Junge Leute aus der Region haben am Wochenende in Kulmbach eine Weiterbildung absolviert. Auf einer überfluteten Straße und in heftiger Strömung übten sie, was im Ernstfall tadellos klappen muss.
                           
          
           
   
          Auf der Straße nach Ebersbach steht das Wasser knietief. Vorbeitreibende Äste zeigen an, dass die Strömung stark ist. Ein Quadfahrer wagt sich ein paar Meter vor, dann dreht er wieder um: Fahrzeuge kommen da nicht mehr durch. Auch der Rettungswagen nicht. Ein Fall für die Wasserretter. 
Zwölf junge Leute zwischen 17 und 20 Jahren haben sich am Wochenende im Raum Kulmbach auf ihre Prüfung vorbereitet. Sie sind ausgebildete Rettungsschwimmer, engagieren sich in den Kreisverbänden Kulmbach und Bayreuth der Wasserwacht. Nun bilden sie sich weiter, pauken jede Menge Theorie - und wollen die auch in der Praxis anwenden. Das Hochwasser, das die Region fest im Griff hat, kommt ihnen da gerade recht: Ein ideale Trainingsgelände bietet sich rund um Kulmbach.
  
  Rettungswagen muss passen Zum Beispiel in Ebersbach. 
Ein Patient wartet dort auf den Transport ins Krankenhaus, so das angenommene Szenario. Der Rettungswagen kann die überflutete Straße nicht passieren. Der kleine Umweg über Ködnitz scheidet aus: Auch dort ist es zu Überflutungen gekommen. Die Anfahrt von "oben", über Tierheim und Listenberg? Zu lang, zu umständlich und wegen der Baustelle in der Wolfskehle auch ein Wagnis. Also muss das Boot her.
Zu viert, ausgerüstet mit Neopren-Anzügen und Helm, kämpfen sich die Helfer von der Gemeindeverbindungsstraße hinüber zu dem kleinen Ködnitzer Ortsteil. Im Ernstfall oder bei noch stärkerer Strömung würden sie in der überfluteten Allee ein Seil von Baum zu Baum spannen als zusätzliche Sicherung. 
  
  Etliche Stunden im Wasser Drüben angekommen, wird der "Patient" auf eine Trage gebettet und ins Boot gelegt. 
In wenigen Minuten geht es zurück - der Mann kann am trockenen Ufer dem Rettungsdienst übergeben werden.
Zu diesem Zeitpunkt haben die jungen Leute und das Lehrteam um Robert Wondry schon einige Stunden am und vor allem auch im Wasser hinter sich. An der "Kieswäsch", wo Badestrand und Bootssteg unter Wasser stehen, haben sie sich mit der Rettung per Boot vertraut gemacht, haben auf dem Badesee hautnah erlebt, welche Gewalt das Wasser haben und welche unberechenbaren Situationen es den Rettern bescheren kann.
Der vielleicht spektakulärste Abschnitt der praktischen Ausbildung erfolgt dann am Samstagnachmittag. Vom Schwimmbad-Wehr aus wälzen sich braune Wassermassen durch die Flutmulde. Wer hier in den Sog der Strömung gerät, muss ein trainierter Schwimmer sein, um aus eigener Kraft wieder freizukommen. 
  
  Eigenversuch Die angehenden Wasserretter wechseln sich ab: Die einen steigen ins tosende Wasser, mimen die Unglücks-Opfer. Die anderen versuchen vom Ufer aus zu helfen. So genannte Wurfretter kommen dabei zum Einsatz: Hohlkörper aus Kunststoff an einer Leine, die moderne Version des alten Rettungsrings. 
Nicht immer geht ein Wurf gleich in die richtige Richtung. Auch hier macht erst Übung den Meister. In diesem Fall ist das kein Problem. Die Teilnehmer an der Weiterbildung sind allesamt gute Schwimmer, kraulen im Fall des Falles seitlich aus der Strömung ans Ufer. 
  
  Sicherheit durch Leinen Und für alle Fälle ist ja da auch noch das "Auffang-Team" an der Berliner Brücke, mitten drin Thorsten Schott, zuverlässig gesichert mit einer Leine, die Helfer auf der Brücke, die zu den Kleingärten führt, in 
der Hand halten. Zur Eigensicherung wird die Leine etliche Male ums Brückengeländer geschlungen - im Ernstfall sollten sich die Helfer nicht selbst in Gefahr bringen. 
Die Übung sorgt für allerlei Aufsehen: Etliche Zaungäste verfolgen, wie sich die angehenden Wasserretter immer und immer wieder ins Wasser wagen, das nicht nur dreckig, sondern auch eiskalt ist. Die Ausbilder sind am Ende zufrieden, ihre Schüler wissen, wie sie helfen müssen. Im Ernstfall. Dann, wenn das Hochwasser plötzlich kein Trainingsgelände mehr ist - sondern eine tödliche Gefahr.
  Was kann ein Wasserretter?   
Wasserretter Als Wasserretter bezeichnet man eine Person, die sich im Wasserrettungsdienst betätigt und normalerweise eine umfassende Ausbildung hat, die über die Ausbildung des Rettungsschwimmers hinausgeht. 
Wasserretter bei der Wasserwacht Bei der Wasserwacht im Deutschen Roten Kreuz ist das Rettungsschwimmabzeichen Silber die Mindestqualifikation für aktive Rettungsschwimmer. Mit den Sanitätsausbildungen A und B ist man Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst. Seit 2001 gibt es die weitergehende Ausbildung zum Wasserretter (ehemals SAN C Wasserwacht). Diese ist Voraussetzung für einige Weiterbildungenm, zum Beispiel zum Rettungstaucher oder Motorbootführer. 
Ausbildung Während der Ausbildung erhalten die angehenden Wasserretter neben einer Einführung in das Medizinproduktegesetz und einer Funkunterweisung eine speziell an den Wasserrettungsdienst angepasste weiterführende Sanitätsausbildung. 
Hierbei wird besonders Wert auf die möglichen Einsatzszenarien als Wasserretter gelegt, beispielsweise mit einer Einführung in die Tauchmedizin, Herz-Lungen-Wiederbelebung oder Hypothermie. Zusätzlich wird auch noch eine Einführung in Einsatztaktik vermittelt. Die Kenntnisse über das Einsatzmaterial für den Wasserrettungsdienst werden durch praktische Fallbeispiele am Gewässer, auch am fließenden Gewässer, vertieft. Der Lehrgang wird mit einer schriftlichen und praktischen Prüfung abgeschlossen.