Spekulationen um erschossenes Paar in Bayreuth

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Das tot aufgefundene Paar lebte in einer Wohnung im zweiten Stock dieses Bayreuther Mietshauses. Foto: Nützel
Das tot aufgefundene Paar lebte in einer Wohnung im zweiten Stock dieses Bayreuther Mietshauses. Foto: Nützel

Ein totes Paar, daneben ein toter Hund - alle erschossen. Die Leichen lagen seit Tagen in einer Bayreuther Mietswohnung. Der Mann stammt aus dem Kreis Kulmbach, die Tatwaffe ist sein Jagdgewehr. Die Polizei schließt die Beteiligung Dritter aus. Dem 64-Jährigen stand wohl ein Verfahren wegen Brandstiftung bevor.

Der Ort sieht nicht nach Verbrechen aus. In der Bayreuther Schellingstraße reihen sich Mietshäuser mit dem Charme der 60er-Jahre aneinander, Anwohner rangieren ihre Autos in enge Lücken, eine Gruppe Studenten radelt vom nahe gelegenen Wohnheim in Richtung Röhrensee. Von einem Tötungsdelikt in ihrem Viertel wissen sie nichts. "Ein Mord, hier?" Die junge Frau mit dem BWL-Ordner in ihrem Fahrradkorb schüttelt den Kopf.

Nicht einmal die Mitbewohner im Haus Schellingstraße 18 haben angeblich mitbekommen, was sich nebenan in der Wohnung im zweiten Stock zugetragen hat. Erich H. (64) und seine drei Jahre ältere Lebensgefährtin Elisabeth G. lebten hier zusammen. Bis drei Schüsse fielen. Kopfschüsse. Zwei trafen die Bewohner, einer den Jagdhund des Paares. Die Bayreuther Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
"In welcher Reihenfolge wer zu Tode kam, muss die Obduktion klären", sagt Polizeipressesprecher Alexander Czech. Die Beteiligung eines Dritten könne wohl ausgeschlossen werden. Klingt nach Beziehungstat. Aber warum?

Zum Motiv wollte Czech gestern nichts sagen; es lägen keine gesicherten Fakten vor. Dafür schießen die Spekulationen ins Kraut - nicht nur in Bayreuth, sondern auch in Trebgast (Kreis Kulmbach). Erich H. stammt aus dem Landkreis, in Trebgast hatte er einige Jahre lang die Poststelle betreut. Damals war er schon mit seiner verwitweten Lebensgefährtin zusammen, lebte von seiner Gattin getrennt. Elisabeth G. hatte mit ihrem ersten Ehemann in der Bayreuther Wohnung gelebt. Als er gestorben war, zog Erich H. ein. Der Kontakt zu dem Paar sei "zurückhaltend, aber nicht unfreundlich" gewesen, sagt eine Frau aus dem Nebenhaus.

Anwohner rufen die Polizei

Dennoch sind die Anwohner beunruhigt, als sich das Paar aus dem zweiten Stock über geraume Zeit nicht mehr zeigt, nicht ans Telefon geht, den Briefkasten nicht mehr leert. Am Montag schließlich, nach fast sechs Tagen Rätselraten, verständigen Mitbewohner die Polizei. Als die Beamten sich gegen 13.30 Uhr mit Hilfe der Feuerwehr Zutritt zur Wohnung verschaffen, finden sie die Leiche des Paares und des Hundes im Schlafzimmer. "Die Toten lagen dort schon einige Tage", sagt Polizeisprecher Czech. Die Verwesung habe bereits eingesetzt. Ein Jagdgewehr liegt auf dem Boden, es dürfte sich um die Tatwaffe handeln.

Erich H. war Jäger, hatte eine Pacht im Landkreis Kulmbach. Und ein Wochenendhaus in Lindau, einem Ortsteil von Trebgast. Die Hütte brannte im Dezember 2011 ab, rund 50.000 Euro Schaden entstanden. Für die Feuerwehr war der Einsatz nicht ungefährlich, denn der 64-Jährige hatte jede Menge Munition gelagert, die sich durch die Hitzeentwicklung entzündete.

Die Rede ist von Brandstiftung, schließlich wird Erich H. deswegen auch angezeigt. Es heißt, die Verhandlung hätte in Kürze stattfinden sollen. Hatte sich der Mann der Vorladung durch Selbsttötung entziehen wollen? Zudem habe er den Jadgschein verloren, weil es Unregelmäßigkeiten mit der Kassenführung gegeben haben soll. Fest steht: Seine Partnerin hatte ihm zuliebe selber die Jägerprüfung absolviert. Die Jagdwaffen, auch die mutmaßliche Tatwaffe, seien ordnungsgemäß in einem Sicherheitsschrank verwahrt gewesen. Wer als erstes zu dem Gewehr gegriffen hat, müssen die Ermittlungen zeigen. Mit Ergebnissen der Obduktion rechnet die Polizei nicht vor Freitag.