Erst wurde es erlaubt, dann untersagt: Auf dem Pferdehof in Sanspareil darf kein Ponyführen mehr angeboten werden.
Das Pferdeparadies in Sanspareil, das Sonja Hofmann zusammen mit ihrem Mann Peter Volpert betreibt, ist weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Es gilt als Paradies für Tierliebhaber, als Paradies, das Kinder lockt, die beim Ponyführen zum ersten Mal Pferdeluft schnuppern können.
Das Ponyreiten kommt an, doch sieht Sonja Hofmann jetzt ihr Lebenswerk bedroht. Sie startet einen Hilferuf, denn: Nachdem das Landratsamt Anfang Februar die Begegnung von Tier und Mensch unter Einhaltung der Corona-bedingten Hygienevorschriften genehmigt hatte, erfolgte am Montag die Kehrtwende. Die Freizeitaktivität wurde untersagt - auf Weisung der Regierung von Oberfranken, nachdem sich wohl Besitzer anderer Pferdehöfe aus benachbarten Landkreisen, denen ein gleichartiges Angebot untersagt worden war, an ihre Kreisverwaltungsbehörden gewandt hatten.
"Große Not"
"Ich habe Verständnis dafür, dass auf Gleichbehandlung gepocht wird. Uns bringt das nun ausgesprochene Verbot, für das ich kein Verständnis habe, aber in große Not", sagt Sonja Hofmann. Sie weiß, dass auch das Ponyreiten wie eine Freizeitbeschäftigung zu gewichten ist, die im Lockdown gewerbsmäßig ja generell untersagt ist. "Wir haben aber eine besondere Situation. Wir machen das nicht, um Reichtümer anzuhäufen. Wir machen das, um 60 Tiere versorgen zu können."
"Brauchen Perspektive"
Ihren Halbtagsjob hat sie inzwischen aufgestockt, "jedoch reicht dies nicht, um alle Kosten zu decken", betont die Besitzerin: "Wir haben lange versucht, uns so über Wasser zu halten, aber wir benötigen dringend eine Perspektive, damit unser Pony-, Esel- und Pferdeparadies ein solches bleiben kann."
Hofmann hat sich in einem Schreiben an Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) gewandt, die sie um Unterstützung bittet. Und sie hat auch das zuständige Ministerium in München kontaktiert, um auf die Notlage aufmerksam zu machen.
Auflagen erfüllt
Die sei zu Monatsbeginn nicht absehbar gewesen. Da hatte Hofmann Hoffnung geschöpft, nachdem das Landratsamt das Ponyführen genehmigt hatte. "Unter Einhaltung der von Ihnen mitgeteilten Schutz- und Hygienemaßnahmen spricht nichts gegen die erneute Durchführung von Ponyspaziergängen", stand in dem Schreiben aus Kulmbach. In diesem wird angeführt, dass das Ponyführen nur in der freien Natur und nicht auf dem Betriebsgelände erlaubt ist, nur alleine und/oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes sowie mit maximal einer weiteren haushaltsfremden Person stattfinden darf. "All das sind Auflagen, die in Zeiten von Corona selbstverständlich sind, die wir beim Jahresauftakt am 14. Februar natürlich auch erfüllt haben."
Detailliertes Hygienkonzept
Hofmann verweist darauf, dass ein detailliertes Hygienekonzept erarbeitet worden sei. Nur wer sich vorher online angemeldet habe, komme zu den Tieren. "In einem Formular werden die Adresse und die Telefonnummer abgefragt und die Termine vergeben. Eine Nachverfolgung wäre somit gewährleistet." Maximal vier Familien könnten alle 15 Minuten an vier räumlich getrennten Stationen Ponys übernehmen. "Die Tiere werden geputzt und gesattelt von uns übergeben." Dass man auf den Runden ausreichend Abstand halte, stehe beim Ponyreiten ohnehin außer Frage.
Besucheransturm im Felsengarten
Apropos Abstand: Der wird laut Hofmann im angrenzenden Felsenpark, der gerade am Wochenende von auswärtigen Besuchern gestürmt werde, nicht eingehalten. Unzählige Menschen würden sich oftmals ohne Masken beim Spaziergang auf den engen Wegen begegnen. "Das stößt niemandem sauer auf. Das wurmt mich", erklärt Hofmann, die mitteilt, dass viele Parkbesucher auch die sanitären Anlagen auf dem Pferdehof aufsuchen wollen, "weil die Schlösserverwaltung die Toilettenanlage am Morgenländischen Bau noch nicht geöffnet hat".
Das sagt der Bürgermeister
Eine Situation in Sanspareil, die auch der Wonseeser Bürgermeister Andreas Pöhner (CSU) beklagt, der für das Anliegen von Sonja Hofmann Verständnis aufbringt. Die Abwicklung auf dem Pferdehof erfolge vorbildlich, alle Hygienevorschriften seien auch bei der Premiere in diesem Jahr eingehalten worden. Beim Ponyführen gehe es, so Pöhner, auch um das Tierwohl. "Es ist eine Freizeitbeschäftigung, die Sinn macht. Denn die Ponys müssen ja bewegt werden."
Die neue Vorgabe
In der neuen Anweisung des Landratsamts, die nach dem Einschreiten der Regierung erlassen wurde, wird nun auf die aktuelle Rechtslage verwiesen. Nach der gültigen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung dürften Freizeitaktivitäten gewerblich weder unter freiem Himmel noch in geschlossenen Räumen angeboten werden, heißt es. Die Teilnahme am Ponyspaziergang wird nun als unzulässige Freizeitaktivität eingestuft. "Die Versorgung der Tiere ist als triftiger Grund zulässig, aber nur mit dem unbedingt notwendigen Personenkreis und Beachtung der Kontaktbeschränkung."
Ponyführen mit fremden Personen ist nun also doch untersagt. Für Sonja Hofmann, die das bei der Freizeitaktivität eingenommene Geld für die Versorgung der Tiere verwendet, ist das ein Tiefschlag.
"Uns steht Wasser bis zum Hals"
"Unser Kosten sind immens. Wir brauchen selbstverständlich jeden Tag Futter, mehrmals im Monat kommt der Hufschmied. Von den Tierarztkosten möchten wir überhaupt nicht sprechen." Nachdem im Januar auch noch die Versicherungen und der Betrag der Berufsgenossenschaft mit Gesamtkosten von 7000 Euro fällig geworden seien, sei die Zukunft des Hofes akut gefährdet, zumal sie außer der Soforthilfe im Frühling 2020 keinerlei finanzielle Unterstützung bekommen habe. Hofmann: "Uns steht das Wasser bis zum Hals."