Pöhlmann blockiert Baumfällung in Thurnau

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Veit Pöhlmann wehrt sich dagegen, dass die Bäume (im Hintergrund) für den millionenschweren Neubau fallen. Foto: Alexander Hartmann
Veit Pöhlmann wehrt sich dagegen, dass die Bäume (im Hintergrund) für den millionenschweren Neubau fallen. Foto: Alexander Hartmann
So soll das Dienstleistungszentrum aussehen, das auf dem früheren Bahnhofsgelände geplant ist. Grafik: Büro Nickel und Wachter
So soll das Dienstleistungszentrum aussehen, das auf dem früheren Bahnhofsgelände geplant ist.  Grafik: Büro Nickel und Wachter
 
Dort, wo noch Bäume stehen, ist der Neubau geplant.
Dort, wo noch Bäume stehen, ist der Neubau geplant.
 

Der Thurnauer Bauhof wollte am Dienstag Bäume auf dem früheren Bahnhofsgelände fällen. Dort ist ein Dienstleistungszentrum geplant. Veit Pöhlmann hat die Abholzaktion blockiert. Er spricht von einer städtebaulichen Fehlentwicklung und bringt den Bürgermeister auf die Palme.

Gestern morgen, kurz nach 7 Uhr: Mitarbeiter des Thurnauer Bauhofs wollen an der Berndorfer Straße Bäume fällen. Neben viel Wildwuchs befinden sich auf der dortigen Grünfläche auch einige bis zu 15 Meter hohe Linden und Ahornbäume. Bäume, die für den Neubau eines rund drei Millionen Euro teuren Gesundheits- und Dienstleistungsgebäudes weichen sollen, der auf dem früheren Bahnhofsgelände geplant ist.

Zur Abholzaktion der Männer um Bauhofleiter Manfred Deller kommt es nicht. Denn ein Mann blockiert die Maßnahme über Stunden. Es ist Veit Pöhlmann, der streitbare Limmersdorfer, der mit seiner Protestaktion aber nicht nur die Bäume retten, sondern vor allem eines will: die Pläne für den Neubau des Dienstleistungszentrums auf der "grünen Insel" auf Eis legen.


"Nacht- und Nebel-Aktion"

Pöhlmann spricht von einer Nacht- und Nebelaktion, die von Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL) initiiert worden sei. "Ohne Notwendigkeit." Der Gemeinderat habe dem Bauvorhaben zwar zugestimmt, es gebe aber noch keine Baugenehmigung seitens des Landratsamtes. Hofmann wolle Fakten schaffen. "Dafür fehlt aus meiner Sicht die Rechtsgrundlage", sagt der Kreisrat der Freien Demokraten, nach dessen Worten der Neubau das Bild Thurnaus aus städtebaulicher Sicht verschandeln würde.

"Das wäre eine Katastrophe. Mit dem Gebäude würde das Ortsbild total zerstört." Pöhlmann verweist auf einen städtebaulichen Rahmenplan von 1988, nachdem die "grüne Insel" geschützt werden müsse, eine Bebauung des Bahnhofsareals nur an der Bürgermeister-Kleinlein-Straße vorgesehen sei.


Ins alte Rathaus?

Im Dienstleistungszentrum sollen die Sparkasse, das BRK, ein Therapiezentrum, eine Arztpraxis und Wohnungen untergebracht werden. Laut Pöhlmann gebe es gerade für Sparkasse und BRK alternative Räumlichkeiten.

"Es gibt wesentlich bessere Optionen der Ortsentwicklung mit den Investoren, die leider nicht geprüft worden sind", sagt der Limmersdorfer, der sich etwa vorstellen kann, dass die Sparkassen-Filiale im alten Rathaus untergebracht werden könnte.


Einstimmiger Beschluss

Mit seinem Vorgehen bringt Pöhlmann Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/Offene Liste) auf die Palme. "Die Baumfällung ist Sache des Marktes. Der Gemeinderat hat den Bauantrag im Oktober auch einstimmig bewilligt", stellt Hofmann fest, der im Dienstleistungszentrums ein für Thurnau bedeutendes Objekt sieht. "Es ist für den Markt eine einmalige Chance", sagt das Gemeindeoberhaupt, das Veit Pöhlmann vehement kritisiert.

Dessen Blockadehaltung gehe ihm "auf den Geist". "Er ist gegen Alles und Jeden. Wenn ich so agiere, wird es in der Gemeinde nie eine Weiterentwicklung geben." Durch Pöhlmanns Protest sieht er das Millionenprojekt gefährdet. "Sparkasse und BRK werden sich das sicherlich nicht lange mit ansehen."


"Die Zeit drängt"

Die Zeit dränge, so Hofmann, nach dessen Worten in der Brutzeit keine Bäume gefällt werden dürfen. Die Abholzaktion müsse deshalb vor dem 1. März stattfinden. "Wenn das nicht passiert, besteht die Gefahr, dass das Projekt auf die lange Bank geschoben wird und letztendlich scheitert."

Der Bürgermeister verweist darauf, dass man sich den Rat der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt habe, die vier Bäume als erhaltenswert einstufe. Das Planungsbüro habe einen Kompromissvorschlag unterbreitet, nachdem zumindest der größte Baum gegenüber der Alten Post stehen bleiben könne. Das Gebäude werde deshalb auch um einige Meter Richtung Bürgermeister-Kleinlein-Straße verschoben. Eine Versetzung Richtung Staatsstraße sei allein wegen der Hochwasserfreilegung nicht möglich.


"Alternativen wurden geprüft"

"Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung und die dauerhafte Einrichtung eines Rettungsdienstes müssen dem Markt wichtiger sein als einige Bäume", betont Hofmann, der mitteilt, dass die Investoren mit in den Neubau wollen. Sie hätten - anders als von Pöhlmann vermutet - Alternativen geprüft, diese aber verworfen. Im Umfeld des Neubaus seien ausreichend Neupflanzungen vorgesehen, so Hofmann.

Nicht nur den Thurnauer Bürgermeister, auch Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) hat Pöhlmanns Protestaktion gestern überrascht. Es sei im langen Ringen gelungen, sowohl BRK als auch Sparkasse für die Neubaupläne zu gewinnen, sagt Söllner, der auch BRK-Kreisvorsitzender und Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse ist und feststellt: "Ich kann nicht verhehlen, dass mich die Angelegenheit langsam nervt."


"Bäume werden gefällt"

In die Abholzaktion selbst sei der Landkreis nicht involviert, da sie auf gemeindlichem Grund stattfinde. Wie Söllner erläutert, gebe es aus naturschutzrechtlicher Sicht keinen Grund, diese zu unterbinden.

Die Bäume werden auch fallen, wie Dietmar Hofmann erklärt. "Wann das nun der Fall sein wird, kann ich heute aber noch nicht sagen", so der Thurnauer Bürgermeister.