Protest gegen Abrisspläne: Das ist ein Teil der Bierstadt Kulmbach

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"Das ist ganz ungewohnt, dass so viele Menschen zu uns kommen": FDP-Stadtrat Thomas Nagel freute sich am Samstag über das große Interesse an der Demonstration für den Backsteinbau der alten Mälzerei Müller in der Pestalozzistraße. Foto: Stephan Tiroch
"Das ist ganz ungewohnt, dass so viele Menschen zu uns kommen": FDP-Stadtrat Thomas Nagel freute sich am Samstag über das große Interesse an der Demonstration für den Backsteinbau  der alten Mälzerei Müller in der Pestalozzistraße. Foto: Stephan Tiroch
Mälzerei Müller: Schon vor der Demonstration wurde diskutiert. Foto: Stephan Tiroch
Mälzerei Müller: Schon vor der  Demonstration wurde diskutiert. Foto: Stephan Tiroch
 
Schon vor der Bierfesteröffnung auf den Beinen: Kundgebung der FDP gegen den Abriss der alten Mälzerei Müller. Foto: Stephan Tiroch
Schon vor der Bierfesteröffnung auf den Beinen: Kundgebung der FDP gegen den Abriss der alten Mälzerei Müller. Foto: Stephan Tiroch
 
FDP-Stadtrat Thomas Nagel (Mitte) wehrte sich gegen Vorwürfe der WGK: Er war gar nicht im Bauausschuss, um seine Bedenken äußern zu können. Foto: Stephan Tiroch
FDP-Stadtrat Thomas Nagel (Mitte) wehrte sich gegen Vorwürfe der WGK:  Er war gar nicht  im Bauausschuss, um seine Bedenken äußern zu können. Foto: Stephan Tiroch
 
Für die alte Mälzerei interessierte sich auch der prominenteste FDP-Politiker im Freistaat: Landtagsfraktionsvorsitzender Martin Hagen (Dritter von links): "Warum man so ein Gebäude mit Charakter abreißen will, kann ich nicht nachvollziehen." Foto: Stephan Tiroch
Für die alte Mälzerei interessierte sich auch der prominenteste  FDP-Politiker im Freistaat: Landtagsfraktionsvorsitzender Martin Hagen (Dritter von links): "Warum man so ein Gebäude mit Charakter abreißen will, kann ich nicht nachvollziehen." Foto: Stephan Tiroch
 
Martin Pöhner, aus Kulmbach stammender Historiker und FDP-Stadtrat in Bamberg (Zweiter von rechts), stellte fest: Die alte Mälzerei gehört zum Stadtbild. Links FDP-Kreisvorsitzender Michael Otte. Foto: Stephan Tiroch
Martin Pöhner,  aus Kulmbach stammender Historiker und  FDP-Stadtrat in Bamberg (Zweiter von rechts), stellte fest: Die alte Mälzerei gehört zum Stadtbild. Links FDP-Kreisvorsitzender Michael Otte. Foto: Stephan Tiroch
 
Die Entscheidung, die Gebäude der ehemaligen Mälzerei Müller abzubrechen, wird weiter diskutiert. Foto: Stephan Tiroch
Die Entscheidung, die Gebäude der ehemaligen Mälzerei Müller abzubrechen, wird weiter diskutiert. Foto: Stephan Tiroch
 
Bald Geschichte: die alte Mälzerei Müller in der Pestalozzistraße (Blick vom Fritz-Parkdeck). Foto: A. Zeitler
Bald Geschichte: die alte Mälzerei Müller in der Pestalozzistraße (Blick vom Fritz-Parkdeck). Foto: A. Zeitler
 
Auf der Grafik des Investors sieht man die ganze Ausdehnung des Megaprojekts. Visualisierung: Drösel-Gruppe
Auf der Grafik des Investors sieht man die ganze Ausdehnung des Megaprojekts. Visualisierung: Drösel-Gruppe
 
Ansicht Pestalozzistraße: Hier sieht man nur einen kleinen Teil des Megaprojekts, das sich bis zur Karl-Jung-Straße erstreckt. Visualisierung: Drösel-Gruppe
Ansicht Pestalozzistraße: Hier sieht man nur einen kleinen Teil des Megaprojekts, das sich bis zur Karl-Jung-Straße erstreckt. Visualisierung: Drösel-Gruppe
 
Ansicht Pestalozzistraße: Hier sieht man nur einen kleinen Teil des Megaprojekts, das sich bis zur Karl-Jung-Straße erstreckt. Visualisierung: Drösel-Gruppe
Ansicht Pestalozzistraße: Hier sieht man nur einen kleinen Teil des Megaprojekts, das sich bis zur Karl-Jung-Straße erstreckt. Visualisierung: Drösel-Gruppe
 
Ansicht Pestalozzistraße: So stellt sich der Investor künftig den Innenhof vor. Visualisierung: Drösel-Gruppe
Ansicht Pestalozzistraße: So stellt sich der Investor künftig den Innenhof vor. Visualisierung: Drösel-Gruppe
 
Edeltraud Linz, Seniorchefin von Karosseriebau Ludewig mit 125-jähriger Tradition in Kulmbach, erklärte: "Das bewegt mich sehr. Dass ich so was als alte Kulmbacherin noch erleben muss ..." Foto: Archiv
Edeltraud Linz, Seniorchefin von Karosseriebau Ludewig mit 125-jähriger Tradition  in Kulmbach, erklärte: "Das bewegt mich sehr. Dass ich so was als alte Kulmbacherin noch erleben muss ..." Foto: Archiv
 

FDP und Demonstranten protestieren gegen Abrisspläne: Der Backsteinbau der alten Mälzerei Müller gehört zur Historie und Identität Kulmbachs. Alteingesessene Kulmbacher kritisieren die Entscheidung des Stadtrats.

Während die meisten Kulmbacher noch beim Frühstück saßen, waren andere Kulmbacher am Samstagvormittag schon vor der Bierfesteröffnung auf den Beinen: Sie folgten dem Aufruf der FDP, Gesicht zu zeigen für die alte Mälzerei Müller.

Ein Thema, über das in Kulmbach seit Tagen diskutiert wird. Denn in der Sitzung am 19. Juli hatte der Stadtrat mit den Stimmen von OB Henry Schramm, CSU, SPD, WGK und Grünen - nur Thomas Nagel von der FDP war dagegen - das umstrittene Projekt des Rosenheimer Investors Drösel genehmigt. Er will das historische Backsteingebäude in der Pestalozzistraße abreißen und 120 Studenten- und 37 Seniorenwohnungen bauen.

"Machen, was sie wollen"

Bevor die Kundgebung mit Reden der Parteivertreter begann, hielten alteingesessene Kulmbacher nicht mit Kritik am Stadtrat zurück. "Die machen, was sie wollen", sagte Christa Hansl, die gegenüber der Mälzerei wohnt. "So ein Betonklotz passt hier nicht rein."

Edeltraud Linß, Seniorchefin von Karosseriebau Ludewig mit 125-jähriger Tradition in Kulmbach, erklärte: "Das bewegt mich sehr. Dass ich so was als alte Kulmbacherin noch erleben muss ..." Und ihre Tochter Anette Koslowski meinte: "Das könnte man alles herrichten. Ich finde den Neubau unmöglich."

Kulmbacher Lebensgefühl

Zwei Polizisten und mehrere Ordner waren bei der Demo aufgeboten, aber sie hatten - natürlich - nichts zu tun. "Wir sind keine Krawallmacher oder Steinewerfer", stellte FDP-Kreisvorsitzender Michael Otte fest. Es gehe auch nicht um Parteipolitik oder Polemik, "sondern um das historische Stadtbild und das Kulmbacher Lebensgefühl".

Was das ist, erklärte Martin Pöhner, aus Kulmbach stammender Historiker und Bamberger FDP-Stadtrat: Das Gebäude der früheren Petzbräu, einer der sechs Großbrauereien Kulmbachs um 1900, sei authentisch und das einzige erhaltene historische Brauereigebäude in der Innenstadt. Es sei ein unverzichtbarer Teil der Bierstadt und trage zum Flair Kulmbachs bei. Pöhner appellierte an den Stadtrat, noch einmal mit dem Rosenheimer Bauunternehmer Drösel zu reden.

Ein sinnvoller Vorschlag, wie Stadtrat Thomas Nagel meinte. Die öffentliche Diskussion in Kulmbach und die 400 Unterschriften am FDP-Stand vor einer Woche könnten die Stadtratsmehrheit und der Investor nicht ignorieren.

WGK: Nagel wehrt sich

Nagel wehrte sich gegen den Vorwurf der WGK, dass er seine Bedenken nicht im Bauausschuss des Stadtrats vorgetragen habe. "Das wäre schwierig gewesen, weil ich beruflich bedingt nicht bei der Sitzung war."

Er räumte ein, dass er beim nicht öffentlich gefassten Vorbescheid vor einem Jahr noch dafür war, inzwischen aber umgedacht habe. Die FDP behaupte nicht, dass man das Projekt verhindern könne - aber es sei eben auch nicht zu Ende gedacht. Es wäre möglich, so Nagel, alt und neu zu verbinden. Zum Beispiel, die Fassade an der Pestalozzistraße zu erhalten und moderne Wohnungen einzurichten.

Für die alte Mälzerei interessierte sich auch der prominenteste FDP-Politiker im Freistaat: Landtagsfraktionsvorsitzender Martin Hagen. Er bescheinigte der Kulmbacher FDP, dass sie auf dem richtigen Weg sei, und sagte: "Ich komme immer gerne nach Kulmbach, weil es eine Stadt mit Charakter ist."

FDP-Fraktionschef Hagen: Warum abreißen?

"Aber warum man so ein Gebäude mit Charakter abreißen will, kann ich nicht nachvollziehen", sagte der FDP-Politiker und sprach sich gegen einen "gesichtslosen Neubau" aus. Wie es anders geht, zeige auch Hamburg, das die Backsteinbauten der Speicherstadt erhalten hat.