Ein neuer Besucherrekord wurde beim Rap-‘n‘-Tags-Festival in Presseck am Wochenende zwar nicht aufgestellt, aber darum ging es auch gar nicht.
Klar wurde bei der Veranstaltung jedoch, dass es im Frankenwald und drum herum eine kleine, aber stabile Rapper-Community gibt. Und die kann sich durchaus sehen und hören lassen. Alle Achtung, dass Joe-Al, Jessica Hillebrand "and friends" schon zum dritten Mal einen solchen Event auf die Beine gestellt haben.
Ganz normale Leute
Rapper sind ganz normale Leute, die aber auf der Bühne und in ihren Videos unter einem anderen Namen eine andere Identität leben beziehungsweise eine Seite von sich zeigen, die sie im normalen Leben vielleicht eher zurückhalten.
Vergleichbar mit einem gewissen Gerhard Höllering, den die jetzt älteren Semester einst als Roy Black im deutschen Schlagerhimmel erlebten. Pseudos gab es schon immer. Die der Rapper sind nur etwas komplizierter und aus dem US-amerikanischen beeinflusst. Doch das ist der Zeitgeist.
Nicht so aber Giuseppe Riggio, der jetzt in Presseck auftrat. Das ist sein richtiger Name. Und damit kam er sogar ins Fernsehen. Unter die letzten, also besten 20 der Show DSDS. Dass er recht früh "hinausgewählt" wurde, sagt aber nichts über sein musikalisches Können aus. Was letztendlich als Sieger, genannt "Superstar", der TV-Show herauskam disqualifiziert die Show, nicht aber Platz 20: Giuseppe Riggio. Der junge Wiesbadener kann singen und ist 100-prozentig im Beat. Über die jetzt üblichen Kanäle wie Youtube, iTunes und mit Auftritten wie jetzt in Presseck wird er sicher seinen Weg gehen.
"Ich vertrete kein Klischee, ich vertrete nur mich selbst."
Eher introvertiert kommt "Rocket MC" von der Bühne. "Ich vertrete kein Klischee, ich vertrete nur mich selbst," sagt der Oberpfälzer von sich. Seine Texte wirken eher autobiografisch, manchmal fast romantisch, wofür man sich nicht entschuldigen muss. Seine Moves sind oft sprunghaft zwischen hart und sanft. Und immer hat er ein Lächeln im Gesicht - auch wenn er nach seinem Auftritt irgendwo im Publikum den anderen Acts des Abends zuhört. Auch im Gespann mit "FEEL.ikx". Beide ergänzen sich fast genial.
Rapper Felix Merl alias "FEEL.ikx" aus Bubach in der Oberpfalz ist eher die Rampensau: Klare Worte mit viel Lebensweisheit ("Alles was wir tun ist eine Herzensangelegenheit"), klarer Beat.
Elbersreuther Altrocker überrascht
Zwischendrin gab es beim Rap-‘n‘-Tags-Festival aber auch andere Töne: Beileibe aber keine leiseren. Von der Urzelle der Pressecker Music-Acts: Martin Hillebrand. Der Elbersreuther Altrocker überraschte allerdings mit einer perfekten Ballermann-Nummer. Ernst gemeint? Ja! Gekonnt in jedem Fall.
Und: Joyce. Hillebrands Tochter kam extra aus Berlin in die alte Heimat und sang - gekonnt und brachte etwas Club-Atmosphäre mit deutschen Nummern ins TSV-Heim bis hin zu dem antiquarischen Stück "This boots are made for walking", das einst Frank Sinantras Tochter Nancy in die Charts trieb.
Zurück auf der Rapper-Bühne
Schließlich führte aber der Dritte aus dem Hillebrand-Stall zurück auf die Rapperbühne. Joe-Al und Jessica alias AzumJMelody sind ein Rapper-Paar mit melodösem Hintergrund. Jessica ist eher für die sanfteren Melodien zum Einstieg zuständig, während Joe-Al dazu den Klartext in bester Rappermanier von der Bühne schmeißt.
Beide werden weiter machen. Vielleicht eher unplugged, also ohne Playback aus dem Laptop, sondern mit richtigen Instrumenten auf der Bühne. Das ist zumindest der Plan für die nächste Zeit. Und dass sie ein viertes Rap‘n‘Tags-Festival veranstalten werden, ist auch im Plan.
