Der Gartenbauverein Windischenhaig hat im Rahmen einer Mitmach-Aktion Kartoffeln gesetzt. Gearbeitet wurde wie anno dazumal.
Sie heißen "Atica", "Laura" und Nicola". Es sind Speisekartoffeln, biologisch angebaut, festkochend, allerdings mit unterschiedlichen Reifezeiten. Bevor die am Samstag bei besten Kartoffel-Pflanzwetter auf einem Windischenhaiger Acker ausgebrachten Erdäpfel im Herbst geerntet werden können, mussten sie teilweise vorkeimen, es mussten Beete angelegt und das Pflanzgut in den vorbereiteten Boden gebracht werden. Und in den nächsten Wochen steht Unkraut jäten auf dem Programm.
Heutzutage erfolgt der Großteil dieser Arbeiten GPS-überwacht und vollmaschinell. Vor einigen Jahrzehnten jedoch war der Kartoffelanbau aufwändige Arbeit, für die mehrere Arbeitsgänge und viele Hände benötigt wurden. An diese Zeiten erinnerte eine Mitmach-Aktion des Gartenbauvereins Windischenhaig und Umgebung, für die alte Pflanzgerätschaften herausgekramt wurden. Die sind im Kulmbacher Stadtteil noch reichlich vorhanden, verdiente der Großteil der Einwohner früher seinen Lebensunterhalt doch mit der Landwirtschaft.
Nur noch ein Bauernhof
Überlebt hat das "Bauernhof-Sterben" leider nur die Familie von Harald Hilpert, die auch das Feld für die Mitmach-Aktion zur Verfügung stellte. Zudem stand der Vollerwerbslandwirt mit Rat und Tat zur Seite und half beim Einstellen der Geräte, was mitunter viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung erfordert.
Über die verfügt auch Heinrich Angermann. Aufgewachsen als einer von fünf Söhnen auf dem elterlichen Bauernhof in Peesten und studierter Agraringenieur (FH), hatte der 78-Jährige die Mitmach-Aktion initiiert.
Interesse war beachtlich
Der vielbeachtete Vortrag "Vom Teufelsapfel zum Gottesgeschenk" des jungen Heimatforschers Adrian Rossner im Februar im Windischenhaiger Gasthaus Hereth-Hahn brachte Heinrich Angermann auf die Idee, mit der Mitmach-Aktion alte Zeiten wieder aufleben und vor allem der jüngeren Generation zugänglich zu machen. Und das Interesse an der Mitmach-Aktion war Generationen-übergreifend beachtlich. In Petra Günther, stellvertretende Vorsitzende des Gartenbauvereins, fand der 78-Jährige eine Mitstreiterin, deren Familie früher auch eine Landwirtschaft betrieb und die mit den Arbeitsschritten vergangener Tage bestens vertraut ist.
Hans Kritzenthaler, ein ehemaliger Windischenhaiger Landwirt, hatte aus seinem Fundus eine 2-reihige Kartoffelpflanzlochmaschine und ein Anhänge-Vielfachgerät zur Verfügung gestellt.
In der heutigen industrialisierten Landwirtschaft, wo es um Zeit und Geld geht, haben die gezeigten Arbeitsweisen längst ausgedient. Hier setzt man auf hochtechnisierte Maschinen. Dennoch sind bei Neben- und Hobby-Landwirten die robusten Gerätschaften aus früherer Zeit noch heute beliebte Hilfsmittel.
Zur Kartoffelernte im Herbst werden in Windischenhaig die eingelagerten Kartoffel-Roder gängig gemacht. Zum "Kartoffel lesen" ist natürlich wieder eine Mitmach-Aktion geplant.