FDP und Demonstranten protestieren gegen Abrisspläne: Der Backsteinbau der alten Mälzerei Müller gehört zur Historie und Identität Kulmbachs. Alteingesessene Kulmbacher kritisieren die Entscheidung des Stadtrats.
Während die meisten Kulmbacher noch beim Frühstück saßen, waren andere Kulmbacher am Samstagvormittag schon vor der Bierfesteröffnung auf den Beinen: Sie folgten dem Aufruf der FDP, Gesicht zu zeigen für die alte Mälzerei Müller.
Ein Thema, über das in Kulmbach seit Tagen diskutiert wird. Denn in der Sitzung am 19. Juli hatte der Stadtrat mit den Stimmen von OB Henry Schramm, CSU, SPD, WGK und Grünen - nur Thomas Nagel von der FDP war dagegen - das umstrittene Projekt des Rosenheimer Investors Drösel genehmigt. Er will das historische Backsteingebäude in der Pestalozzistraße abreißen und 120 Studenten- und 37 Seniorenwohnungen bauen.
"Machen, was sie wollen"
Bevor die Kundgebung mit Reden der Parteivertreter begann, hielten alteingesessene Kulmbacher nicht mit Kritik am Stadtrat zurück. "Die machen, was sie wollen", sagte Christa Hansl, die gegenüber der Mälzerei wohnt. "So ein Betonklotz passt hier nicht rein."
Edeltraud Linß, Seniorchefin von Karosseriebau Ludewig mit 125-jähriger Tradition in Kulmbach, erklärte: "Das bewegt mich sehr. Dass ich so was als alte Kulmbacherin noch erleben muss ..." Und ihre Tochter Anette Koslowski meinte: "Das könnte man alles herrichten. Ich finde den Neubau unmöglich."
Kulmbacher Lebensgefühl
Zwei Polizisten und mehrere Ordner waren bei der Demo aufgeboten, aber sie hatten - natürlich - nichts zu tun. "Wir sind keine Krawallmacher oder Steinewerfer", stellte FDP-Kreisvorsitzender Michael Otte fest. Es gehe auch nicht um Parteipolitik oder Polemik, "sondern um das historische Stadtbild und das Kulmbacher Lebensgefühl".
Was das ist, erklärte Martin Pöhner, aus Kulmbach stammender Historiker und Bamberger FDP-Stadtrat: Das Gebäude der früheren Petzbräu, einer der sechs Großbrauereien Kulmbachs um 1900, sei authentisch und das einzige erhaltene historische Brauereigebäude in der Innenstadt. Es sei ein unverzichtbarer Teil der Bierstadt und trage zum Flair Kulmbachs bei. Pöhner appellierte an den Stadtrat, noch einmal mit dem Rosenheimer Bauunternehmer Drösel zu reden.
Ein sinnvoller Vorschlag, wie Stadtrat Thomas Nagel meinte. Die öffentliche Diskussion in Kulmbach und die 400 Unterschriften am FDP-Stand vor einer Woche könnten die Stadtratsmehrheit und der Investor nicht ignorieren.