Manchmal wundert mich, dass nicht mehr Unfälle auf unseren Straßen passieren.
Als ich die Woche von
Kulmbach in Richtung Kronach unterwegs war, musste ich über ein paar Zeitgenossen durchaus den Kopf schütteln.
An der ersten Kreuzung: Trotz Grünphase eine nicht endend wollende Schlange im Gegenverkehr. Stört den Wagen vor mir nicht, er zieht nach dem fünften Auto und einem kleinen Abstand einfach nach links - und zwingt drei Autos zum Abbremsen. Ein Wunder, dass es nicht kracht!
In der Kurve vor der Holzmühle überholt mich und zwei weitere Fahrzeuge vor mir ein ganz Schneller - auch er zwingt, ehe er gerade noch einschert, fünf Autos zum Abbremsen. Wieder bleibt das - gerade noch - folgenlos.
Beispiel 3: In Kirchleus, mitten im Ort, überholt mich ein weiterer Wagen - obwohl ich, kurzer Blick auf den Tacho, mit 53 Stundenkilometern unterwegs bin. Zum Glück ist keiner weiter auf der Straße!
Zu starke Hitze oder pure Unvernunft? - Ich weiß es nicht und freue mich tatsächlich, als ich nach 25 Minuten Fahrzeit aus dem Auto steigen kann.
Wer regelmäßig Unfallberichte liest, stößt immer wieder auf Formulierungen wie "beim Überholen / Abbiegen Gegenverkehr übersehen". Daß diese verharmlosende Formulierung der Autoren - in der Regel dürfte das die Pressestelle der Polizei sein - von den Medien kritiklos übernommen wird, habe ich wiederholt moniert. Geändert hat sich nichts.
Ganz offensichtlich soll die zunehmend um sich greifende Rücksichtslosigkeit auf der Straße, die ich aus eigener Erfahrung voll bestätigen kann, bewußt verschleiert werden. Sonst könnte die öffentliche Meinung vielleicht einmal fordern, daß die Staatsgewalt sich dieses Problems annimmt, daß Überwachung und Ahndung ernsthaft erfolgen, daß auch die Straßenverkehrs-Ordnung den unrealistischen Gedanken aufgibt, die Selbstverantwortung der Verkehrsteilnehmer regele das Wesentliche schon. Doch das würde der herrschenden Ideologie der "freien Fahrt für freie Bürger" (frei = verantwortungslos ?!?) entgegenstehen.
Nachfolgendes Zitat, welches ich auf http://www.cycleride.de/index.php/zitatesammlung gefunden habe, charakterisiert das Verkehrsklima recht deutlich:
"Sogenannte Kavaliersdelikte beim Autofahren wie Falschparken, Telefonieren, überhöhte Geschwindigkeit oder sogar Alkohol am Steuer sind gesellschaftlich akzeptiert. Verstöße von Radfahrern, die überhaupt nicht sicherheitsrelevant sind, rufen dagegen Aggressionen hervor" (Klaus Wörle, ADFC-Vorsitzender in Regensburg).