Tanzlinden-Streit: Kerwaverein attackiert Markt

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Im Streit um die Sanierung der Limmersdorfer Tanzlinde greift der Kirchweihverein die Marktgemeinde an. Links dessen Sprecher Veit Pöhlmann. Foto: Archiv
Im Streit um die Sanierung der Limmersdorfer Tanzlinde greift der Kirchweihverein die Marktgemeinde an. Links dessen Sprecher Veit Pöhlmann. Foto: Archiv

Im Streit um die Sanierung der Limmersdorfer Tanzlinde meldet sich nun erneut der Kerwaverein zu Wort. Er wirft dem Markt Thurnau vor, die Sanierung des Gerüstes um die Tanzlinde seit Jahren "verschleppt" zu haben.

Der Limmersdorfer Kirchweihverein wirft dem Markt Thurnau vor, die Sanierung des Gerüstes um die Tanzlinde seit Jahren "verschleppt" zu haben. Die Verantwortung dafür tragen der Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL), der Verwaltungsleiter und der Gemeinderat, heißt es in der Stellungnahme, die der Verein am Donnerstag veröffentlicht hat. Man lasse sich auch nicht nötigen, "Vereinsmittel zur Entlastung der Gemeindekasse einzusetzen - vor allem, wenn man in Betracht zieht, wofür der Markt an anderer Stelle Geld einsetzt", steht in der von Vorsitzendem Veit Pöhlmann unterzeichneten Presseinfo.

"Riesensauerei"

Der Verein spricht von einer "Riesensauerei". Mit dem Beschluss in der Mai-Sitzung, das für die Sanierung erforderliche Gutachten nicht in Auftrag zu geben, nehme der Gemeinderat in Kauf, "dass der Tanz auf der Linde dieses Jahr nicht stattfindet". Ein Tanz, der im Dorf
einen großen Stellenwert genieße.

Mit einem Blick in die Geschichte wird darauf verwiesen, dass sich mit der Eingemeindung nach Thurnau schnell herausgestellt habe, "dass der Markt eine sachgerechte Durchführung und zeitgemäße Entwicklung der traditionsreichen Lindenkirchweih nicht gewährleisten kann". Deshalb sei Anfang der achtziger Jahre der Verein gegründet worden, mit dem der Markt 1988 eine Vereinbarung getroffen habe, "auf deren Basis der Verein Aufgaben aus der Zuständigkeit der Gemeinde im Zusammenhang mit der Lindenkirchweih für diese übernimmt". Der Verein habe seitdem das Areal gepflegt, die notwendige Infrastruktur und Ausstattung geschaffen. "Dadurch wurden die Gemeinde und der Landkreis inzwischen um viele 10.000 Euro entlastet."

"Wehren uns mit Nachdruck"

Die Lindenkirchweih sei seit jeher eine Veranstaltung der Ortschaft beziehungsweise Gemeinde. Seit 2002 und verstärkt seit 2008 werde massiv versucht, "die Auffassung durchzusetzen, dass die Kirchweih eine Veranstaltung des Vereins sei" und die Gemeinde diese nach Lust, Laune und Haushaltslage unterstützen könne. "Dagegen wehren wir uns mit allem Nachdruck!", so Vorsitzender Veit Pöhlmann.

"Sonst passiert nichts"

Es sei ein Unding, dass der Verein für die Sanierung des Gerüstes um die Tanzlinde finanziell in die Pflicht genommen werden soll. "Sonst passiert eben nichts", habe Verwaltungsleiter Hans-Peter Ströbel bei einer Besprechung am 10. April im Beisein von Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL) erklärt.

Was die Sanierungspläne betrifft, so wird darauf verwiesen, dass es im Herbst 2009 war, als der Verein den Markt "wieder einmal, aber etwas nachdrücklicher als vorher" darauf aufmerksam gemacht habe, dass an dem Gerüst um die Tanzlinde Ausbesserungen durchzuführen seien. Anders als der Steinmetz und die Verwaltung sei man der Auffassung gewesen, dass keine Generalsanierung erforderlich ist. Man habe mit Kosten von maximal 15.000 Euro gerechnet.

Über 100.000 Euro

Der Markt habe sich dafür entschieden, das Landesamt für Denkmalschutz einzuschalten. Hauptkonservator Ulrich Kahle habe festgestellt, dass die alten Säulen erhalten werden müssten. Er habe die Bezuschussung eines Gutachtens mit 50 Prozent bis zu 2500 Euro in Aussicht gestellt. Der Markt habe diesen Weg eingeschlagen, "brauchte aber fast ein Jahr, bis der Auftrag an das Gutachterbüro erteilt wurde". Es habe dann noch etwa eineinhalb Jahre gedauert, bis ein Gutachten vorgelegen habe. Nachdem Gesamtkosten von über 100.000 Euro im Raum standen, habe der Verein erläutert, auf welche Maßnahmen verzichtet werden könne.

Das Versprechen

Als abzusehen war, dass die Maßnahme 2012 nicht mehr vor der Kirchweih fertiggestellt werden kann, habe der Markt zugesagt, die Arbeiten zwischen den Kirchweihen 2012 und 2013 zu erledigen. "Diese Zusage wiederholte Bürgermeister Hofmann am 16. März 2013, als er den Platzburschen mit Handschlag versprach, dass das Geld für die Sanierung vorhanden und im Haushalt eingestellt sei." Am 10. April habe eine Besprechung mit Bürgermeister und Verwaltungsleiter stattgefunden, "bei der uns von der Gemeinde erneut aufgetischt wurde, dass der Verein sich finanziell beteiligen müsse oder etwa durch einen Aufschlag auf den Bierpreis der nach den bisherigen Zuschusszusagen für die Gemeinde verbleibende Kostenanteil gedeckt werde". Dagegen habe sich der Verein gewehrt, "da er seine Aufgabe nicht in der Finanzierung von eindeutig gemeindlichen Aufgaben sieht".

"Skandalös"

Die sofortige Ausschreibung der Zimmererarbeiten sei vereinbart worden, "damit zumindest diese Arbeiten noch vor der Kirchweih durchgeführt werden können". Vier Wochen später sei die Info gekommen, dass man noch eine Statik benötige. "Unser Verein bot an, die Verantwortung zu übernehmen, wenn die Kostenverpflichtung bei der Gemeinde verbliebe. Dies wurde aber abgelehnt, da die Kostenbeteiligung der Dreh- und Angelpunkt sei." Bei der Abstimmung über die Vergabe der Statik im Gemeinderat sei es dann "zum skandalösen Abstimmungsverhalten gekommen, das ... wirklich nur als kleinliche, politische Retourkutsche für den ersten Vorsitzenden unseres Vereins gewertet werden kann".

Kritik am Bürgermeister

Der Kirchweihverein weist darauf hin, dass es der Verwaltung und dem Bürgermeister ("Wenn es ihnen ein echtes Anliegen gewesen wäre, die Sanierung voranzutreiben") durch die Geschäftsordnung erlaubt gewesen wäre, die Vergabe ohne Gemeinderat vorzunehmen. Dass Hofmann nun "sein Team" öffentlich attackiert, "um sich selbst aus der Verantwortung zu stehlen, sollte allen Beteiligten zu denken geben. "Wenn er entsetzt ist, sollte er es wohl am ehesten über sein eigenes Verhalten in dieser Angelegenheit sein."