Die Genossenschaftsvorstände Günther Kraus und Matthias Rödel wenden sich mit einem dramatischen Appell in einem offenen Brief an die Rugendorfer. Die Umsatzzahlen stimmen nicht.
Die Botschaft der beiden Genossenschaftsvorstände Günther Kraus und Matthias Rödel in einem offenen Brief an die Rugendorfer ist unmissverständlich: "Sollten die Umsätze in kürzester Zeit, wir sprechen von etwa vier Wochen, nicht entsprechend der zu deckenden Kosten steigen, sehen wir uns leider gezwungen, den RugenDorfladen zu schließen."
Der Paukenschlag aus dem vor gut einem Jahr eröffneten Dorfladen kam nicht für jeden unerwartet. In den zurückliegenden Monaten war im Ort immer wieder die Rede davon, dass die Umsätze im Geschäft noch nicht stimmen. Appelle an die Heimatverbundenheit sowie diverse Sonderaktionen seitens der Verantwortlichen waren die Folge. Offenbar nicht mit dem gewünschten Erfolg.
Die beiden Genossenschaftsvorstände Günther Kraus und Matthias Rödel nehmen nun in einem offenen Brief kein Blatt mehr vor den Mund. "Es reichen die derzeitigen Umsätze nicht aus, um die laufenden Kosten auf Dauer zu decken", schreiben sie und bitten die Rugendorfer, den Laden für den täglichen Einkauf stärker zu nutzen, "um ein langfristiges Überleben des RugenDorfladens zu gewährleisten". Dabei lassen sie nicht unerwähnt, dass die Rugendorfer stolz sein könnten auf das, was Menschen in ehrenamtlicher Tätigkeit erreicht haben. "Helfen Sie mit, dass dieses großartige Projekt zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger aus dem Gemeindegebiet von Rugendorf und Umgebung auch in der Zukunft langfristig Bestand hat", heißt es in dem Schreiben.
Neue Öffnungszeiten
Als Sofortmaßnahme zur Kostensenkung kündigen die beiden Vorstände ab diesem Montag eine Umstellung beim Personaleinsatz und die Reduzierung der Öffnungszeiten an. Der RugenDorfladen wird deshalb künftig am Dienstag und Donnerstag nur von vormittags jeweils von 6 bis 12.30 Uhr geöffnet haben, am Samstag bis 12 Uhr. Am Montag, Mittwoch und Freitag ist auch nachmittags von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet.
Was die beiden Genossenschaftsvorstände aber ausdrücklich zu den Neuerungen betonen: "Sollte sich die Situation gebessert haben, können und werden wir die Öffnungszeiten wieder ändern."
Kostenloser Lieferservice
Ausdrücklich wird in dem Brief nochmals darauf hingewiesen, dass im Hinblick auf die Wintersaison seit gestern bei Bedarf ein kostenloser täglicher Lieferservice angeboten wird, der über die Verkäuferinnen im Dorfladen gesteuert wird.
Außerdem, so Günther Kraus und Matthias Rödel, ist für das Gemeinschaftsprojekt RugenDorfladen nach wie vor ehrenamtliche Unterstützung im Geschäft notwendig.
Der abschließende Appell: "Helfen Sie mit, dass sich die Situation wieder entschärft. Lassen Sie den Laden nicht sterben."
Gegenmaßnahmen möglich
Auch der Rugendorfer Bürgermeister Ralf Holzmann (parteilos) spricht von einer ernsten Situation, sieht aber grundsätzlich noch Möglichkeiten, das Ruder herumzureißen. "Vor einer Schließung kann man sicher noch Gegenmaßnahmen ergreifen", sagt er und schlägt vor, dass sich alle Beteiligten - auch von Seiten der Gemeinde als Vermieterin des Gebäudes - an einen Tisch setzen und ein Konzept zur Sicherung des Ladens erarbeiten. "Da gibt es bestimmt noch mehrere Stellschrauben, an denen wir drehen können - bis hin zu einem Sortimentswechsel. Außerdem, so Holzmann, setze man auch seitens der Gemeinde weiter auf einen Synenergieeffekt, wenn nach der Eröffnung der Arztpraxis Anfang 2016 mehr Publikum ins neue Versorgungszentrum von Rugendorf mit Praxis und Dorfladen kommt.
Genossenschaftsvorstand Matthias Rödel ("Ich bin nach wie vor überzeugt von dem Projekt") ist zuversichtlich, dass der durchaus drastische Appell Wirkung zeigt.
doch immer dasselbe bei den Dorfläden. Am Anfang eine Rieseneuphorie, weil man wieder im Wohnort einkaufen kann. Dann kommen die Preisüberlegungen, und alles fährt wieder zum Discounter.