Schlachthof-Kündigungen beschäftigen Stadtrat in Kulmbach

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Die Kündigung der Lohnschlächter am Kulmbacher Schlachthof (Bild) war Thema in der Sitzung des Stadtrates. Foto: Alexander Hartmann
Die Kündigung der Lohnschlächter am Kulmbacher Schlachthof (Bild) war Thema in der Sitzung des Stadtrates. Foto: Alexander Hartmann

Am Donnerstagabend war die Kündigung der Lohnschlächter im Kulmbacher Schlachthof beherrschendes Thema im Stadtrat. Dabei verteidgte Betriebsleiter Dirk Grühn seine Entscheidung, den Werkvertrag nicht mehr in Anspruch zu nehmen.

"Der Leiter unseres Schlachthofs hat eine Entscheidung getroffen, die hohe Wellen geschlagen hat. Wie die Abfolge und die Kommunikation gelaufen sind, das war sicher nicht glücklich. Aber alles andere kann ich nicht beurteilen, sondern muss mich auf das Urteil von Dirk Grühn verlassen." In der Stadtratssitzung stellte sich Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) hinter den Chef des Schlachthofs, der die freiberuflichen Lohnschlächter nicht weiter beschäftigen will.

Der Oberbürgermeister erinnerte daran, dass man sich 2009 entschieden habe, den angeschlagenen Schlachthof zu erhalten und damals Dirk Grühn als Leiter der Einrichtung gewonnen habe. Der habe nicht nur die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, sondern den Job als seine Lebensaufgabe gesehen.

Vorsicht vor vorschnellem Urteil

In den vergangenen fünf Jahren habe er den Betrieb auf Vordermann gebracht und deshalb zu Recht Lob über alle Fraktionen hinweg erhalten. Deshalb müsse man vorsichtig sein, wie man nun das Aus für die Lohnschlächter als Außenstehender bewerte, "wenn man nicht so viel Ahnung hat wie ein Fachmann." Die Art und Weise, wie nun die Diskussion geführt werde, schade nicht nur dem Schlachthof, sondern auch dem Lebensmittelstandort Kulmbach.

Schlachthof-Leiter Dirk Grühn verteidigte in der Sitzung seine Entscheidung, den Werkvertrag mit den Lohnschlächtern nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Es habe fortwährende personelle Engpässe gegeben, die zwar aufgefangen wurden, "aber das Modell war nicht mehr zukunftsfähig".

Grühn betonte, dass die Kunden 100 Prozent einwandfreie Ware erwarten. "Produktsicherheit ist das höchste Ziel." Und dazu müsse die Produktionskette reibungslos funktionieren. Doch das sei einigen Lohnschlächtern nicht bewusst gewesen. Zudem beklagte Grühn auch Gleichgültigkeit. "Trotz mehrerer Beanstandungen über 18 Monate ist keine Verbesserung eingetreten. Dazu kamen Beleidigungen meiner Person. Letztlich habe ich die Reißleine gezogen und den Werkvertrag nicht mehr in Anspruch genommen." Und so etwas müsse er als Betriebsleiter entscheiden dürfen.

Kompromiss möglich?

Dafür erhielt Grühn Rückendeckung des OB: "Wir können jetzt keine Entscheidung gegen ihn treffen, ohne ihn in Frage zu stellen", sagte er und erhielt Beifall aus dem Ratsgremium. Abschließend stellte Schramm noch ein Treffen in der nächsten Woche in Aussicht, um nach einem Kompromiss zu suchen. "Das geht aber nur mit Herrn Grühn."

Ingo Lehmann (SPD) hielt die öffentliche Diskussion des Themas im Stadtrat für gerechtfertigt, weil es sich beim Schlachthof um eine städtische Einrichtung handelt. Er relativierte Schramms Aussagen dahingehend, dass es zwar ein Verdienst des Schlachthofleiters sei, dass der Betrieb gut da stehe. "Aber auch der Leute, die dafür teilweise bis zu 14 Stunden am Tag gearbeitet haben."

Ab und zu den Kopf hinhalten

Dieter Herold (GOL) stellte klar, dass jemand wie Grühn in gehobener Position "auch ab und zu den Kopf hinhalten muss". Er könne aber nicht ganz glauben, "dass Menschen, die schon jahrelang hier arbeiten, von heute auf morgen das Kopfschlachten verlernen".

Für die WGK erklärte Stefan Schaffranek, dass der Schlachthof trotz interner Probleme immer hohe Qualität geliefert habe. Nun sei der entscheidende Schritt unternommen worden, diese Qualität auch für die Zukunft sicherzustellen.

Und Wolfram Brehm (CSU) ergänzte: "Dirk Grühn hat unser Vertrauen in den vergangenen Jahren verdient."