Polizei konfisziert Schwarzacher "Scheiß"-Plakat gegen NPD-Bayerntag

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Vor dem Bayreuther Rathaus durfte das Schwarzacher Plakat vor einem Monat bei der Demonstration gegen einen NPD-Aufmarsch aufgehängt werden. Beim Protest gegen den NPD-Bayerntag am Wochenende in Scheinfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) wurde es von der Polizei wegen seines provozierenden Inhalts zunächst konfisziert. Foto: privat
Vor dem Bayreuther Rathaus durfte das Schwarzacher Plakat vor einem Monat bei der Demonstration gegen einen NPD-Aufmarsch aufgehängt werden. Beim Protest gegen den NPD-Bayerntag am Wochenende in Scheinfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) wurde es von der Polizei wegen seines provozierenden Inhalts zunächst konfisziert. Foto: privat

Das Transparent gegen braunes Gedankengut wird beim NPD-Bayerntag in Scheinfeld beschlagnahmt. Jetzt zoffen sich das Bündnis Kunterbunt und die Polizei, was erlaubt ist und was nicht.

So eine Menschenansammlung hat der 4500-Seelen-Ort Scheinfeld (Landkreis Neustadt/Aisch-BadWindsheim) noch nicht erlebt: 400 Teilnehmer beim NPD-Bayerntag, der in den Vorjahren mehrmals in Schwarzach über die Bühne gegangen ist, 2000 Gegendemonstranten und über 500 Polizisten. Beim Protestmarsch bekundet eine Abordnung des Bündnisses Kunterbunt ("Farbe bekennen für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde") aus Schwarzach, Kulmbach und Bayreuth Solidarität mit Scheinfeld - und bekommt schon im Vorfeld Ärger mit der Polizei.

"Es gab auf der Anfahrt massive Kontrollen", berichtet der Schmeilsdorfer Klaus Knorr. Sein mitgebrachtes Plakat mit der Aufschrift "Scheiße ist BRAUN" wird wegen des beleidigenden Inhalts konfisziert. Kunterbunt-Sprecherin Tina Krause aus Bayreuth kritisiert das Vorgehen der Polizei als Schikane. "Das steht in klarem Gegensatz zur Meinungs- und Demonstrationsfreiheit", sagt die SPD-Stadträtin.
Und Klaus Knorr wundert sich: "Wir verwenden unser Transparent seit Jahren bei Demonstrationen. Es hing vor einigen Wochen vor dem Bayreuther Rathaus, als Nazis des Freien Netz Süd eine Kundgebung abhielten. Nie gab es in den letzten Jahren Beanstandungen von Seiten der Polizei."

Krause : Kollektive Beleidigungen nicht strafbar

Tina Krause beruft sich auf das Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1994 zur Aussage "Soldaten sind Mörder": Es besagt, "dass kollektive Beleidigungen nicht strafbar sind und in die Meinungsfreiheit des Einzelnen eingreifen".

Auf Anfrage erklärt Pressesprecherin Elke Schönwald vom Polizeipräsidium Mittelfranken das Vorgehen der Polizei: "Die Kollegen, die bei den Kontrollen zur Gefahrenabwehr eingesetzt waren, empfanden das Plakat als zu provokant. Sie wussten nicht, wie sich die Demonstration entwickelt und befürchteten, dass die Situation aufgeheizt wird."

Klaus Knorr soll noch eine Bestätigung unterschreiben, dass er das Transparent selbst wieder abholt. Was er aber nicht tut. "Ich empfinde das Vorgehen der Polizei als Frechheit, dass ich den weiten Weg nach Neustadt/Aisch auf eigene Kosten noch einmal fahren soll", sagt er.

Doch die Polizeisprecherin glättet die Wogen. Elke Schönwald kümmert sich darum, dass die Schwarzacher ihr Transparent noch während der Demonstration zurückbekommen. "Sie konnten es dann auch noch entrollen", sagt sie und nimmt es zur Kenntnis, dass das Aktionsbündnis die Polizei im Nachhinein scharf kritisiert.

Sie betont, dass die Polizei das Plakat nicht etwa wegen strafbaren Inhalts beschlagnahmt hat, sondern damit die Situation nicht eskaliert. Die Polizei müsse dafür sorgen, dass die nach Artikel 8 Grundgesetz garantiert Versammlungsfreiheit gewährleistet wird. Das gelte auch für die NPD, solange sie nicht verboten ist. "Wir tun alles dafür, dass Versammlungen friedlich ablaufen. Diesen Verfassungsauftrag muss die Polizei erfüllen", so Elke Schönwald.

Das Bündnis hat sich zur Klärung des Sachverhalts an den Bayreuther SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein gewandt. Er soll sich mit dem Innenministerium ins Benehmen setzten. "Wir erwarten, dass das Innenministerium seine Beamten in Zukunft sensibilisiert und rechtlich soweit schult, dass so ein Fauxpas nicht mehr passiert. Außerdem erwarten wir eine Entschuldigung", so Tina Krause.

Ersatz für Schwarzach?

Was bedeutet das NPD-Treffen in Scheinfeld für Schwarzach? Darf man davon ausgehen, dass der Kelch heuer an dem kleinen Ort bei Mainleus vorbeigeht? Im Landratsamt ist bisher kein Aufmarsch der Rechten angemeldet worden. Der Landwirt, der seine Wiese der NPD zur Verfügung gestellt hat, ist zwar telefonisch nicht zu erreichen, aber Kenner der Szene glauben: "Der NPD-Bayerntag hat in Scheinfeld stattgefunden. Das war der Ersatz für Schwarzach."