Gelb leuchtende Felder entlang von Straßen und Wegen weisen gegenwärtig darauf hin, dass der Raps in seiner vollen Blüte steht. Doch der Schein trügt.
Gelb leuchtende Felder entlang von Straßen und Wegen weisen gegenwärtig darauf hin, dass der Raps in seiner vollen Blüte steht. Doch der Schein trügt: Die Rapsblüte braucht dringend Regen. Das wurde bei der Besichtigung eines Feldes auf dem Betrieb von Kulmbachs BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger deutlich. An dem Treffen nahm auch der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps, Kronachs stellvertretender BBV-Kreisobmann Klaus Siegelin, teil. Begleitet wurde der Feldbesuch von einem Fernsehteam des Bayerischen Fernsehens.
Deutlich weniger Anbaufläche
Rein äußerlich könnte der Betrachter zum Ergebnis kommen, die gelb leuchtenden Felder blühen wie jedes Jahr. Doch die aktuelle Situation der Rapsblüte ist alles andere als zufriedenstellend. Neben dem zu erwartenden Minderertrag stellt die BBV-Hauptgeschäftsstelle Oberfranken auch fest, dass der Rapsanbau in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat Nur noch 10 000 Hektar werden derzeit im Bezirk mit der Pflanze bestellt. Dabei sind die Verwendungszwecke vielseitig. Für die Bienen ist übrigens der Raps eine der wichtigsten Nahrungsquellen.
Pflanze verhungert
BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger machte deutlich, dass die Pflanze derzeit regelrecht verhungert, weil sie auch keine Nährstoffe im Boden hat: "Unser größtes Problem ist, dass wir relativ spät den Dünger streuen konnten und es seit Anfang März nicht mehr geregnet hat." Das gelte für alle Früchte, die in der Landwirtschaft angebaut werden. Löwinger: "Am Wetter können wir nichts machen. Es ist hart für die Landwirtschaft, wenn man drei extreme Trockenjahre in Folge hat, denn die Erträge waren im letzten Jahr schon sehr bescheiden." Sollte die Trockenheit ein Dauerzustand sein, "dann müssen wir versuchen, vielleicht andere Früchte anzubauen".
Kritik an der Politik
Löwinger kritisierte, dass der Bundesrat die neue Düngeverordnung "durchgedrückt" habe. Die Folgen seien schon jetzt sichtbar: "Wir konnten nicht auf Frost streuen und dürfen auch im Herbst nicht mehr ausstreuen. Wir haben dann die Problematik, dass diese Früchte gerade bei extremen Trockenheiten nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden können. Das sind Entscheidungen, wo das Wetter nichts dafür kann, sondern das sind Entscheidungen der Politik."
Große Vorteile als Vorfrucht
Tobias Wunner von der Geschäftsführung des Erzeugerrings für Qualitätsraps Oberfranken sagte: "Grundsätzlich kommt der Raps sehr gut mit den Anbaubedingungen in Oberfranken zurecht. Im Wechsel mit dem Getreideanbau habe der Raps große Vorteile als Vorfrucht: "Die biologische Aktivität des Bodens wird gefördert, und der Verbleib durch Wurzel und Stroh auf den Äckern regt die Humusbildung an und führt auch zur Erholung des Ackerbodens." Rapsöl sei weltweit eines der wichtigsten Pflanzenöle hinter Palmöl und Sojaöl.
Sorgenvoller Blick auf das Wetter
Mit Sorge schaut Wilfried Löwinger in diesen Tagen sowohl auf das viel zu trockene Aprilwetter als auch auf die Preise, die derzeit unter Druck stünden.
Was die Landwirte an Raps besonders schätzen, das sei sein beachtlicher Vorfruchtwert, wie Vorsitzender Klaus Siegelin von der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsraps Oberfranken feststellt: "Uns Raps-Anbauern ist aber in den letzten Jahren mit dem Pflanzenschutz vieles genommen worden, was einen Anbau sinnvoll ermöglicht hat. Was das noch größere Problem mit dem Rapsanbau ist, das ist die Geschichte um und mit der Düngeverordnung." Eine Pflanze wie der Raps, die bereits im Herbst Nährstoffe brauche, könne man nicht mehr versorgen, und sie gehe hungrig in den Winter, wie Siegelin betonte.