Schätze sollen zurück ins Thurnauer Schloss

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Von der Giech'schen Waffensammlung sind noch Reste wie diese Kanone (1596) aus der Renaissance-Zeit erhalten. Die Schmuckstücke sollen, so wünscht es sich die Familie Hiller von Gaertringen, zurück ins Schloss. Fotos: privat
Von der Giech'schen Waffensammlung sind noch Reste wie diese Kanone (1596) aus der Renaissance-Zeit erhalten. Die Schmuckstücke sollen, so wünscht es sich die Familie Hiller von Gaertringen, zurück ins Schloss. Fotos: privat
Karl Hiller von Gaertringen mit einem sogenannten Willkomm-Mörser, einem Trinkgefäß in Form eines Kriegsgerätes
Karl Hiller von Gaertringen mit einem sogenannten Willkomm-Mörser, einem Trinkgefäß in Form eines Kriegsgerätes
 
Ein Ahnengemälde mit Carl von Giech sowie Frau und Kindern aus dem Jahre 1856
Ein Ahnengemälde mit Carl von Giech sowie Frau und Kindern aus dem Jahre 1856
 
Der Drache vom Äoluspavillon in Sanspareil, um 1745. Der Blechdrache aus dem Felsengarten gelangte um 1830 ins Schloss
Der Drache vom Äoluspavillon in Sanspareil, um 1745. Der Blechdrache aus dem Felsengarten gelangte um 1830 ins Schloss
 
Eine Tasse mit einer Ansicht von Thurnau, um 1820
Eine Tasse mit einer Ansicht von Thurnau, um 1820
 
Ein Katalogzettelkasten der Giech'schen Bibliothek
Ein Katalogzettelkasten der Giech'schen Bibliothek
 
Ahnengemälde der Familie Giech (1793)
Ahnengemälde der Familie Giech (1793)
 
Kinder-Prunkwiege (1664)
Kinder-Prunkwiege (1664)
 
Aus dem sogenannten Willkomm-Mörser tranken die hohen Gäste.
Aus dem sogenannten Willkomm-Mörser tranken die hohen Gäste.
 
Ein Kabinettschränkchen mit Elfenbeinverzierung, um 1600
Ein Kabinettschränkchen mit Elfenbeinverzierung, um 1600
 
Eine Ansicht des "Rothen Zimmers" der Kemenate (1862)
Eine Ansicht des "Rothen Zimmers" der Kemenate (1862)
 
Ansicht der Kirchenstube (1863)
Ansicht der Kirchenstube (1863)
 
Archäologische Funde aus der Bronzezeit, ausgegraben 1854 bei Kleinziegenfeld
Archäologische Funde aus der Bronzezeit, ausgegraben 1854 bei Kleinziegenfeld
 
Ein Schreibschrank (um 1725)
Ein Schreibschrank (um 1725)
 
Das geschnitzte Ende eines Balkens aus der Thurnauer Herrenmühle (um 1616)
Das geschnitzte Ende eines Balkens aus der Thurnauer Herrenmühle (um 1616)
 
Bildnis des Wolf Förtsch (1578)
Bildnis des Wolf Förtsch (1578)
 

Die Schätze aus den Gräflich Giech'schen Sammlungen sollen zurück ins Thurnauer Schloss. Das wünschen sich die früheren Schlossbesitzer.

Ein Schatz wird gehoben: Prachtvolle Möbel, kostbares Geschirr, glänzendes Silber, altehrwürdige Bücher und viele kuriose Gegenstände, die zur historischen Ausstattung des Thurnauer Schlosses gehören, werden erstmals seit über 40 Jahren wieder öffentlich präsentiert - in einer Ausstellung unter dem Titel "Aufgewacht", die ab Samstag, 19. März, im Töpfermuseum zu sehen ist.

Das Schloss wurde jahrhundertelang von zwei Familien bewohnt: den Grafen Giech und den Freiherrn von Künßberg. Nicht zuletzt aus der Konkurrenz der Dynastien entstand eine erstaunliche Kulturblüte. Die Schlossanlage war einst Standort einer bedeutenden Bibliothek sowie mit Liebe zusammengetragener und gepflegter Familiensammlungen. Im 19. und frühen 20.
Jahrhundert waren diese Jedermann zugänglich, wovon nicht weniger als 6400 Eintragungen im Besucherbuch zeugen - unter den Gästen war auch König Otto von Griechenland.

Die frühere Schlossbesitzer-Familie Hiller von Gaertringen, Nachfolger der Grafen von Giech, zeigt in der Ausstellung (19. März bis 3. Juli) einen kleinen, aber illustren Ausschnitt. Sie will aber noch mehr. Sie möchte die Schätze der Giech'schen Sammlung dauerhaft im Schloss präsentieren, wie Karl Hiller von Gaertringen im Interview erklärt.

Was wird bei der Ausstellung im Töpfermuseum gezeigt?
Die Glanzstücke sind Ahnenporträts, Möbel, Waffen, Schnitzwerk, ein Wandteppich, viele Kuriosa und Bücher der Bibliothek. Die Präsentation ermöglicht einen epochenübergreifenden Rückblick auf die Vergangenheit Thurnaus.

Ihre Familie will den Familienbesitz nicht nur im Töpfermuseum zeigen, sondern zurück ins Schloss bringen. Was sind Ihre Ziele?
In einem ersten Schritt geht es um die Einlagerung der Gegenstände in einem Depot, vermutlich in der leerstehenden Kemenate, was Gegenstand von Verhandlungen mit der Gräflich Giech'schen Spitalstiftung ist. Als Folgeschritt wäre es denkbar, einige historische Schätze im Schloss öffentlich zu präsentieren. So könnte man Gemälde im Ahnensaal des Hans-Georgen-Baus und/oder im Flur des Karl-Maximilian-Baus aufhängen. Möglich wäre es zudem, in den Prunkräumen der Kemenate, dort, wo vormals die Sammlungsgegenstände verwahrt waren, Stücke auszustellen. Die Giech'sche Bibliothek könnte im Zuge des Umbaus mit in den Nordflügel aufgenommen werden. Das Institut für Fränkische Landesgeschichte wäre geeignet, die Bibliothek zu betreuen.

Ist ein Museum angedacht?
Die Gründung eines Museums mit fest angestellten Mitarbeitern steht wohl zunächst nicht auf der Tagesordnung. Aber natürlich erfordern der Erhalt der Sammlung und Ausstellungen Arbeit und viel Zeit. Ich glaube, die richtige Herangehensweise wird sich mit der Zeit entwickeln. Bislang hat sich gezeigt, dass es in Thurnau genügend Geschichtsbegeisterte gibt, die eine solche Sammlung auch ehrenamtlich unterstützen.

Es hat ja im Schloss schon mal ein Museum gegeben.
Die Giech'schen Sammlungen existierten als privates Museum von 1857 bis 1938 im Schloss. Die Sammlungen erzählten vom Ehrgeiz einer fränkischen Adelsfamilie, die im Laufe des 16. bis 18. Jahrhunderts zu angesehenen Grafen in einem weithin für seine Größe und Pracht bewunderten Schloss aufstiegen. Das Schloss hatte dabei eine für eine Grafschaft geringfügiger Größe erstaunlich qualitätvolle Ausstattung mit Möbeln, Tapisserien und Kunsthandwerk.

Ihr Urururgroßvater Carl von Giech hat das Museum 1857 gegründet. Sein Plan, die Schätze zu bewahren, ist aber nur teilweise aufgegangen.
Das stimmt. Sein Enkel Friedrich Karl und sein Ururenkel Johann Christian Hiller von Gaertringen haben einige Ikonen der Sammlung verkauft. Diese haben wir an ihren heutigen Aufbewahrungsorten ausfindig gemacht und zeigen sie teilweise in einem Buch, das wir zur Ausstellung herausbringen. Die Waffensammlung hat 1974 den Weg in das Auktionshaus Sotheby's gefunden und ist bis auf kleine Restbestände versteigert worden. Das Giech'sche Kulturerbe füllt dennoch auch heute noch ein großes Lagergebäude in der Fränkischen Schweiz.

Sie haben das Buch angesprochen. Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Zum einen wollen wir die Bestände und das Konzept der Giech'schen Sammlungen vorstellen und die Ergebnisse einer siebenjährigen Forschung präsentieren. Zum anderen wünschen wir uns als Familie und Nachfahren der Grafen Giech, deren Kulturerbe vor Ort zu erhalten. Im Fokus steht das Schloss. Durch die Nutzung als Veranstaltungs- und Wissenschaftsstandort ist es gelungen, große Teile einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Unterrepräsentiert ist zurzeit aber die Geschichte. Das Buch will dem Ort anhand der Darstellung seiner einstigen Ausstattung etwas von dieser Geschichte zurückgeben, verbunden mit dem Wunsch, dass zumindest ein Teil der hier gezeigten Gegenstände ins Schloss zurückkehren wird.

Wie könnte das Vorhaben der Familie denn umgesetzt werden?
Unsere Bereitschaft, die Gegenstände der Sammlung auf Dauer zur Verfügung zu stellen, ist vorhanden und wird bereits seit einigen Jahren im Stiftungsrat und in der Öffentlichkeit artikuliert. Über den rechtlichen Rahmen müssen Vereinbarungen getroffen werden. Modelle wären Leihverträge, die einem Eigentumsverzicht für die vereinbarte Leihgabedauer gleichkommen. Es wäre zudem denkbar, eine neue Familienstiftung zu begründen, welche satzungsgemäß nicht gewinnorientiert ist, Einnahmen für den Erhalt der Gegenstände der Sammlungen einsetzt und dem Erhalt des Bestands verpflichtet ist. Wahrscheinlich wäre dies ein geeigneter Weg, um die Sammlungen im Interesse kommender Generationen zusammenzuhalten.

Gibt es auch den Gedanken, die Sammlung zu verkaufen?
Der Verkauf wäre eine Option - unter der Voraussetzung, dass die Dinge in Thurnau bleiben und der Öffentlichkeit zu Schau- und Forschungszwecken zur Verfügung gestellt werden.

Wie sieht der Zeitplan aus?
Wenn wir in diesem Jahr nicht endlich konkrete Schritte zur Erreichung dieses Zieles erkennen können, dann wird der Verkauf eines Großteils der Gegenstände im Kunsthandel wohl unumgänglich sein, da wir sie als Erbengemeinschaft von sieben Geschwistern seit mittlerweile sieben Jahren für teuer Geld einlagern und die Bereitschaft, dies weiter zu tun, sinkt. Insofern sind Buch und Ausstellung der größte, aber wohl auch letzte Schritt, um hier voranzukommen.