Ruhe-Mob: Protest vom Liegestuhl aus

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Verkaufsoffene Sonntage stoßen Arbeitnehmerverbänden und den Kirchen sauer auf. In Kulmbach will jetzt die "Sonntagsallianz" mit ungewöhnlichen Mitteln für den Sonntag als Ruhetag kämpfen: Die Mitglieder wollen einen "Ruhe-Mob" veranstalten - und vom Liegestuhl aus protestieren.

Marietta Schmitt ist der verkaufsoffene Sonntag ein Dorn im Auge. Und nicht nur der: "Es greift immer mehr um sich, dass die Menschen am Sonntag arbeiten müssen. Das kann nicht sein. Darauf wollen wir aufmerksam machen."

"Wir" - das sind die Mitglieder der "Kulmbacher Sonntagsallianz". Dem Bündnis, dessen Sprecherin Marietta Schmidt ist, gehören neben der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung KAB und dem Deutschen Gewerkschaftsbund auch die Evangelischen Dekanate Kulmbach und Thurnau und das Katholische Dekanat Kulmbach-Stadtsteinach an.

Mit einer außergewöhnlichen Aktion wollen die Bündnispartner auf ihr Anliegen aufmerksam machen: Wenn am Sonntag die ersten Kunden zum verkaufsoffenen Sonntag in die Innenstadt strömen, wird die "Sonntagsallianz" einen "Ruhemob" veranstalten. Die Bezeichnung leitet sich vom Begriff "Flashmob" ab, mit dem ein mehr oder weniger spontaner Menschenauflauf bezeichnet wird.
Bei der Aktion wird, wie es der Name schon sagt, der Appell, den Sonntag vor allem als Ruhetag zu sehen, im Mittelpunkt stehen.

Liegestühle dabei
"Wir von der Sonntagsallianz haben unsere Liegestühle dabei", sagt Marietta Schmidt. Von der Petrikirche aus, wo sich die Gruppe um 14 Uhr treffen wird, soll es zunächst zum Marktplatz gehen, wo die erste "Ruhe-"Pause eingelegt wird. Weitere Stationen sind der Zentralparkplatz, das "fritz"-Einkaufszentrum, die Langgasse und das Rathaus.

Vor allem eines soll mit der Aktion erreicht werden: "Wir wollen deutlich machen, dass der Sonntag eben kein Arbeitstag sein sollte", sagt Marietta Schmidt. Weder für die Verkäuferinnen, die am verkaufsoffenen Sonntag arbeiten müssen, noch für alle anderen, für die es regelmäßig kein freies Wochenende gibt - "auch wenn ich natürlich weiß, dass das in vielen Berufen längst die Regel ist."

Was die "Sonntagsallianz" am aktuellen verkaufsoffenen Sonntag ganz besonders empört: Er fällt ausgerechnet auf jenen Tag, den die bundesweit agierenden, ökumenischen Allianzen zum "Internationalen Tag des freien Sonntags" ausgerufen haben, an dem sie sich besonders für einen verbesserten Sonntagsschutz und für den Wert der Sonntagsruhe einsetzen wollen.

Rund eine Stunde lang soll der Ruhemob dauern.

Was ist ein Flashmob?

Der Begriff "Flashmob" ist vor allem bei jüngeren Leuten mittlerweile gut bekannt. Er leitet sich von Englisch "flash" (Blitz) und lateinisch "mobilis" (beweglich) ab und bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentliche oder halb öffentlichen Plätzen. Die Verabredung dazu erfolgt in der Regel über Mobiltelefone und Internet. Obwohl die Ursprungsidee unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch als "Flashmob" bezeichnete Aktionen mit politischem Hintergrund. Hauptmerkmal ist dabei stets der Überraschungs-Effekt bei den ahnungslosen Passanten.

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