Im Mittelpunkt der Aktion "Franken helfen Franken" steht die 46-jährige Elisa, die mittels eines Therapiehundes neuen Lebensmut schöpfen will.
Der bekannteste Assistenzhund ist nach jenem Piloten benannt, der 2009 mit einer heldenhaften Landung auf dem Hudson River im New Yorker Hafen das Leben von 155 Passagieren rettete: Chesley Sullenberger III., Spitzname Sully. Ein Foto des vierbeinigen Sully (kein Spitz, sondern ein Labrador mit beigefarbenem Fell) ging nun um die Welt: Offenbar trauernd liegt er an Bord der "Air Force One" vor einem mit US-Flagge bedecktem Sarg.
Darin ruht der Leichnam von George Herbert Walker Bush, 41. Präsident der Vereinigten Staaten. Der 94-Jährige saß zuletzt im Rollstuhl und war auf Hilfe angewiesen - tierische Hilfe. Sully öffnete George Türen, drückte Lichtschalter und hob das auf, was dem greisen Ex-POTUS vom Tisch gefallen war.
Die Psyche lähmt alles
Bis Zoey so weit ist, wird noch einiges Wasser den Hudson hinunterfließen. Anders als Sully, der von einer Organisation für US-Veteranen ausgebildet wurde, lernt der Mischling sein Handwerk in Kronach und Schönfeld. Und anders als Sully muss Zoey ein Gespür dafür bekommen, was die innere Verfasstheit ihres Frauchens angeht. Denn Elisa T. (Name geändert) aus dem Kreis Kulmbach ist rein körperlich fit, kann sich normal bewegen. Bei ihr ist es die Psyche, die sie lähmt. Nachts wie am Tage, oft überfallartig.
Traumatische Erlebnisse mit Gewalt in der Kindheit und später als Erwachsene haben bei der Bauzeichnerin im Umgang mit Menschen den Vorhang fallen lassen. Diesen Stück für Stück zu lupfen - dabei soll Zoey eine zentrale Rolle spielen. Ihm das beizubringen, ist nicht zuletzt die Aufgabe von Marina Schnurrer. Die studierte Diplompädagogin betreibt in Schönfeld eine eigene Hundeschule namens "Dogs Inn Paradise". Über diese Schiene kooperiert sie seit vielen Jahren mit Manfred Burdich und seiner Arbeitsgemeinschaft Mantrailing und dem Therapiehundezentrum in Kronach. So kam schließlich der Kontakt mit Elisa und Zoey zustande.
Einheit von Mensch und Hund
"Ich sehe Mensch und Hund immer zusammen als Team, in dem beide vom jeweils anderen profitieren", umreißt die 40-Jährige ihr Credo. Sie selber hat einen ausgebildeten Therapiebegleithund namens Matou zu Hause, den sie in der Arbeit mit Senioren einsetzt. Aber das Training mit der traumatisierten 46-Jährigem und ihrem Mischling, der aus einer Tötungsstation in Osteuropa stammt und nur knapp der Giftspritze entkam, ist auch für die erfahrene Pädagogin eine außergewöhnliche Aufgabe.
"Eigentlich wird der Hund bereits als Welpe ausgewählt, doch im Fall von Elisa war der Vierbeiner ja schon da", sagt die Schönfelderin. Ob er überhaupt tauglich ist? Manfred Burdich hat in seiner Eigenschaft als Sachverständiger für das deutsche Hundewesen und Hundetrainer festgestellt: "Zoey ist wesensfest - und zwar auch in stressigen oder sogar bedrohlichen Situationen. Er ist zum Glück für alle frei von Aggressionen und Unsicherheiten und bleibt immer freundlich." Dennoch brachte der heute zweijährige Mischling "ein paar Baustellen" aus seiner Vergangenheit mit, wie es Marina Schnurrer ausdrückt. "Er war anfangs sehr schüchtern, fast scheu."
Deshalb hatte sich Elisa von sich aus vor einigen Monaten an die Hundeschule Ruckdeschel in Neudrossenfeld gewandt. "Das ist mit Blick auf ihre Geschichte eine absolut beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie für gewöhnlich Kontakt zu anderen Menschen weitestgehend meidet", so die Trainerin.