Für das Fronleichnamsfest konzipiert und legt die Feuerwehr Stadtsteinach seit Jahren das Blumenarrangement auf dem Kirchplatz. Schon seit Tagen laufen die Vorbereitungen. Heuer benötigen die freiwilligen Helfer zwölf Kisten Blumen.
Die Fronleichnamsprozession ist in katholischen Gegenden bis heute ein lebendiger Brauch. Die Monstranz wird vom Pfarrer durch den Ort getragen. Die Gläubigen beten an verschiedenen Altären. Diese sind in Stadtsteinach in der Bahnhofstraße, bei der Partheimühle, bei der Sparkasse und auf dem Kirchplatz aufgebaut. Die Jugendlichen, die Kommunionkinder, die Frauen und die Feuerwehr gestalten sie. "Fronleichnam ist eine Demonstration des Glaubens", sagt Dekan Hans Roppelt, der inständig auf gutes Wetter hofft. "Wir werden in diesem Jahr die Messe auf jeden Fall in der Kirche halten - um 8.30 Uhr. Anschließend ist Prozession", kündigt der Dekan an. Nur wenn es wirklich stürmt, fällt die Prozession aus.
Eigentlich ist Fronleichnam (lateinisch: Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi) ein ur-katholisches Fest, das einst Reformer Martin Luther auf die Palme brachte. Er bezeichnete es sogar als das "Schändlichste aller Feste". Denn in der Wandlung liegt der große Unterschied zwischen katholischem und evangelischem Glauben begründet. "Wir Katholiken verehren in der Gestalt des Brotes Jesus Christus", erklärt Dekan Hans Roppelt. Und nach der Wandlung bleibe das Brot etwas Heiliges.
Doch in Stadtsteinach entzweit das "Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi" die Konfessionen schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Auch viele evangelische Christen gehen bei der Fronleichnamsprozession mit. "Wir gehen aus der Kirche heraus und beten für alle Menschen. Jeder kann das mitbeten", sagt der Dekan.
Das beste Beispiel ist Reinhardt Titze von der Feuerwehr. Er konzipiert seit Jahren mit seiner Frau Gabriele den Blumenteppich. Er ist evangelisch und für die Reinzeichnungen zuständig, seine Frau, eine echte Katholikin aus Hohenberg, hat die Ideen und denkt sich die Motive aus. "Das ist heuer der elfte Teppich, den wir legen. Schon kurz nach Weihnachten mache ich mir darüber Gedanken", verrät sie.
Am Donnerstag soll der Blumenteppich auf dem Kirchplatz eine Blume darstellen. Allein die Blüte soll 3,50 Meter Durchmesser haben. Darin wird aus gelbem Mauerpfeffer eine Sonne abgebildet. Aus bunten Blüten soll ein Regenbogen entstehen. Und auch ein Kreuz und ein Baum sind vorgesehen. "Gelben Mauerpfeffer finden wir. Wir haben schon geschaut, wo er wächst", erklärt Gabriele Titze. Auch für die weißen Blumen, von denen wegen des kalten Wetters viele noch nicht blühen, muss Mauerpfeffer herhalten.
"Das Kreuz wird violett. Das wird aus kleinen abgezupften Fliederblüten gelegt oder aus Lupinen", erklärt Gabriele Titze ihr Konzept. Für den Baum wird Rindenmulch oder Kaffeesatz verwendet. Und dann sind natürlich noch jede Menge roter und bunter Blütenblätter nötig. "Wichtig ist, dass jedes Blütenblatt einzeln hingelegt wird. Das wird genau ausgerichtet. Auch die Zweige haben alle eine Richtung."
Mit vielen Helfern von der Feuerwehr pflücken die Teppich-Verantwortlichen schon seit Tagen Blumen. Die werden dann in Obstkisten gepackt und im Keller der Familie Titze zwischengelagert. "Ich besprühe die Blüten täglich mehrmals mit Wasser, lockere sie immer wieder auf, damit alles schön frisch bleibt", erklärt Gabriele Titze. Der Blumenteppich ist ihre Leidenschaft. Jedes Jahr wird er größer und schöner.
Für die "Leger" ist die Blume eine Herausforderung. Denn allein der Blütenstengel ist 1,50 Meter hoch und wird aus Tannen- und Fichtenspitzen gelegt. "Wir brauchen für den Teppich mindestens zwölf Obstkisten Blüten und fünf bis sechs mit Grünzeug", rechnet Titze vor. "Ich habe die Bilder im Kopf und mache mir immer Gedanken. Mein Mann muss sie dann zeichnen, denn malen kann ich überhaupt nicht", gibt sie zu. Auch über die Botschaft, die die Fronleichnamsteppiche beinhalten, denkt sie ausgiebig nach. Das Motto in diesem Jahr passt hervorragend zu den Wetterkapriolen.
Nachruhe vor dem Fest ist für die ehrenamtlichen Helfer der Feuerwehr nicht angesagt. Denn schon morgens zwischen 3 und 4 Uhr beginnen sie mit ihrer Arbeit, sonst wird der Teppich nicht fertig. "Unser schlimmster Feind ist der Wind", weiß Vorsitzender Hans-Jürgen Hempfling. Mitten in der Nacht wird mit Kreide das Motiv aufgezeichnet - die Kreise müssen schön rund werden. "Die bringen uns nicht mehr aus der Ruhe", sagt Reinhardt Titze. Wenn das Motiv samt Schriftzug steht, beginnt das Legen. Akkurat. Alle Blüten und Zweiglein in einer Richtung. Mit Taschenlampen und im Scheinwerferlicht der Autos gehen die Teppich-Experten zu Werke. "Wenn es windig ist, besprühen wir die Blumen mit Wasser, damit sie am Boden kleben bleiben", kennt Titze ein paar Tricks und hofft, dass die Gläubigen sich an dem Blumenteppich auch in diesem Jahr wieder erfreuen.
Pfarrfest ist abgesagt Eine schlechte Nachricht gibt es aber doch: Das Pfarrfest, das für den Nachmittag geplant war, wurde laut Kirchenpfleger Klaus Geier wegen der schlechten Witterung abgesagt.