Pianist auf dem Weg zum Weltstar gastierte in Thurnau

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Timofey Dolya am Steingraeber-Flügel Foto: Katharina Müller-Sanke
Timofey Dolya am Steingraeber-Flügel Foto: Katharina Müller-Sanke

Der 23-jährige Pianist Timofey Dolya aus Moskau begeisterte die Besucher im Ahnensaal des Thurnauer Schlosses.

Viele Musikliebhaber hatten schon vorher geahnt, dass dieses Konzert ein ganz besonderes Erlebnis werden würde. Der Leiter des Forschungsinstituts für Musiktheater (Fimt), Professor Anno Mungen, kündigte den vielen Besuchern im Ahnensaal des Thurnauer Schlosses einen jungen Pianisten an, der das Zeug zum Weltstar hat.
Timofey Dolya hat die Erwartungen nicht enttäuscht. Tiefgründig und ausgewogen strich er bei Schuberts "Impromptu 2" über die Tasten und sorgte für einen stimmungsvollen Einstieg. Bei Beethovens Waldstein-Sonate Op. 53 in C-Dur zeigte Dolya seine unfassbare Fingerfertigkeit. Er spielte immens schnell, aber gleichzeitig federleicht.


Kraftvoll und unbeschwert


Kraftvoll und unbeschwert zugleich absolvierte er das Konzert. Nach der Pause folgte die Sonate Fantaisie No. 2, Op. 19 von Alexander Skrjabin, Chopins Ballade No. 3 in As-Dur, Claude Debussys "2 Préludes" sowie zum krönenden Abschluss eine Rigoletto Konzertparaphrase von Verdi-Liszt. Letzteres passte besonders gut in den Ahnensaal. Schließlich ist das Thema Oper durch das Fimt hier besonders präsent.

Timofey Dolya ist Träger zahlreicher Preise und besticht durch sein zurückhaltendes Auftreten und seine sympathische Aura. Erst am Klavier lässt der 23-Jährige sein Temperament und Feuer erkennen. Dolya stammt aus Moskau, wo er auch heute noch lebt und am Tschaikovsky-Konservatorium bei Professor Andrey Pisarev studiert. Er ist Träger zahlreicher renommierter Preise, zuletzt gewann er beim großen Preis der "Pianale" den Jurypreis, den Publikumspreis, den Steingraeber&Söhne-Sonderpreis, den Emcypreis sowie eine CD-Aufnahme. Die CD ist mittlerweile auf dem Markt und kann auch im "i-Tunes Store" und bei "Amazon" heruntergeladen werden.

Das Konzert war der Auftakt der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehens des Forschungsinstituts auf Schloss Thurnau.


Forschungsinstitut wird 40 Jahre alt


Seit 40 Jahren beherbergt das prächtige und malerisch gelegene Schloss Thurnau eine Außenstelle der Universität Bayreuth: das Forschungsinstitut für Musiktheater, kurz Fimt, eine weltweit einmalige Institution, an der Interdisziplinarität in Sachen Musiktheater paritätisch verstanden wird. Hier trifft Musikwissenschaft auf Theaterwissenschaft. Studierende und Beschäftigte sind um einen solchen Lernort und Arbeitsplatz zu beneiden.

1976 hatten die ersten Fimt-Mitarbeiter noch in Bayreuth ihre Arbeit aufgenommen. Erst im Sommer 1977 war der Umzug nach Thurnau abgeschlossen. Zunächst als Forschungseinrichtung mit Dokumentationsaufgaben und einem engen Bezug zur Praxis gegründet, wurde 1987 der "Lehrstuhl für Theaterwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung des Musiktheaters" geschaffen, dessen Inhaber stets der Institutsleiter ist. 1987 wurde auch ein Magisterstudiengang aufgenommen.


Bachelor, Master, Promotion


Seit der Modularisierung bietet das Fimt mit der Fachgruppe Musik-Theater den Bachelorstudiengang "Musiktheaterwissenschaft", den Masterstudiengang "Musik und Performance" sowie ein Promotionsprogramm unter dem gleichen Namen an.

Das Thurnauer Institut genießt internationales Renommee und ist weltweit gut vernetzt. Das Projekt zum Wagnerjubiläum "Wagner Worldwide 2013" wurde in Zusammenarbeit mit der University of South Carolina und dem Shanghai Conservatory of Music durchgeführt. Neuere, von der Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Projekte sind "Musik - Stimme - Geschlecht", "Inszenierung von Macht und Unterhaltung. Propaganda und Musiktheater in Nürnberg 1920 - 1950" und die Online-Zeitschrift "Act" für Musik und Performance.

Seit 2016 entsteht ein neuer Forschungsschwerpunkt zu außereuropäischem Musiktheater mit einem Fokus auf Afrika.


Archiv platzt aus allen Nähten


Richtig "angekommen" in Thurnau ist das Institut erst 2006: Damals wurden ausgedehnte Sanierungsarbeiten der Räumlichkeiten und damit ein mehrere Jahre währendes Interim in einem anderen Flügel des Schlosses beendet. Die Anlage aus dem 13. Jahrhundert beherbergt nicht nur Büros, sondern auch die Bibliothek und das im Torhaus untergebrachte und mittlerweile aus allen Nähten platzende Archiv. Im Jubiläumsjahr besteht das Fimt-Team um Leiter Professor Anno Mungen aus acht wissenschaftlichen Beschäftigten und mehreren studentischen Hilfskräften.


Das Jubiläumsprogramm


Sonntag, 23. Juli 17 Uhr Festakt und Konzert "40 Jahre Fimt" im Ahnensaal von Schloss Thurnau. Den Festvortrag hält Professor Christopher Balme, Inhaber des Lehrstuhls für Theaterwissenschaft an der LMU München. Die Sopranistin Bea Robein und der Pianisten Wolfram Maria Märtig bringen eine Hommage an die Sängerin Anna Milder-Hauptmann, der ersten Leonore Ludwig van Beethovens.

Montag, 24. Juli 19 Uhr Podiumsgespräch mit Barrie Kosky
im Iwalewahaus in Bayreuth.
Barrie Kosky ist Regisseur und Intendant der Komischen Oper Berlin. Mit seiner Neuinszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" werden am 25. Juli die Bayreuther Festspiele eröffnet. Moderiert wird die Veranstaltung von Institutsleiter Professor Anno Mungen.

Donnerstag, 3. August 11 Uhr Buchpräsentation "Wagner Worldwide 2013" im Steingraeber-Haus in Bayreuth mit den Professoren Ivana Rentsch, Arne Stollberg, Nicholas Vazsonyi und Anno Mungen; musikalisch begleitet von der Mezzosopranistin Roswitha Christina Müller.

Eintritt frei Alle Veranstaltungen sind öffentlich, der Eintritt ist jeweils frei.