Mittlerweile hat auch das ehemalige ICNIRP-Mitglied James Lin Bedenken an der Richtigkeit der Grenzwerte geäußert und angeregt, sie zu senken, da ein signifikanter Zusammenhang von Mobilfunk und Krebs "eindeutig beweisbar" sei. Lennart Hardell von der Universität Örebro in Schweden, Mitglied der WHO-Gesundheitskommission, hat nach Auswertung des US-amerikanischen National Toxicology Programms gefordert, Mobilfunkstrahlung als krebserregend einzustufen - wie Asbest, Benzol oder Arsen. Was sind die angeblichen Krankheitsrisiken?
Für die Bürgerinitiative" Diagnose Funk" zählt Mobilfunkstrahlung zum Bereich Elektrosmog und soll Auslöser sein für Nervosität, Kopfschmerz/Migräne, Muskelschwäche, Konzentratrations- und Gedächtnisstörungen, Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel, Depressivität/Burn-out, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Demenz und Krebs/Leukämie. (Einen Überblick zur Studienlage gibt es unter emfdata.org, Betroffene können sich ferner informieren unter buergerwelle.de.) Was bedeutet Elektro(hyper)sensibilität?
Prinzipiell gilt jedes Lebewesen als elektrosensibel - schließlich basieren zelluläre Vorgänge in den Organen sowie im Gehirn auf einer elektrophysiologischen Grundlage (die elektrischen Ströme lassen sich mit EKG und EEG messen), sind Mensch und Tier von natürlichen Strahlungsquellen umgeben. Die Frequenzen des Mobilfunks hingegen, so die Gegner, störten die natürliche Strahlung, überlagerten sie teilweise und führten zu Unrhythmen im Körper. Besonders "feinfühlige" Menschen spürten diese Einflüsse als unangenehm oder gar belastend.
Forschungen aus Schweden belegten in einer Studie einen direkten Zusammenhang zwischen gepulster Strahlung und Symptomen. Insofern hat das skandinavische Land Elektrohypersensibilität als Behinderung anerkannt, um Betroffenen angemessen Schutz und Chancengleichheit zu ermöglichen - inklusive der Einrichtung strahlungsfreier Gebiete. 2009 forderte das Europaparlament die Mitgliedstaaten auf, dem Beispiel Schwedens zu folgen. Was schützt vor elektromagnetischen Feldern?
Die einfachste Lösung ist: Alle Geräte, deren Gebrauch wir selber in der Hand haben, auszuschalten, sobald man sie nicht benötigt. Das gilt auch für den Router: Das Wlan lässt sich über eine Taste am Router oder über das Benutzermenü jederzeit deaktivieren. Wer den Computer/Laptop nutzt, kann ihn per Lan-Kabel verbinden, vermeidet so eine mögliche Strahlenbelastung - und hat zudem eine weniger störungsanfällige Verbindung. Wer zu Hause ein DECT-Telefon stehen hat, sollte ein Schnurtelefon wählen (kein Mobilteil, das permanent funkt). In der Bedienungsanleitung ist nachzulesen, welche Einstellungen zu wählen sind, damit der Betrieb auch im Standby-Modus strahlungsfrei bleibt (etwa im "Eco-Modus").
Das sagt das Bundesamt Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat auf seiner Homepage zum Thema Mobilfunkstrahlung folgende Stellungnahme veröffentlicht:
"Hochfrequente elektromagnetische Felder werden von biologischen Systemen aufgenommen und führen in erster Linie zu einer Erwärmung. Die physikalische Grundlage dieser thermischen Wirkung ist gut bekannt und unstrittig. Fraglich sind mögliche biologische Wirkungen nicht-thermischer Art im Bereich niedriger Intensitäten hochfrequenter Strahlung, deren Existenz bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen wurde, die aber weiterhin erforscht werden."
Was die Einstufung angeht, so führt die internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder als "möglicherweise krebserregend". Das bedeutet: Nach jetzigem Kenntnisstand gebe es, so das BfS, begrenzte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung dieser Felder auf den Menschen. Diese stammten aus epidemiologischen Beobachtungen, könnten aber nur unzureichend oder gar nicht durch experimentelle Befunde gestützt werden. red
Interview mit Jürgen Öhrlein Jürgen Öhrlein macht für seine Ferienwohnungen in Rothwind Werbung damit, dass in den Zimmern kein Wlan-Empfang möglich ist - und zwar ganz bewusst. Der ehemalige Grünen-Kreisrat hat sich viel mit Baubiologie und gepulster Strahlung befasst. Nun steht die neueste Generation Mobilfunk in den Startlöchern - für ihn Grund zur Besorgnis. In bestimmten Kanälen werden Hinweise verbreitet, wonach der neue Mobilfunk-Standard eine Bedrohung für die Gesundheit darstelle. Doch nicht nur das: Angeblich müsste in Städten Bäume gefällt werden, um eine reibungslose Übertragung von 5G zu gewährleisten. Wo sehen Sie Risiken? Jürgen Öhrlein: 5G soll extrem große Datenmengen schnell übertragen. Dazu bedarf es eines sehr engen Rasters von Sendestationen. 5G braucht also ein Vielfaches der vorhandenen Funksender, dadurch steigt die Belastung durch elektromagnetische Wellen explosionsartig an. Da 5G auch für das autonome Fahren benötigt wird, darf es keine Funklöcher geben, weiße Flecken ohne massive Funkstrahlung werden sehr selten. Bei der Versteigerung der Frequenzen und der extremen Investitionssummen wird ein Zurück nahezu unmöglich. Selbst wenn die Wissenschaft massive gesundheitliche Risiken und Erkrankungen nachweisen sollte, wird die Industrie eine Vielzahl "Experten" und Juristen finden, die gegen Geld Unbedenklichkeitsgutachten erstellen und damit Auflagen oder ein Ende des Mobilfunks verhindern.
Sie sehen Mobilfunk kritisch. Schützen Sie sich vor Strahlung? Unsere elektromagnetischen Wellen im Haus/Büro werden durch abgeschirmte Kabel und über Netzwerksteckdosen übertragen. Das Handy wird nur eingeschaltet, wenn berufliche Notwendigkeiten, zum Beispiel auf der Baustelle, bestehen, ansonsten bleibt es aus.
Es gibt noch andere Strahlenquellen im Alltag, die viele nicht auf dem Schirm haben - etwa bei Mikrowellen. Nehmen wir das zu leicht? Oder ist das Panikmache?
Im Gegensatz zur gepulsten 5G-Strahlung, die direkt ohne Schutz in die Umwelt versendet wird, bleiben die Strahlungen im Mikrowellenherd eingeschlossen. Bedenklich ist die explosionsartige Zunahme der elektromagnetischen Strahlungen ohne technische oder wirtschaftliche Zwänge. Ein Handy ohne Internetanschluss und TV-App wäre auch für komfortverwöhnte Menschen völlig ausreichend. Dass beim Aufbau des 5G-Netzes die Hilfe von Huawei angedacht ist, übertrifft die kühnsten Erwartungen der Spionageabteilung Chinas: Alle Daten landen dort direkt und zeitnah und machen uns zu gläsernen Menschen für eine Diktatur in Fernost.