Wobei CSU-Gemeinderat und Dritter Bürgermeister Heinz Mösch im März noch folgende Rechnung aufgemacht hatte: Erklärtes Ziel sei "die kostendeckende Bewirtschaftung" des Hupfer-Saales. Ausgehend von 52 Veranstaltungen im Jahr - mit einer Saalmiete von 116 Euro - wären die jährlichen Unkosten von rund 6000 Euro gedeckt.
Wie bereits erwähnt: Diejenigen, die diese Fragen beantworten könnten, schweigen. Anrufe bei Gemeinderatsmitgliedern ergeben unisono: Man dürfe über die Causa Hupfer nicht sprechen. Die Angelegenheit sei derzeit als nichtöffentlich zu betrachten. Bleibt abzuwarten, ob - und wenn ja wie - der Bürgermeister am Montag in der Gemeinderatssitzung das Thema zur Sprache bringen wird.
Die Räte hatten sich am Samstag zu einer außerordentlichen Sitzung getroffen. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, worüber beratschlagt worden ist. Vielleicht eine Art Rettungsmission. Was der mögliche Käufer aus dem Ensemble macht? Die Spekulationen werden vorerst nicht abreißen. Von Studentenwohnungen ist die Rede, die belegt werden, sobald der Uni-Campus in Kulmbach seinen Betrieb aufnimmt. Eine Bürgerin stellt dabei eine provokante Frage: "Wer sollte denn von diesen Studenten freiwillig nach Kengst wollen?"
Theaterleute sind enttäuscht
Die Vereinsvorsitzende der "Buschklopfer", Carolin Wagner, verfolgt gespannt die Entwicklung zum Hupfer-Areal. "Wir sind derzeit wunderbar im Kleinkunstbrettla in Untersteinach untergebracht. Wir haben uns damals in Ködnitz sehr wohlgefühlt und verbinden schöne Erinnerungen mit unseren Aufführungen dort."
Wenn es mit der Revitalisierung des Saales geklappt hätte, hätten die "Buschklopfer" den Saal gerne mit neuem Leben erfüllt. "Wir haben die Pläne zum Umbau begrüßt. Diese Örtlichkeit wäre klasse für jeden Künstler. Wenn sich das nun aber alles in Luft auflöst, wäre es sehr schade." Wagner hätte sich sehr gefreut, wenn der Gemeinderat die vorgestellte Variante auch umgesetzt hätte. Zumal in Aussicht gestellt war, dass 90 Prozent der Kosten durch Zuschüsse gedeckt seien. "Wir hatten auch immer das Gefühl, dass Bürgermeister Stephan Heckel-Michel dem Projekt positiv gegenübersteht Wir als ,Buschklopfer' hatten den Eindruck, es gehe nur noch um planerische Details."
Kommentar
Öffentliches Interesse oder: Wie die Presse sich Freunde macht Fakten, Fakten, Fakten und an die Leser denken: Das waren die markigen Worte eines Mannes, der mit seinem Nachrichtenmagazin gern im Fokus stand. Mit Fakten sollten Journalisten immer hantieren. Sie zu beschaffen und zu verifizieren, gehört zum Rüstzeug und ist Teil des Berufsethos. Doch was, wenn der Journalist mehr weiß, als er schreiben kann/darf, weil eine Quelle ihm lediglich Hintergrundinfos gibt, die aber unter keinen Umständen in der Zeitung erscheinen sollen? Was, wenn es nur Mutmaßungen sind, wenn auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit?
Auch das gehört zu unserem Geschäft. Wie die Politik, so müssen auch Redakteure erklären, warum sie wie handeln. Warum sie warten, eine Zeitlang Rücksicht nehmen, dann aber doch ein Thema ins Blatt heben. So wie das vom Hupfer-Areal. Verständlich, dass die Eigentümer sich wundern, wieso der Verkauf einer privaten Immobilie die Öffentlichkeit interessieren soll. Diese Frage darf man stellen.
Das private wird aber zum öffentlichen Interesse, sobald der potenzielle Käufer eine Kommune ist und für Erwerb/Renovierung Fördermittel beantragt. Dann nämlich geht es um Steuergelder - also unser aller Geld, das wir Mandatsträgern und der öffentlichen Hand treuhänderisch anvertrauen, um es im besten Sinn für die Allgemeinheit zu investieren. Ab diesem Zeitpunkt haben Journalisten geradezu die Pflicht, die Bürger zu informieren (wenn es schon die gewählten Mandatsträger nicht tun, aus welchem Grund auch immer). Das ist die Daseinsberechtigung der Presse im staatlichen Gefüge.
Fair und ausgewogen sollte es zugehen, alle Beteiligten zu Wort kommen nach dem Grundsatz Audio et
altera pars, übersetzt: "Man höre auch die andere Seite." Wenn sich freilich beide Seiten nicht äußern, wird es schwierig. Das öffentliche Interesse bleibt ja, also muss man recherchieren, nachhaken, einordnen. Zugegeben: Damit machen sich Zei tungsleute eines selten - Freunde. Wie oft wurde der Überbringer der schlechten Nachricht selber als Verursacher der Negativ-Botschaft verdammt? Ursache und Wirkung verwechseln, das kommt vor.
Aber dass Journalisten durch Berichterstattung Immobilienkäufe torpedieren? Mit Verlaub: Da überschätzt man die Macht der (Lokal-)Presse als angebliche vierte Gewalt im Staat dann doch gewaltig.