Patienten und Mitarbeiter des Klinikums Kulmbach brauchen mehr Stellplätze, das äußern die Befragten in unserer Audio-Datei deutlich. Deshalb greift Oberbürgermeister Henry Schramm zu ungewöhnlichen Maßnahmen.
Die gute Nachricht: Wer im Klinikum Kulmbach einen Behandlungstermin hat, zum Beispiel in der Abteilung für Strahlentherapie, kann sich darauf verlassen, dass er pünktlich drankommt. Fünf Minuten Wartezeit - das ist schon lang. Die schlechte Nachricht: Trotzdem müssen Patienten viel Zeit mitbringen, um zu ihrem Termin zu kommen. Parkplätze sind rund ums Klinikum nämlich knapp, das Parkhaus meist voll, die Parkplätze im Freien belegt.
Die Mitarbeiter an der Pforte des Klinikums haben es immer wieder mit aufgebrachten Menschen zu tun: Patienten, Besucher, aber auch Mitarbeiter, die vergeblich nach einem Stellplatz gesucht haben, am Ende resignieren, ihr Fahrzeug irgendwo abstellen - und einen Strafzettel riskieren. Der Klinikums-Zweckverband würde das gerne ändern. Wenn er denn könnte. Pläne für ein zusätzliches Parkhaus liegen derzeit auf Eis. Anwohner der Albrecht-Dürer-Straße, die kein Parkhaus in der Nachbarschaft wollen, weil sie Beeinträchtigungen befürchten, haben geklagt - und gewonnen.
Nun will der Zweckverband einen neuen Anlauf machen, und der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm, stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung, greift dazu zu außergewöhnlichen Mitteln: Am Aschermittwoch hat er eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Die CSU-Stadtratsfraktion hat bereits signalisiert, dass sie das Anliegen unterstützt. "Aber ich sehe meine Initiative ausdrücklich als überpartelich", versichert Schramm. "Die Parkplatzsituation geht schließlich alle an."
"Die Menschen brauchen es, die Patienten wollen es"
Die Aktion soll zeigen, dass der Wunsch nach weiteren Parkmöglichkeiten nicht allein von der Verbandsversammlung ausgeht, sondern dass er von einer breiten Mehrheit getragen wird.
"Die Menschen brauchen es, die Patienten wollen es. Und den Beschäftigten nützt es auch", begründet Schramm diesen Schritt. Das Klinikum habe eine zentrale Versorgungsfunktion für die Region und sei in den letzten Jahren stetig gewachsen. Gestiegen seien nicht nur die Patientenzahlen, sondern auch die Zahl der Beschäftigten. Rund 1300 Männer und Frauen arbeiten mittlerweile im Klinikum - und sie wünschen sich ebenso wie Patienten und Besucher Parkplätze, von denen aus ihr Arbeitsplatz gut zu erreichen ist.
Passanten am Klinikum Kulmbach zur Parkplatzsituation by Infranken.de
Schramm kennt die Zustände am Klinikum gut. Ständiger Parksuchverkehr, weite Wege: "Das ist eine Belastung für Mitarbeiter und Besucher, vor allem aber für geschwächte Patienten, die auf kurze Wege zur onkologischen Tagesklinik, zur Strahlentherapie oder zu ambulanten Untersuchungen angewiesen sind."
Zwar wolle man kurzfristig rund ums Klinikum einige Behelfsparkplätze einrichten und prüfe derzeit Möglichkeiten, wo das machbar sei. Letztlich aber brauche man am Klinikum schnell ein zusätzliches Parkhaus - und deshalb wolle man der Forderung mit einer Unterschriftenaktion Nachdruck verleihen, so Schramm. "Wer jetzt unterschreibt, spricht sich für den schnellstmöglichen Bau weiterer Parkplätze aus."
"Ja zu weiteren Parkmöglichkeiten am Klinikum Kulmbach" lautet denn auch die Überschrift für die Listen, die mittlerweile unter anderem im Rathaus und an der Pforte im Klinikum ausliegen. Schon kurz nach Start der Aktion scheint es, als ob die Initiatoren damit den Nerv der Menschen getroffen haben: die Listen füllen sich zügig. Die Zustände rund ums Klinikum gefallen offensichtlich niemandem wirklich gut.
Und das sagen die Gegner:
Dass es eine Unterschriftenaktion fürs Klinikums-Parkhaus gibt, hat sich schnell herumgesprochen. Auch bei denen, die wegen des Bauvorhabens schon einmal vor Gericht gezogen sind.
"Zu der Aktion kann ich nur sagen: Thema verfehlt", meint Irina Trukenbrod, eine der Gegnerinnen des Bauvorhabens. Sie und die übrigen Anwohner der Albrecht-Dürer-Straße seien nicht gegen das Parkhaus. "Wir wissen, dass das Klinikum dringend Parkplätze braucht. Uns geht es ausschließlich um den Standort." Und da seien Stadt und Zweckverband gefordert, eine Lösung zu finden.
Irina Trukenbrod hält es für nicht ausgeschlossen, dass dann, wenn reichlich Unterschriften gesammelt wurden, womöglich die alten Pläne für ein Parkhaus oberhalb der Albrecht-Dürer-Straße wieder aus der Schublade geholt werden. Aber sie lässt auch keinen Zweifel daran, dass sich die Anwohner dann wieder wehren werden. "Notfalls werden wir wieder klagen."
„Dekokratie“ (!) wird auf den Kopf gestellt und von Oben nach Unten inszeniert!
Diese vom Stadt-Oberhaupt initiierte Unterschriften-Sammlung erinnert irgendwie an das Demokratie-Verständnis eines Wladimir Putin.
(Denjenigen angesprochenen systemrelevanten Spießbürger möchte ich kennen, der sich traut „NEIN“ zu sagen, wenn er von seinem Vorgesetzten zur Unterschrift aufgefordert wird.)
Ich kann die Bedenken der Anwohner und insbesondere von Frau Trukenbrod sehr gut nachvollziehen.
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Bevor unser Herr Schramm ein neues Parkhaus für viel Geld fordert, dass ebenfalls kaum genutzt wird, wie das bereits vorhandene Parkhaus, das übrigens in einem sehr ungepflegten Zustand ist (wenn auch nicht so katastrophal wie das Parkhaus Basteigasse), sollte man erstmal dringend den ÖPNV sprich Stadtbusverbindung zum Klinikum zeitgemäss aufbauen.
Warum gibt es keine vernünftige Stadtbusverbindung vom und zum Klinikum Kulmbach?
Gerade am Wochenende zu den Hauptbesuchszeiten im Klinikum gibt's keinerlei Möglichkeit das Klinikum als Kulmbacher per Bus zu erreichen. Wer tägliche Krankenbesuche machen muss und kein Auto besitzt, für den ist eine teure Taxifahrt leider keine Alternative.
Eine gut ausgebaute Stadtbusanbindung käme auch den Mitarbeitern des Klinikums zugute, so dass sicher der eine oder andere Mitarbeiter das eigene Auto zuhause lässt und den Bus nimmt.
Womit wieder mehr freie Parkplätze zur Verfügung stünden.
In vielen Städten sind die Kliniken hervorragend an den ÖPNV angebunden - nur in Kulmbach gehen die Uhren (mal wieder) anders und das Pferd wird von hinten aufgezäumt.
Herr Schramm würde sich bedanken, wenn man vor seinem Haus ein solches Parkhaus hinstellen würde.
Ich wünsche jedenfalls Frau Trukenbrod und allen anderen Anwohner viel Glück und langes Durchhaltevermögen.
Der Meinung der Anwohner aber auch unseres Oberbürgermeisters sowie allen Betroffenen kann ich nur zustimmen... besonders derer die in Not zur Ambulanz müssen. Warum kann man denn das bestehende Parkhaus und die schon vorhandenen Parkplätze nicht etwas ausbauen? Wäre es evtl. auch möglich imBereich der Wohneinheiten oberhalb des Klinikums Parkmöglichkeiten zu schaffen??? Ist es nötig das feste Taxistellplätze vorhanden sind? Allgemein finde ich die Situation am Klinikum sehr verbaut... wie ein Gartengrundstück am Haus, wo man keinen direkten Zugang hat!
Eine Lösung, sicher, da sind alle dafür. Nur nicht vor der eigenen Haustür. Florian lässt grüßen.