Zieht der Gelbe Riese mit seinem Zustellstützpunkt in die E.-C.-Baumann-Straße oder nicht? Eine Hängepartie, die schon zweieinhalb Jahre andauert.
Auf der Industriebrache in der E.-C.-Baumann-Straße 2b tut sich nach wie vor nichts. Stillstand seit zweieinhalb Jahren. Dabei gibt es eine Baugenehmigung und eine Planung, so dass die Post mit ihrem Kulmbacher Zustellstützpunkt und die Prüforganisation Dekra einziehen könnten.
Jetzt ist die Verwirrung komplett: Der Nürnberger Investor ECS, der das 8500 Quadratmeter große Grundstück kaufen und den Neubau an Post und Dekra vermieten wollte, stellt seine Bemühungen ein. "Im Moment ist das Ding tot, jetzt steht alles", sagt Projektentwickler Claus Schöner.
Beteiligt an dem Verwirrstück sind: Aunde
Kulmbach, der Grundeigentümer; ECS Nürnberg als Investor 1; die Brief & Paket Immobilien GmbH, Velburg, als Investor 2; und die Deutsche Post AG.
Alles schien so einfach
Zunächst schien alles so einfach.
Investor 1 kauft das Grundstück und reißt die seit 20 Jahren leerstehenden Gebäude der früheren Weberei Häßler ab. Die Stadt genehmigte im Mai 2014 den Bauantrag von Investor 1, der Vorverträge mit Aunde und Post abgeschlossen hatte.
Aber weder Abrissbagger noch Neubaufirma rückten an. Die alten Hallen gammeln weiter vor sich hin. Der Grund: Investor und Post wurden sich offenbar über den Mietpreis nicht einig. "Zur Post gibt es keinen Kontakt mehr", so Schöner vor einem halben Jahr.
Zweiter Investor eingeschaltet
Der Gelbe Riese schaltete derweil einen zweiten Investor ein: die Brief & Paket Immobilien GmbH, Velburg, die exklusiv für die Deutsche Post AG Logistikzentren baut und vermietet. Aber: Grundeigentümer und Investor 2 wurden sich bisher nicht handelseinig.
Aunde - ein weltweit tätiger Hersteller von Polsterstoffen für die Automobilindustrie - rückt von seinen Vorstellungen nicht ab. "Unser Preis ist fair und marktgerecht", sagt Karin Niechziol von Aunde Kulmbach.
Das Problem für die Post: Sie muss - spätestens im nächsten Herbst - aus ihrem bisherigen Domizil in der Heinrich-von-Stephan-Straße ausziehen. Das Gebäude ist an den BRK-Kreisverband Kulmbach verkauft.
Seit zweieinhalb Jahren also Irrungen und Wirrungen. Darüber, was sich seither hinter den Kulissen getan hat, kann man nur spekulieren.
Gepokert, um Preis zu drücken
Tatsache ist: Mit ECS aus Nürnberg schmeißt einer der Beteiligten die Brocken hin. Wie Projektentwickler Schöner ("Wir haben die Baugenehmigung") mitteilt, habe man sich mit dem zweiten Investor nicht verständigen können.
"Die wollten, dass der Grundstücksverkäufer 25 Prozent mit dem Preis runtergeht. Das hat Aunde nicht gemacht, und nun kam die offizielle Absage der Brief & Paket Immobilien GmbH", so Schöner. "Das Thema ist erledigt" - obwohl man sich mit dem Gelben Riesen bereits einig gewesen sei. Die Post habe gepokert, um die Miete zu drücken. Schöner spricht von einem "Dumpingpreis".
Karin Niechziol von Aunde bestätigt, dass der von der Post beauftragte zweite Investor den Kaufpreis nicht bezahlt. "Das ist der aktuelle Stand", sagt sie und wundert sich, dass das Projekt zu scheitern droht. Mit ECS dagegen sei alles "klar und unterschriftsreif" gewesen.
Stadt: keine weitere Anfrage
Bei der Stadt Kulmbach ist nichts über neue Pläne der Post bekannt. "Es gibt keine weitere Anfrage oder einen Bauantrag", erklärt OB Henry Schramm.
"Wir haben damals schnell gehandelt und die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand. In die weiteren Verhandlungen waren wir nicht eingebunden", so der Oberbürgermeister.
Die Umsiedlung der Post auf das Häßler-Gelände wäre der Stadt recht, sagt Schramm, denn das BRK brauche den Platz. "Das Rote Kreuz wird das Stadtquartier rund um das frühere Postamt aufwerten", so der OB.
Post ist verwundert
Verwundert über die aktuelle Entwicklung ist Reimund Stenglein, Abteilungsleiter für die Postzustellung in der Niederlassung Bayreuth. "Ich habe einen anderen Kenntnisstand", versichert er. Mit Schöner komme man nicht mehr ins Geschäft, er gehe aber davon aus, dass sich Aunde und Brief & Paket einigen. Auch aus der Konzernzentrale in Bonn liege die Genehmigung vor. "Wir wollen diesen Standort in der E.-C.-Baumann-Straße", betont Stenglein und kündigt an, dass der Vertrag "in zwei bis drei Wochen" unterschrieben wird.