Viel Glanz und noch mehr Böller: So feierte Kulmbach Silvester

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Jahreswechsel in KulmbachHeinz Seyferth
Jahreswechsel in KulmbachHeinz Seyferth

Die Kulmbacher begrüßten das neue Jahr mit Funkenregen, feinem Essen und guten Gesprächen.

Die Plassenburg hoch oben als Lichtpunkt in dunkler Nacht; unten auf dem noch weihnachtlich strahlenden Marktplatz steigen Raketen in den Himmel. Detonationen, deren Widerhall sich an den Häusern bricht. Wunderkerzen tanzen entlang, Gruppen Feiernder umarmen sich. In einer Nische ein junges Paar: tiefe Blicke, inniger Kuss, ein sichtbares Versprechen für das Neue Jahr.

Silvester (schon die Römer kannten es) wird mittlerweile in unterschiedlicher Form weltweit gefeiert, in Kulmbach fränkisch. Nicht überbordend, dem Naturell entsprechend, aber fröhlich mit Familien und Freunden im Restaurant, mit Fremden, die zu Besuch sind, auf Plätzen und in den Gassen. Eine Champagnerflasche wird gleich neben dem Rathaus geköpft, reichlich Bier fließt.

Punkt Mitternacht ist der Himmel hell erleuchtet in allen Farben. Bengalisches Feuer, Sternenregen über dem Pflaster. Im Sekundentakt explodierende Feuerwerkskörper, fast eine halbe Stunde lang. Ein Zischen und Dröhnen in rasanter Folge, Kulmbach begrüßt 2018 euphorisch. Zurück bleiben Papierfetzen und verkohlte Papphülsen, der Pulverdampf verzieht sich langsam. Mancher hat zu tief ins Glas geschaut, schwankt gegen Morgen durch die jetzt menschenleeren Straßen. Wir stoßen an auf ein "gutes neues Jahr".


Was erwarten die Kulmbacher?

Und fragen nach dem Vergangenen und den Wünschen und Erwartungen der Feiernden. Der Kulmbacher Nicki Lang schaut der Böllerei und dem Hype um Silvester etwas distanziert zu. Er feiert im Freundeskreis weiter, blickt dankbar auf 2017 zurück. "Besser hätte es nicht sein können, ich habe beruflich Fuß gefasst, bin jetzt Burgführer auf der Plassenburg und Stadtführer." Vor allem habe ihm die Zeit in der Natur gefallen, "ein Spaziergang durch den Buchwald und dann Brotzeit beim Ranga-Bauern, was gibt's Schöneres?" sagt der 27-Jährige und guckt einen aus tiefschwarzen Augen freundlich an. Und 2018? Es könne so bleiben wie bisher, "ich bin einfach glücklich". Wozu, wie er betont, "auch die intensive Freundschaft mit Jürgen beiträgt". Der neben ihm sitzt und zustimmend nickt.


Dankbar für die Hilfe

Im Restaurant "Alla Rustica" speist Hans Hunger, 24 Jahre lang Chefarzt am Kulmbacher Klinikum. "2017 haben wir von der Nepalhilfe unsere Projekte in Male Khu und Kathmandu besucht, sehen, dass sich unser finanzieller Einsatz nach dem Erdbeben lohnt. Die Schulen dort werden wieder aufgebaut und 30 kleine Häuser für die Familien der Kinder errichtet." Es sei für ihn eine tiefe Befriedigung, helfen zu können. Für 2018 wünscht der 78-jährige Mediziner eine weitere positive Entwicklung in Nepal, und dass die chaotischen weltpolitischen Verhältnisse und die damit verbundene Gefährdung des Friedens ein Ende haben.


Begeistert von Feier in St. Petri

Dekan Thomas Kretschmar erinnert sich nach der Silvester-Gala in St. Petri besonders an den Festgottesdienst am Reformationsfest im Lutherjahr. "Eine solche klassische Feier hat immer noch hohe Attraktivität." Und er freut sich, dass die häufigen Pfarrerwechsel an Kulmbachs größter Kirche Vergangenheit sind. Ein klares Ziel hat er für heuer: die 24 Kirchengemeinden, die unter seiner Verantwortung sind, zu erkunden und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen. Die lutheranisch-oberfränkische Tradition empfindet er als was sehr Positives.

Auf dem Weg zur Plassenburg sind Sandra Egerland aus Magdeburg und ihr Kulmbacher Freund Jens. Sie haben Raketen im Gepäck. Die 26-jährige Gymnasiallehrerin hat Jens in Thüringen an der Talsperre Hohe Warthe kennen- und liebengelernt. Daher sei 2017 für sie ein gutes Jahr gewesen. Beide haben vor, ihr Glück noch zu vertiefen. "Die unterschiedlichen Mentalitäten von Ost und West führen schon manchmal zu lustigen Begebenheiten", sagt das Pärchen lachend. Und Sandra ergänzt: "Die Eltern von Jens sagen beim Abschied aus Kulmbach immer: Nun fährt sie wieder nach drüben." Ihr fällt doch noch ein Wunsch ein: "Eine Stelle an einem oberfränkischen Gymnasium wäre ideal."


Mit großen Augen

Mit großen Augen bestaunt die fünfjährige Islam Al Jirudi das Feuerwerk am Marktplatz mit ihrer Familie. Sie wohnt seit drei Jahren in Kulmbach und besucht den Kindergarten, kann schon gut Deutsch. "Ich habe schon fünf Freundinnen und Freunde", verkündet sie stolz, ihr gefällt es in Franken. Große Wünsche für 2018 hat sie nicht. "Eine Barbie-Puppe wäre schön." Dann wendet sie sich wieder dem Sternenregen zu.