Rückegassen im Buchwald werden verbreitert

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Einer der kürzlich verbreiterten Rückewege am Nordhang des Buchwalds. Foto: Jochen Nützel
Einer der kürzlich verbreiterten Rückewege am Nordhang des Buchwalds. Foto: Jochen Nützel
Bevor der Bagger rollte, rückten sie im Buchwald aus, um zu schauen, wo Wege breiter werden müssen: Revierförster Matthias Schulze (rechts) und Fritz Maier, der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben. Foto: Katrin Geyer
Bevor der Bagger rollte, rückten sie im Buchwald aus, um zu schauen, wo Wege breiter werden müssen: Revierförster Matthias Schulze (rechts) und Fritz Maier, der Leiter des Forstbetriebs Nordhalben. Foto: Katrin Geyer
 

Am Nordhang des Kulmbacher Buchwalds haben Mitarbeiter des Forstbetriebs Nordhalben die Rückegassen verbreitert. Auf den Wegen soll das eingeschlagene Holz abtransportiert werden. Beschwerden von Bürgern gegen die Aktion, wie vor Jahresfrist am Rehberg, gab es bislang keine, sagt Revierförster Matthias Schulze.

Der Wald steht schwarz und schweiget? Im Buchwald würde Dichter Matthias Claudius momentan irren. Ein Stromversorger ist's, der sich derzeit lärmend mit einem Mini-Bagger in den Untergrund wühlt, hin zu seinen verbuddelten Starkstromleitungen. Über den Wipfeln ist (noch) keine Ruh, schwillt das Schürfen der Metallschaufel auf Fels über der Fläche an und verebbt schließlich als leichtes Grummeln hinter den Hängen in Richtung Hauenreuth bei Fölschnitz.

Auf fünf Kilometern Länge

Vor einigen Tagen schabte sich ein anderes schweres Gerät einige Höhenmeter oberhalb der Stromer seinen Weg durch den Forst. Ein Rampenbagger fräste im Auftrag der Bayerischen Staatsforsten auf etwa fünf Kilometern Länge diverse Erdwege ab, davor hieben Forstarbeiter das Begleitgrün um.
Der Wald hatte sich, nachdem er mehr als 20 Jahre in Frieden gelassen wurde, viel Terrain zurückerobert. Doch weil im Frühjahr 2014 eine große Durchforstung geplant ist, wurden jetzt bereits die Rückegassen bereitet, auf denen die geschlagenen Stämme abtransportiert werden.

Nach dem Starkregen der vergangenen Woche ist der abgetragene Boden immer noch vollgesogen. Wurzelstrünke bohren sich durch die Erde und greifen wie knochige Finger nach den Füßen unvorsichtiger Wanderer. Für die sind die beackerten Abschnitte momentan ohnehin tabu; für Fahrzeuge, aber auch Pferde sowieso. Die Forstverwaltung lässt ihr Absperrband flattern durch die Lüfte. "Die Böden müssen sich erst wieder festigen", sagt Revierförster Matthias Schulze, "schließlich soll in einigen Monaten dort schweres Gerät verkehren."

Waldläufer aller Art, aber auch Mountainbiker können weiterhin die Etappen des Edelmann-Ringwegs nutzen. Die durchziehen dieses Areal und verlaufen auf befestigten Forststraßen durch den Buchwald. Wobei der Name ein wenig auf den Holzweg führt, denn dominierend im Buchwald sind (noch) die Klassiker moderner Nutzholzgewinnung: Fichte, Kiefer, Lärche. "Immerhin aber ist die Zahl an Laubgehölzen kontinuierlich gestiegen, einen Anteil von etwa zehn bis fünfzehn Prozent haben wir hier und damit einen gesunden Mischwald bestand", erklärt Schulze. Die ersten Ansätze zur Naturverjüngung trügen bereits Früchte.

Holz zu Geld machen

Aber so ein Staatswald, der soll auch andere Früchte tragen. Solche mit Eurozeichen. Der Vorwurf von Umweltschützerseite ist nicht neu: Die Bayerischen Staatsforsten würden die Wälder vor allem als Renditeobjekt betrachten. Matthias Schulze relativiert das: "Es ist schon richtig: Holz ist natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor. Aber oft wird vergessen: Das Geld aus dem Verkauf der Stämme wird zum Teil in den Forst reinvestiert, etwa in den nötigen Waldumbau." Und wenn nicht, dann fließt der Erlös in den Haushalt des Freistaats - "und kommt damit letztlich wieder den Bürgern zugute".

Damit die Bürger rund um den Buchwald über die anstehende Maßnahme nicht im Unklaren gelassen wurden, hatte die Forstverwaltung einen Informationstermin in Fölschnitz angeboten. Bilanz: "Nur ein Interessent war da, und der wollte sich eher allgemein über Waldbewirtschaftung informieren", sagt Schulze. Beschwerden von Bürgern seien nicht eingegangen. "Wir lassen momentan viel Totholz im Wald zurück, weil sich die nachwachsende Generation die Nährstoffe daraus zieht", sagt der Revierförster und bestätigt, dass es mit der gewissen Unordnung schon seine Richtigkeit hat. "Mancheiner ist immer noch von der falschen Vorstellung geprägt, ein Wald müsse aufgeräumt sein wie das Wohnzimmer daheim."

Mit ganz anderen, ungleich massiveren Vorwürfen hatten die Waldexperten im vergangenen Jahr zu kämpfen, als eine ähnliche Durchforstungsmaßnahme am Rehberg wütende Proteste zur Folge hatte. Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, erinnert sich noch gut an die Diskussionen, als nach dem Bau der Rückegassen plötzlich Wanderer und Freizeitsportler auf der Matte standen und lautstark gegen die "Verschandelung der Landschaft" wetterten. "Dieses Konfliktpotenzial wollten wir diesmal vermeiden."

Revierförster Schulze ergänzt: "Da waren manche in ihrer privaten Freizeitausübung eine Zeit lang eingeschränkt und haben das dann als Hauptargument gegen die Durchforstung gebraucht. Ich kann das durchaus verstehen. Es ist aber schwierig, allen Interessen gleichermaßen gerecht zu werden."