Brunnengeschichten: Außergewöhnliche Brunnen in Kulmbach
Autor: Susy Bergmann
Deutschland, Freitag, 04. November 2022
Die zahlreichen Brunnen Kulmbachs sind sehenswert und haben eine oft wechselhafte Geschichte: Einige mussten ihren Standort wechseln oder wurden ab- und wieder aufgebaut. Fünf von ihnen stellen wir hier vor.
- Luitpoldbrunnen schlief 58 Jahre im Bauhof
- Vier Jahreszeiten auf dem Zinsfelder Brunnen
- Ein Marktbrunnen mit berühmtem Löwen
- Überlebensnotwendig: Brunnen auf der Plassenburg
Spazierst du durch Kulmbach, kommst du an zahlreichen Brunnen vorbei. Wasser, und damit Brunnen, waren in dieser Stadt nicht nur für Haushalte, Handwerker und Fischer wichtig. Sondern auch für die Bierbrauer. Doch als die Kulmbacher*innen Wasserleitungen in die Häuser legten, wurden viele Brunnen überflüssig oder standen im Weg. Und so erzählen unsere Kulmbacher Brunnengeschichten von Bau, Abriss und Wiederentdeckung der Stadtbrunnen.
Ein Brunnen zu Ehren des Prinzregenten Luitpold
Historische Brunnen wurden oft nicht nur als Wasserspender gebaut. Sie sollten auch Wohlstand und Macht ihrer Standorte zeigen. Und sie setzten Denkmäler für berühmte Persönlichkeiten. Besonders Ende des 19. Jahrhunderts wurden in vielen deutschen Städten repräsentative Kunstbrunnen errichtet. Ein solcher künstlerischer Brunnen steht auch im Zentrum des Kulmbacher Marktplatzes: Der Luitpoldbrunnen wurde 1898 nach einem Entwurf des Architekten Martin Dülfer (1859-1942) gebaut. Die Skulpturen stammen vom Bildhauer Eduard Beyrer (1866-1934).
Der Luitpoldbrunnen belegt beim Touristikportal TripAdvisor Platz 4 der Aktivitäten in Kulmbach. In der Mitte des sechseckigen Sandsteinbeckens steht die Brunnensäule mit drei bronzenen Brunnenschalen, Putten, Tierköpfen und den Wappen Kulmbachs, Bayerns und des Prinzregenten Luitpold. Diesem bayerischen Regenten, der 1888 Kulmbach besucht hatte, war der Brunnen gewidmet. Er sollte die Verbundenheit Kulmbachs mit Bayern anzeigen. Besonders eindrucksvoll - und ungewöhnlich für einen Brunnen: der Obelisk mit goldener Sonne auf der Spitze. Er ragt etwa 10 Meter aus dem Brunnen auf.
1936 wurde der Luitpoldbrunnen abgerissen und für 58 Jahre im Bauhof eingelagert. Erst 1994 wurde er auf Wunsch der Kulmbacher*innen wieder am alten Standort aufgestellt. Ein Glück, denn so kannst du heute dieses bemerkenswerte Bauwerk bewundern. Vielleicht bei einer Tasse Kaffee oder einem Eis in einem der umliegenden Cafés am Kulmbacher Marktplatz? Hier erfährst du noch mehr Details über die Geschichte des Luitpoldbrunnens.
Bunte Gesichter der vier Jahreszeiten
Der Zinsfelder Brunnen wurde 1660 vom Bildhauer Hans Georg Schlehdorn gestaltet und vom Kunstmaler Lorenz Reincke bemalt. Er stand erst vor dem Rathaus, musste dort aber 1869 der neuen Wasserleitung weichen. Damals wurde die Brunnenfigur an den Kulmbacher Bierbrauer Christian Pertsch verkauft. Sein Schwiegersohn Dr. Hans Günther gab ihn 1935 an die Stadt zurück. 1936 wurde der neue Zinsfelder-Brunnen am Holzmarkt eingeweiht. 2002 und 2015 wurde der wunderschöne Brunnen saniert. Die in der Barockzeit üblichen bunten Farben sind nun wieder frisch.
Die achteckige Säule des Brunnens zeigt Allegorien der vier Jahreszeiten. Den Frühling verkörpert die römische Göttin Flora mit jugendlichem Aussehen. Den Sommer symbolisiert die griechische Göttin der Fruchtbarkeit, Demeter. Der Herbst ist dargestellt als weinlaubumkränzter Bacchus, der römische Gott des Weines. Der Winter ist ein alter Mann mit Brille und Perücke, vermutlich ein Gelehrter. Der Totenschädel auf dem Buch, das er bei sich hat, soll wohl sein nahes Ende aufzeigen.