Am Montag begann der Prozess. Die Angeklagten, die einen Monat nach der Tat festgenommen worden waren, wurden von je zwei Polizisten mit Fußfesseln in den Schwurgerichtssaal gebracht. Sie sitzen seit zehn Monaten in Bayreuth, Hof, Bamberg und Nürnberg in Untersuchungshaft.
Gewalt im Schleuser-Milieu
Ungeklärt ist bis jetzt der Status der Männer. Auf die Frage nach der Staatsbürgerschaft antworteten alle: Iraner. Mindestens zwei von ihnen wurden nach Deutschland geschleust. Drei von ihnen wohnen seit vielen Jahren in Köln. Die Brüder betreiben eine Kfz-Werkstatt, der 29-Jährige ist Pizzabäcker. Der Bodybuilder lebt in Braunschweig. Er machte - im Gegensatz zu den drei Mitangeklagten - noch keine Angaben.
Demnach wollten die Automechaniker einen Cousin von Teheran nach Köln holen. Den Kontakt zu dem Iraner in Kulmbach stellte der Pizzabäcker her, weil er dessen Bruder über Belgrad nach Deutschland geschleust hatte. Mit dabei damals: der Bodybuilder. Der Schleuser kassierte angeblich 5000 Euro, doch er blieb die Gegenleistung schuldig. Der Cousin saß in Serbien fest und musste in den Iran zurückkehren.
Tat nicht geplant?
Der Verlust der 5000 Euro, die der Onkel der Kölner Brüder bezahlt hatte, schmerzte die Familie. Die Entführung sei nicht geplant gewesen, so der 32-jährige Fahrer. Sonst hätte er doch niemals sein eigenes Auto genommen, sondern ein Fahrzeug gemietet. "Wir wollten einfach nur mit ihm reden." Während der Autofahrt sei der Mann auch nicht bedroht oder geschlagen worden. Er habe ihm am Schluss lediglich eine Ohrfeige gegeben. "Es war einfach zu viel Geld für uns", meinte der Angeklagte.
Nach Offenbach sei man gefahren, weil der Kulmbacher einen dortigen Geschäftspartner angerufen habe. Eine Geldübergabe fand allerdings nicht statt. Stattdessen habe der Schleuser um vier Wochen Aufschub gebeten. Angeblich sei beim Bodybuilder auch nicht um 10.000, sondern nur um 1500 Euro gegangen.
Für den Bruder des BMW-Fahrers erklärte dessen Verteidiger Frank Seebode, Köln, dass sein Mandant damals spontan entschieden habe, mit nach Kulmbach zu fahren. Noch in Arbeitskleidung sei er eingestiegen. Deshalb habe er ein kleines Messer bei sich getragen, mit dem er die Wuchtgewichte von Autoreifen entfernt. Damit habe er den Kulmbacher "einmal ins Bein gepikst, weil er nicht einsteigen wollte".
Die drei Iraner, die am ersten Verhandlungstag Angaben machten, erklärten übereinstimmend, dass sie einen großen Fehler gemacht hätten. Sie versicherten, einen Täter-Opfer-Ausgleich anzustreben, und entschuldigten sich beim Geschädigten, der gestern nicht im Gerichtssaal anwesend war und beim Fortsetzungstermin am 27. September aussagen soll.
Das Bemühen um Strafmilderung dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass den Angeklagten eine Mindeststrafe von fünf Jahren droht. Weniger gibt's nur, wenn auf einen minder schweren Fall erkannt wird.