Unrecht geht unter die Haut

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Reflexion des Erlebten: Die diskriminierten Blauäugigen und die privilegierten Braunäugigen diskutieren mit Trainer Jürgen Schlicher über ihre Erfahrungen. Foto: Dagmar Besand
Reflexion des Erlebten: Die diskriminierten Blauäugigen und die privilegierten Braunäugigen diskutieren mit Trainer Jürgen Schlicher über ihre Erfahrungen. Foto: Dagmar Besand
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
 
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
 
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
 
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
 
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
 
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
 
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
 
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
Der grüne Kragen als Zeichen der Andersartigkeit - wer ihn bekommt, fühlt sich abgestempelt. Foto: diversity-works.de
 
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
Machtdemonstration am Eingang: Jürgen Schlicher bestimmt willkürzlich nach Augenfarbe oder Verhalten, wer Privilegien bekommt und wer schlecht behandelt wird. Foto: diversity-works.de
 
Harte Holzstühle oder ein Platz am Boden für die Blauäugigen, komfortable Sessel für die Braunäugigen Foto: diversity-works.de
Harte Holzstühle oder ein Platz am Boden für die Blauäugigen, komfortable Sessel für die Braunäugigen Foto: diversity-works.de
 
Für die Blauäugigen steht ein Fettnäpfchen neben dem anderen. Jürgen Schlicher sorgt im Experiment dafür, dass sie keine Möglichkeit haben, etwas richtig zu machen. Foto: diversity-works.de
Für die Blauäugigen steht ein Fettnäpfchen neben dem anderen. Jürgen Schlicher sorgt im Experiment dafür, dass sie keine Möglichkeit haben, etwas richtig zu machen. Foto: diversity-works.de
 
Für die Blauäugigen steht ein Fettnäpfchen neben dem anderen. Jürgen Schlicher sorgt im Experiment dafür, dass sie keine Möglichkeit haben, etwas richtig zu machen. Foto: diversity-works.de
Für die Blauäugigen steht ein Fettnäpfchen neben dem anderen. Jürgen Schlicher sorgt im Experiment dafür, dass sie keine Möglichkeit haben, etwas richtig zu machen. Foto: diversity-works.de
 
Luise und Kathy reicht's: Sie greifen ein und verteilen benötigte Schreibsachen, Wasser, Obst und Kekse an die "Grünkragen". Foto: diversity-works.de
Luise und Kathy reicht's: Sie greifen ein und verteilen benötigte Schreibsachen, Wasser, Obst und Kekse an die "Grünkragen". Foto: diversity-works.de
 
Keiner wird geschont. Auch auf Amelie wartet ein Test. Foto: diversity-works.de
Keiner wird geschont. Auch auf Amelie wartet ein Test. Foto: diversity-works.de
 
Schriftliche Prüfung: Gefragt wird Wissen, das die Blauäugigen nicht haben, während die Braunäugigen die Antworten im Vorfeld bekamen. Foto: diversity-works.de
Schriftliche Prüfung: Gefragt wird Wissen, das die Blauäugigen nicht haben, während die Braunäugigen die Antworten im Vorfeld bekamen. Foto: diversity-works.de
 
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
 
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
 
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
Jürgen Schlicher mit Teilnehmern beim "Blue eyed"-Workshop Foto: Dagmar Besand
 
Maria, Lisa, Anna und Georg im Workshop Foto: Dagmar Besand
Maria, Lisa, Anna und Georg im Workshop Foto: Dagmar Besand
 
Amelie: "Ich will kein Mitleid. Ich will mir mein Wasser selbst holen dürfen!" Foto: Dagmar Besand
Amelie: "Ich will kein Mitleid. Ich will mir mein Wasser selbst holen dürfen!" Foto: Dagmar Besand
 
Kathy, Franzi, Jürgen und Maria im Gespräch Foto: Dagmar Besand
Kathy, Franzi, Jürgen und Maria im Gespräch Foto: Dagmar Besand
 
Ratlos, verwirrt, hilflos - so beschrieben viele Schüler ihre Situation - in beiden Lagern. Foto: Dagmar Besand
Ratlos, verwirrt, hilflos - so beschrieben viele Schüler ihre Situation - in beiden Lagern. Foto: Dagmar Besand
 
Plakate an den Wänden diskriminieren die Blauäugigen. Die Übungssituation stimmt die Schüler nachdenklich. Foto: Dagmar Besand
Plakate an den Wänden diskriminieren die Blauäugigen. Die Übungssituation stimmt die Schüler nachdenklich. Foto: Dagmar Besand
 
Luise und Leyla: Sie wollten etwas gegen die Ungerechtigkeit tun und fingen an, Obst und Wasser mit den Benachteiligten zu teilen. Foto: Dagmar Besand
Luise und Leyla: Sie wollten etwas gegen die Ungerechtigkeit tun und fingen an, Obst und Wasser mit den Benachteiligten zu teilen. Foto: Dagmar Besand
 
Leonie, Antonia und Nadine sind froh, dass der Druck weg ist und alle wieder gleich behandelt werden. Foto: Dagmar Besand
Leonie, Antonia und Nadine sind froh, dass der Druck weg ist und alle wieder gleich behandelt werden. Foto: Dagmar Besand
 
Emilia setzt Jürgen Schlicher auseinander, warum sie sich an der Diskriminierung ihrer Mitschüler nicht beteiligen wollte. Foto: Dagmar Besand
Emilia setzt Jürgen Schlicher auseinander, warum sie sich an der Diskriminierung ihrer Mitschüler nicht beteiligen wollte. Foto: Dagmar Besand
 
Ratlos, verwirrt, hilflos - so beschrieben viele Schüler ihre Situation - in beiden Lagern. Foto: Dagmar Besand
Ratlos, verwirrt, hilflos - so beschrieben viele Schüler ihre Situation - in beiden Lagern. Foto: Dagmar Besand
 

Wie es sich anfühlt, Opfer von Diskriminierung zu werden, erfahren CVG-Schüler im Selbstversuch - und überraschen ihren Trainer.

Der Ton ist barsch und beleidigend, geringschätzige Blicke statt eines freundlichen Willkommens. Die jungen Leute sind irritiert. Erst recht, als sie erleben, dass andere ganz anders, nämlich sehr zuvorkommend, begrüßt werden. Es ist ein Vorgeschmack dessen, was die Schüler in den kommenden Stunden erleben werden.

Die Klasse 10e des Caspar-Vischer-Gymnasiums macht zusammen mit ihren Lehrern Julia Sedlmeier und Daniel Späth ein Experiment, das die Wahrnehmung der Schüler grundlegend verändern wird. Sie erfahren bei einem von der Adalbert-Raps-Stiftung organisierten Workshop im Gemeindehaus der Kreuzkirche am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden - und dass man leichter als gedacht zum Täter oder Mitläufer werden kann. Die Situationen, die sie erleben, sind nur ein Spiel, doch sie fühlen sich erschreckend echt an.

Was passiert mit uns, wenn wir die Macht bekommen, uns über andere zu stellen und diese Position auszunutzen? Jürgen Schlicher und seine Kollegen der Firma Diversity Works zeigen das den Teilnehmern der "Blue eyed"-Workshops. Die Übung basiert auf der willkürlichen Aufteilung einer Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Augenfarbe in Blauäugige und Braunäugige. Mit den Blauäugigen wird so umgegangen, wie es in unserer Gesellschaft häufig mit Nicht-Weißen, Migranten und Nicht-Christen passiert. Alle negativen Klischees, die wir kennen, werden auf sie angewendet. Sie werden als unterlegen eingestuft und wie Unterlegene behandelt.

Das beginnt schon an der Eingangstür: Die Blauäugigen bekommen einen grünen Kragen umgelegt, mit dem sie für jedermann sichtbar ausgegrenzt werden. Sie müssen ihre Taschen abgeben, werden für eineinhalb Stunden in einem kahlen Raum isoliert, zwischendurch von schwarz gekleideten Mitarbeitern willkürlich gedemütigt. Die Schüler machen gute Miene zum bösen Spiel, doch ein Gefühl der Beklemmung ist da. Unsicherheit: Was passiert als nächstes mit uns?

Sie erfahren es bald - werden zu einem Test gerufen, bei dem Wissen geprüft wird, das sie nicht haben können. Vor den Augen der privilegierten Braunäugigen, die in der Zwischenzeit allen erdenklichen Komfort genossen haben, werden die "Versager" verhöhnt. Schlicher hat versucht, die andere Gruppe im Vorfeld einer "Gehirnwäsche" zu unterziehen, um sie von der Minderwertigkeit der Blauäugigen zu überzeugen, sie zu weiterer Diskriminierung anzustacheln.

Doch der Trainer erlebt eine Überraschung: Widerstand seitens der Braunäugigen! Einige junge Frauen aus den Reihen der Privilegierten wollen sein Spiel nicht mitspielen und fangen statt dessen an, den "Grünkragen" zu helfen, trotz angedrohter Strafe.

Diese Entwicklung nimmt in der späteren Reflexion des Erlebten breiten Raum ein. Jürgen Schlicher diskutiert freundschaftlich und auf Augenhöhe mit allen Teilnehmern gemeinsam: Was haben sie gefühlt? Wie haben sie die jeweils anderen gesehen? Warum haben die einen aufbegehrt, andere geschwiegen? "In 415 Workshops habe ich nur vier Mal erlebt, dass Leute aus der Gruppe der Braunäugigen ihre Privilegien genutzt haben, um die Situation der Blauäugigen zu verbessern."

Diese Courage freut den Coach ebenso wie die Argumente der Schüler: Das erlebte Unrecht ging nicht nur den Gedemütigten unter die Haut, sondern auch den Zuschauern. Alle gemeinsam wollen künftig auch außerhalb der Schule noch genauer hinschauen und gegen Diskriminierung aktiv werden.