Das vierte Mitglied der Diebesbande, die im Oktober 2010 auch in Marktleugast und Guttenberg in landwirtschaftliche Anwesen eingestiegen war, kam vor dem Hofer Amtsgericht mit einer Bewährungsstrafe davon. Der 39-Jährige hatte zuletzt in der Justizvollzugsanstalt gesessen.
"England" stand groß auf der roten Jacke. Hinweis auf die neue Heimat des 39-Jährigen, der seit etwa eineinhalb Jahren in einem Ort nahe Birmingham gemeldet ist, dort mit Freundin und deren Kind lebt. Doch seine jüngste Adresse lautete Stelzenhofstraße 30 in Hof, Sitz der Justizvollzugsanstalt. Seit 7. August saß der gebürtige Pole dort ein - bis zur Verhandlung gestern vor dem Hofer Amtsgericht. Zwei Jahre auf Bewährung lautete das Urteil für das Ex-Mitglied einer vierköpfigen Bande, die im Oktober 2010 auf Beutezug gegangen war.
Vor Amtsrichter Gerhard Severin gab sich der Pole reuig und ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass er an neun der dreizehn Delikte, die Staatsanwältin Judith Oltarjow-Funk in der Anklageschrift aufführte, beteiligt war. Er gehörte zu einem Quartett osteuropäischer Männer, das sich zwischen dem 4. und 28.
Oktober in diversen Nachtschichten Zutritt verschaffte in Scheunen, Werkstätten, Garagen und Maschinenhallen. Dort ließen sie mitgehen, was wertvoll erschien. Vor allem Maschinen: Bohrmaschinen, Winkelschleifer, Kettensägen. Und nebenbei zapften sie auch noch jede Menge Diesel ab.
Es war in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober, als die Bande auch im Landkreis Kulmbach ihr Unwesen trieb. Erstes Ziel war die unverschlossene Garage eines Anwesens im Marktleu gaster Ortsteil Traindorf. Dort packten die Diebe Kettensägen und Schweißgerät ein. Kurz darauf machten sie sich in einem Viehstall zu schaffen, wo sie unter anderem Hochdruckreiniger und ein Autoradio mitgehen ließen.
Später in er Nacht suchten sie auf ihrer Diebestour mehrere Grundstücke in Guttenberg heim, brachen zwei Scheunen auf und klauten weitere Werkzeuge, aber auch Reifenfelgen.
Flucht vom Autobahnrastplatz Ihre Treiben fand ein Ende, als ein Jagdaufseher bei seiner morgendlichen Pirsch auf Wildschweine den geparkten Kleinbus der Polen entdeckte. Der Mann hatte im Fahrzeuginneren Reifen sowie einen Kindertraktor gesehen. Als er wenig später einen Geschädigten traf, bei dem die Bande erst kurz zuvor in die Scheune eingestiegen war, alarmierten beide die Polizei. Die stellte das Quartett auf einem Rastplatz, aber zwei Tätern gelang die Flucht.
Einer war der 39-Jährige. Er war schließlich in England untergetaucht, ging aber dort den Fahndern im Januar dieses Jahres ins Netz.
Er landete auf der Insel für zehn Tage hinter Gittern und musste danach in seiner Wohnung Fußfessel tragen. Später wurde er nach Hof überstellt, wo er seit Anfang August in Haft sitzt. Die beiden Hauptdrahtzieher der Einbruchserie waren inzwischen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden; ein weiterer Komplize bekam nach vier Monaten Gefängnis eine Bewährungsstrafe aufgebrummt.
Dass nun auch der 39-Jährige nicht länger im Gefängnis bleiben muss, hat er laut Richter Severin seinem Geständnis zu verdanken, aber auch der Tatsache, dass die Taten schon weiter zurückliegen und er nicht vorbestraft ist. Die freiheitsentziehenden Maßnahmen mit Haft und Fußfessel hätten Wirkung gezeigt. Zudem stellte das Gericht eine günstige Sozialprognose: Der Angeklagte betreibt offenbar einen gut gehenden Renovierservice in Großbritannien und hat sich seither nichts mehr zu schulden kommen lassen.
Auch privat sei er gefestigt und lebe in einer Beziehung.
Als Grund für die Beutezüge gab der Mann vor Gericht an, er habe damals nach einer Einnahmequelle gesucht, da er sich als geschiedener Familienvater in einer desolaten finanzielle Lage befunden habe. Die Diebestour war lukrativ: Die Ermittlungsbehörden schätzen den Wert der erbeuteten Gegenstände auf 20.000 Euro. Die Beute hatten die vier Beteiligten offenbar in ihrem Heimatland Polen versilbert. Zum Entwendungsschaden kam ein nicht unerheblicher Schaden an den Gebäuden, den die Bande anrichtete, da sie sich zum Teil gewaltsam Zutritt zu den Objekten verschaffte.