Pechmannpreis an CVG-Schüler für Gedenkarbeit verliehen

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Landrat Klaus Peter Söllner überreichte die Urkunde an die P-Seminar-Schüler des Caspar-Vischer-Gymnasiums und deren Kursleiter Christian Kramer (Dritter von links). Umrahmt wurde die gestrige Feierstunde vom Bläser-Ensemble der Schule unter der Leitung von Barbara Fries. Foto: Jochen Nützel
Landrat Klaus Peter Söllner überreichte die Urkunde an die P-Seminar-Schüler des Caspar-Vischer-Gymnasiums und deren Kursleiter Christian Kramer (Dritter von links). Umrahmt wurde die gestrige Feierstunde vom Bläser-Ensemble der Schule unter der Leitung von Barbara Fries. Foto: Jochen Nützel

Die CVG-Schüler des P-Seminars Geschichte erhielten jüngst für ihr Projekt "Stolpersteine" auf Initiative von Christina Flauder den renommierten Pechmann-Preis in München. Nun folgte die nächste Ehre für die Aufarbeitung jüdischer Schicksale in der NS-Zeit: der erstmals ausgelobte "Jugendpreis - Zukunft Kulmbacher Land".

Witze zu machen über den "GröFaz", den "Größten Feldherrn aller Zeiten", firmierte in der NS-Zeit als Straftatbestand unter "Wehrkraftzersetzung". Den Kulmbacher Juden Hermann Aberle brachte ein Jux über Hitler an den Galgen. Selbst Vorzeige-Bürger wie der Stadtrat Matthäus Schneider mussten mit Deportation rechnen, wenn sie gegen das Regime opponierten und noch dazu in der "falschen" Partei waren - in Schneiders Fall die SPD.

Nur zwei Beispiele für die vielen menschlichen Tragödien aus der Zeit des Holocaust, die gestern im Caspar-Vischer-Gymnasium vor dem inneren Auge der Gäste wieder auflebte. Der Grund: Die Schüler des P-Seminars Geschichte Q11/12 mit Kursleiter Christian Kramer bekamen für ihr Projekt "Stolpersteine" den "Jugendpreis - Zukunft Kulmbacher Land" des Landkreises verliehen (siehe Info).

"Sie sind mit ihrer Arbeit die idealen Preisträger", lobte Landrat Klaus Peter Söllner.
Die akribischen Bemühungen der Schüler um die Aufarbeitung von Schicksalen Kulmbacher Bürger gingen weit über das im Lehrplan verlangte Maß für eine Seminararbeit hinaus. "Ihr habt recherchiert, geprüft, verglichen, dokumentiert und präsentiert. Mit dem Projekt regt Ihr Menschen zum Nachdenken an, gerade in Zeiten neonazistischer Umtriebe besonders wachsam zu sein." Die Schüler hätten mit ihren Untersuchungen den Blick geschärft für die Gefahren - und zugleich zehn bleibende Gedenkstätten geschaffen, die "Lernorte gegen das Vergessen" seien. Sie sollen, so Söllner, dauerhaft als Mahnung dienen und gleichzeitig als Aufforderung, nicht zu schweigen, wenn es ein Zeichen zu setzen gilt gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Schulleiterin Ulrike Endres sprach von einem "unbequemen Projekt, mit dem die Region Flagge zeigt gegen eine menschenverachtende Ideologie". Das Engagement der Schüler sei Beispiel dafür, wie eine Schule wirken könne als Ort der Toleranz und gegen jedwede Form von Ausgrenzung Anderer.

"Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann seine Zukunft gestalten", sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Inge Aures und zollte den Schülern Respekt, mit ihrer Arbeit diesen Grundsatz perfekt umgesetzt zu haben. CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner attestierte den Geehrten, Lebensgeschichten in Erinnerung gerufen zu haben. "Sie haben damit Stolpersteine vor die Füße der Ewiggestrigen und der Relativierer gelegt."

Sichtlich bewegt erinnerte OB Henry Schramm daran, dass 1933 auch die Stadt Kulmbach "abgeglitten" sei und sich an der braunen Ideologie berauscht habe. Er habe daher die Schüler von Beginn an bei ihren Recherchen unterstützt, habe die Archive geöffnet und den Bauhof um tatkräftige Mithilfe ersucht.

Am Anfang stand nur ein Name

"Meine Schüler hatten nur einige Namen und ein ungefähres Todesdatum", erinnerte Kursleiter Christian Kramer an die schwierigen Ausgangsbedingungen. Langsam kristallisierten sich Lebensläufe heraus, Spuren von Personen, die bis heute zum Teil noch sichtbar sind in der Stadt. Der Erkenntnisgewinn aus dem Projekt sei für die Beteiligten "weit über eine gewöhnliche Geschichtsstunde hinausgegangen".

Zu den Aufgaben hatte auch gehört, Gelder für die zehn mit Messing überzogenen Steine zu sammeln und sich mit dem Initiator der Aktion, Gunter Demnig, zu verständigen. Am 11. und 12. November 2012 hatte er die besonderen Pflastersteine gesetzt. Zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht am vergangenen Samstag waren diese Stellen Orte für Mahnwachen.


Der Jugendpreis