwangsläufig durch die Siedlung müsse.
"Sicherlich spielen bestimmte Sachzwänge wie die Baustelle am Zentralparkplatz eine Rolle, aber ist die Schleife an der Realschule wirklich zu jeder Haltezeit nötig, auch wenn gar keine Schüler mehr unterwegs sind?", fragt Klaus Erben.
Außerdem findet er, dass eng zusammen liegende Haltestellen wie an der Kreuzkirche und in der Tilsiter Straße oder die Haltestelle Friedhof und Hundsanger zusammengelegt werden könnten - zumindest vorübergehend. Denn damit wäre dann die Zeitverzögerung, die durch die Innenstadt-Baustelle entsteht, wieder aufzufangen. "Leider haben die Offiziellen zu der jetzigen Sachlage nie eine Erklärung oder Begründung gegeben.
Der neue Fahrplan ist einfach über den Kopf der Fahrgäste hinweg entschieden worden", sagt Erben - und gibt zu, dass ihn dies am meisten ärgere.
Früher gab's keine Pufferzeiten
Seitens der Firma Schütz gab es zu den Klagen der Busfahrgäste auf Nachfrage keinen Kommentar. Die Stadt Kulmbach entschuldigt die neue Taktung mit der Baustelle. "Der Stadtrat hat im Juli entschieden, dass alle Haltestellen auch in Zukunft angefahren werden sollen. Das war uns wichtig. Besonders die an der Stadthalle", erklärt Verwaltungsleiter Uwe Angermann. Früher konnten die Busse in einem 30-Minuten-Takt verkehren und so in beide Richtungen fahren. "Das war aber sehr knapp, es gab keine Pufferzeiten. Manche Leute haben sich früher beschwert, dass die Busfahrer schon losgefahren sind, obwohl sich die Fahrgäste noch nicht einmal richtig gesetzt hatten", sagt Angermann.
"Ein verworrenes Konstrukt"
Wegen der Baustelle sei der 30-Minuten-Takt nicht mehr zu halten gewesen. Also habe man die Taktung geändert. "So ein Busfahrplan ist ein verworrenes Konstrukt. Denn die Linien hängen zusammen, auch Anschlüsse müssen funktionieren. Wichtig war uns, dass man bei der Stadthalle und am Zob umsteigen kann", so der Verwaltungsleiter. Die Stadt habe auch überlegt, die Innenstadt gar nicht mehr anzufahren oder einen Shuttlebus vom Zob zur Stadthalle einzurichten. Doch dies würde eine hohe fünfstellige Summe verschlingen. "Ich denke, der neue Fahrplan muss sich erst einmal einspielen. Es ist aber klar, dass nicht auf alle Einzelbedürfnisse eingegangen werden kann und es wegen der Baustelle einfach zu Zeitverzögerungen kommen kann", sagt Angermann.
Wenn es Probleme gebe, sollten sich die Bürger an die Stadt Kulmbach wenden.
"Wir helfen und beraten die Leute gerne und werden bestimmt eine geeignete Verbindung finden", betont der Verwaltungsleiter. Umgekehrt gebe es aber auch schon Lob für die neue Linienführung. Manche Senioren empfänden es als angeneh, dass die Fahrer nicht mehr so unter Zeitdruck sind und an jeder Haltestelle warten können, bis sich jeder gesetzt hat.
Viele Fahrgäste nehmen die Neuordnung auch einfach gelassen hin. "Ich fahre immer montags zum Frühschoppen von der Innenstadt zum Ohnemüller. Wenn ich dann eben mal fünf Minuten später zum Stammtisch komme, dann ist das eben so", sagt Friedrich Schmidt (71).
Ich bin inzwischen entsetzt, wie wir Bürger unserer Stadt behandelt werden- seit 16 Jahren fährt der Bus -Linie 3-nur stündlich Richtung Stadt -Petzmannsberg/Burghaig z.B.Heidenknock Einstieg/ über Umweg Neuseidenhof Richtung Stadtmitte! Das war bisher noch keine Behinderung; Jetzt kommt der Hammer-der letzte Bus-fährt 18.15 Uhr-zurück in die Siedlung Petzmannsberg. Dadurch ist sogar mein ehrenamtlicher Dienst im Weltladen-wenn ich die Nachm.Schicht bis abends 18.00 Uhr-absolvieren wollte, nicht mehr machbar-(keine Zeit mehr f.d.Tagesabschluss.) Ich gehe im Winter bestimmt nicht den 4,5 km-Fußweg den Berg hinauf! (Andere Verkäufer können sich bestimmt ein eigenes Auto leisten--) Ein Appell an den Stadtrat: Es gibt in unserer Siedlung (vor ca. 20 Jahren erbaut) nicht nur neureiche Familien, die über mindestens 2 Autos verfügen, um ohne Behinderung in die Innenstadt zu kommen! I Mit einer Fahrgemeinschaft hatte ich es früher versucht-dies war jedoch nicht realisierbar, weil Jeder andere Zeiten abdecken muss!! Im Sommer benutze ich aus diesem Grund mein Fahrrad- im Winter schau ich halt in die Röhre?! Kein Wunder, wenn immer mehr Jugend abwandert- wir leben in der "tiefsten Provinz", obgleich wir so ein "Juwel an Stadtflair" haben!!
Rückschritt ist der treffende Ausdruck. Als ich nach Kulmbach zog habe ich meine Ärzte so gewählt, dass ich sie gut mit dem Bus erreichen kann. Jetzt ist die Haltestelle am Stadtpark gestrichen, d.h. Ärzte und Hallenbad nur noch mit Fußmarsch vom Hundsanger erreichbar. Das ideale Weiterfahren von Linie 2 auf 1 zum Klinikum ebenfalls gestrichen; von der Taktung ganz zu schweigen. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat sicher nicht an die älteren Menschen gedacht !
Der neue Fahrplan ist ein echter Rückschritt. Das selbe hatten wir vor Jahrzenten schon mal, nurmit dem Unterscheid, dass die Taktung jetzt alle 45 Minuten ist und nicht wie früher alle 60 Minuten. Die Verantwortlichen der Stadt sollen sich mal überlegen, ob dass der Schritt in die richtige Richtung ist. Ich sehe vorallem das Problem, dass auf Teufel komm raus der Fahrplan mit dem Schulbusverkehr gekoppelt werden muss. Die Baustelle spielt hier gewiss nur eine untergeordnete Rolle. Wir wollen Firmen, Modeketten und Studeten in die Stadt locken und investieren nicht in den ÖPNV. Vielleicht ist ja auch die Fa. Schütz nicht der passende Partner für einen zukunftsfähigen ÖPNV. Klar, die Leute gewöhnen sich an alles oder sie suchen sich einfach andere Möglichkeiten.